Johann Adam Oest verstorben

Kammerschauspieler Johann Adam Oest ist im Alter von 72 Jahren in Wien verstorben. Oest war seit 1986 mit kurzen Unterbrechungen Ensemblemitglied des Burgtheaters und trat regelmäßig in Fernsehserien und Kinofilmen auf.

Der 1946 in Babenhausen in Hessen geborene Oest absolvierte seine Schauspielausbildung in Hamburg. Er spielte zunächst an Theatern in Karlsruhe, Recklinghausen, Ettlingen, am Zürcher Theater am Neumarkt, am Grillo-Theater Essen und am Schauspielhaus Bochum, ehe er mit Claus Peymann ans Burgtheater kam. Hier war er mit Ausnahme der Jahre 2000 bis 2002 bis zuletzt tätig.

„Johann Adam Oest konnte alles spielen, und alle wollten mit ihm spielen. Er war der liebenswürdigste Kritiker, der tiefdenkendste Humorist des Hauses, immer absolut integer, von allen geliebt. Er fehlt fürchterlich“, so Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann.

Johann Adam Oest als "Wagner" in "Ludwig II." 2016 im Akademietheater

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Oest 2016 als Wagner in „Ludwig II.“ im Akademietheater

Mitwirkung in 68 Burgtheater-Inszenierungen

Am Burgtheater arbeitete der vielseitige Darsteller mit den markanten buschigen Augenbrauen unter anderem mit Manfred Karge, Claus Peymann, Peter Turrini, Peter Palitzsch, Paulus Manker, Michael Grüber, Thomas Langhoff, Andrea Breth, Barbara Frey, Matthias Hartmann, Roland Schimmelpfennig, Michael Thalheimer, Alvis Hermanis, Herbert Fritsch und Christian Stückl.

Er wirkte in 68 Inszenierungen in unzähligen Rollen mit. Seine letzten Rollen am Burgtheater waren Zettel und der Weber/Pyramus in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ und Kaiser Franz Joseph in Joseph Roths „Radetzkymarsch“ in der Regie Johan Simons, die beide 2017 Premiere feierten.

Oest spielte zwischen 2000 und 2002 (gemeinsam mit Robert Hunger-Bühler) den Mephisto in Peter Steins Mammut-„Faust“, der bei der Expo in Hannover Premiere feierte und 2001 auch in Wien gezeigt wurde. Daneben war er auch immer wieder bei den Salzburger Festspielen zu sehen.

Johann Adam Oest mit Nestroy 2010

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Zweimal wurde Oest mit einem Nestroy ausgezeichnet

Zwei Nestroy-Auszeichnungen

Zweimal wurde er für seine subtilen, hintergründigen Rollengestaltungen mit dem Nestroy-Preis für die beste Nebenrolle ausgezeichnet: 2004 für seinen pharisäerhaften TV-Journalisten Ross, der in „Die Ziege oder Wer ist Sylvia“ von Edward Albee dem Freund ein ungeheuerliches intimes Geständnis entlockt, sowie 2010 für verschiedene Rollen in „Der goldene Drache“ von Schimmelpfennig.

Bei der Verleihung erhielt er von Regina Fritsch eine hinreißende Laudatio („Wäre er ein Berg, wäre er der Himalaya. Wäre er Hollywood-Schauspieler, wäre er Jack Nicholson. Wäre er ein Sänger, wäre er Enrico Caruso. Wäre er ein Land, wäre er Atlantis ...“) und dankte mit einer kleinen Wahlrede: „Ich bedanke mich bei meinen Wählerinnen und Wählern. Ich möchte ein Nebendarsteller für alle sein.“

Darstellungen in „Herr Lehmann“ und „Jud Süß“

Mit Regisseur Leander Haußmann drehte er die Filme „Herr Lehmann“ (2002), „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ (2007) und „Hotel Lux“ (2010). Auch mit Oskar Röhler („Jud Süß - Film ohne Gewissen“), Philipp Stölzl („Goethe“), Michael Riebl („Planet Ottakring“) und zuletzt Virgil Widrich („Die Nacht der tausend Stunden“) drehte der Schauspieler, der zudem eine lange Liste an TV-Arbeiten aufzuweisen hat.

Neben der Kainz-Medaille der Stadt Wien (1992/93) und dem Hessischen Fernsehpreis (2005) ist der Schauspieler gemeinsam mit Astrid Thomessen auch als Bauherr ausgezeichnet worden: Ihr von Hertl.Architekten aus Holz und Beton ausgeführtes Wohnhaus in Diex am südliche Abhang der Kärntner Saualpe erhielt den Kärntner Landesbaupreis 2015.

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