Streit an HTL: Vier Schüler ausgeschlossen

Nach dem handgreiflichen Konflikt zwischen einem Schüler und einem Lehrer an einer HTL in Ottakring müssen vier Schüler und der Pädagoge die Schule verlassen. Der Fall bringt auch Änderungen bei Lehrerverträgen.

Das gab die Bildungsdirektion Dienstagvormittag in einer Pressekonferenz bekannt. Grundlage für die Entscheidung ist ein Untersuchungsbericht. Die mit Juristen, Schüler-, Lehrer- und Ministeriumsvertretern besetzte Kommission prüfte, wie sich die Auseinandersetzung in der HTL-Klasse genau abspielte und wieso die Situation derart eskalieren konnte - mehr dazu in Kommission soll HTL-Vorfall klären.

Suche nach alternativem Ausbildungsweg

Vier der sechs auf dem Video zu sehenden Schüler werden nun auf Basis des Untersuchungsberichts von der Schule ausgeschlossen. Bei ihnen lägen ausreichende Gründe vor, sie aus der Schule auszuschließen, weil von ihnen Gewalt gegenüber dem Lehrer und anderen Schülern ausgegangen sei, so Bildungsdirektor Heinrich Himmer.

HTL Ottakring

ORF

Die Vorfälle ereigneten sich an dieser HTL - Schüler filmten mit Handy mit

Zwei weitere Schüler, die auf dem Video zu sehen sind, hätten sich danebenbenommen, von ihnen sei aber keine Gewalt ausgegangen. Die vier ausgeschlossenen Jugendlichen stehen nun im Maturajahr ohne Schulplatz da. Um ihnen nicht ihre berufliche Zukunft zu verbauen, soll die Bildungsdirektion laut Himmer nun individuelle Ausbildungsangebote für die Schüler entwickeln. Man bemühe sich, einen weiteren Ausbildungsweg zu finden.

Keine Konsequenzen für Schulleitung

Ebenfalls die Schule verlassen wird der betroffene Lehrer, da laut Himmer „eine pädagogische Eignung für die Weiterverwendung nicht vorliegt“. Der auf ein Jahr befristete Vertrag des Quereinsteigers wird, wie von der Schule schon vorher angekündigt, nicht verlängert. Mit dem Lehrer konnte keine direkte Befragung erfolgen. Er befindet sich laut Himmer noch im Krankenstand. Es habe eine schriftliche Beantwortung der Fragen an ihn durch einen Anwalt des Lehrers gegeben.

Schüler müssen HTL Ottakring verlassen

Nach der sogenannten „Spuck-Affäre“ an der HTL Ottakring müssen vier Schüler und ein Lehrer die Schule verlassen.

Keine Konsequenzen gibt es für den Direktor der HTL in Ottakring. Von ihm liegt laut Himmer eine „lückenlose Dokumentation“ des Falls vor. Aus Sicht der Bildungsdirektion sei ihm kein Vorwurf zu machen. Er habe schon Anfang Oktober gemeldet, dass es problematische Situationen im Unterricht gab.

Stadt will drei Monate Probezeit für Junglehrer

Himmer zieht auch weiterführende Lehren aus dem Fall. So soll künftig verpflichtend in den befristeten Dienstverträgen für Lehrerinnen und Lehrer im ersten Jahr eine dreimonatige Probezeit festgeschrieben werden. Diese soll leicht kündbar sein. Sie soll es schon ab dem kommenden Schuljahr geben.

Grundsätzlich starte jeder Lehrer mit einem auf ein Jahr befristeten Vertrag in den Dienst, so Himmer. Diese Dienstverhältnisse seien derzeit allerdings nur schwer auflösbar, selbst wenn man - wie im Fall des Lehrer an der HTL Ottakring - schon nach einem Monat sehe, dass jemand für den Lehrerberuf ungeeignet sei. Es sei deshalb sinnvoll, eine auch in anderen Bereichen üblich Probezeit einzuführen und damit zu verhindern, dass ungeeignete Lehrer ein Jahr lang im Klassenzimmer stehen.

„Man muss die Schüler schützen“

Außerdem soll in den befristeten Dienstverträgen ausdrücklich eine Kündigungsmöglichkeit festgehalten werden, um in entsprechenden Fällen das Dienstverhältnis rasch beenden zu können. Derzeit sei dafür eine lange und genaue Dokumentation erforderlich, die Auflösung befristeter Verträge sei auch „keine gelebte Praxis in Österreich“. „Aber man muss die Schüler schützen“, so Himmer.

Er will diese beiden Änderungen schon mit dem Schuljahr 2019/20 in den Dienstverträgen verankern. In den nächsten zwei Wochen will Himmer mit der Gewerkschaft darüber verhandeln. Rechtlich seien diese Änderungen ohne Gesetzesänderung möglich.

„Brauchen mehr Geschwindigkeit im System“

Eine weitere Konsequenz aus dem aktuellen Anlassfall ist die Einführung von Checklisten für Schulen und Bildungsdirektion, wie mit ähnlichen Krisensituationen umzugehen ist. „Wir brauchen hier mehr Geschwindigkeit im System.“ Außerdem sollen Lehrer sowie Quereinsteiger ohne klassische Pädagogenausbildung künftig noch stärker darauf vorbereitet werden, wie sie eine Klasse sinnvoll führen können. Der Bericht selbst soll laut Bildungsdirektion nicht veröffentlicht werden.

Kursierende Videos im Internet als Auslöser

Auslöser der Untersuchungen waren im Internet kursierende Videos, die Anfang Mai aufgetaucht waren. Diese zeigen, wie ein Schüler den Lehrer offenbar provoziert und von diesem dann bespuckt wird. Der Jugendliche revanchiert sich, indem er den Lehrer gegen die Tafel stößt, bevor andere Schüler einschreiten. Weitere Videos halten offenbar andere Vorfälle fest, in denen der Pädagoge bereits vor diesem Vorfall von Schülern schikaniert wurde.

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