Altersforscher Slaven Stekovic im Gespräch

Gewissermaßen ist dem Molekularbiologen Slaven Stekovic das Interesse an der Altersforschung in die Wiege gelegt, denn seine Urgroßmutter wurde 110 Jahre alt.

„Altern betrifft uns alle irgendwann,“ erklärt Slaven Stekovic sein Forschungsinteresse, auch wenn er selbst noch nicht einmal 30 Jahre zählt. Die Langlebigkeit seiner Urgroßmutter war im übrigen eher die Regel als die Ausnahme unter den Frauen in ihrem Heimatdorf, wohingegen die Männer alle im Schnitt deutlich früher starben. „Dafür gibt es mehrere Gründe,“ sagt Stekovic. Zum einen ist der höhere Testosteronspiegel von Männern ein Gesundheitsrisiko, zum anderen konsumierten die Männer im Dorf deutlich mehr Alkohol als die Frauen. Der wahrscheinlich wesentliche Unterschied: die Frauen hatten alle aus religiösen Gründen regelmäßig gefastet.

Slaven Stekovic

Lukas Beck

Fasten reinigt die Zellen

Und da setzt Stekovic mit der Forschung auf biochemischer Ebene an: in Fastenperioden wird die sogenannte Autophagie stark angekurbelt, jener Mechanismus, der kaputte oder schädliche Anteile in der Zelle isoliert und abstößt bzw. recycelt, also eine Art Müllabfuhr überflüssigen Materials. Zellschäden werden damit verhindert, die Erneuerung der Zellen wird begünstigt und Erkrankungen vorgebeugt. Vom ewigen Leben will der Molekularbiologe aber nicht sprechen: „Der Alterungsprozess ist sehr komplex und lässt sich auch durch Fasten nicht ausschalten.“

„Die Wissenschaft will die Gesundheit von lebenswichtigen Organen bewahren, um auch im Alter eine möglichst gute Lebensqualität zu gewährleisten.“ sagt Stekovic. Neben Fasten kann dazu auch das erst vor neun Jahren entdeckte Spermidin beitragen, enthalten nicht nur im namensgebenden Sperma, sondern auch in Lebensmitteln wie Weizenkeime oder Pilzen. Um dem heutigen Lebensstil Rechnung zu tragen, kommt jetzt Spermidin auch als Nahrungsergänzungsmittel in Kapselform auf den Markt. Testpersonen berichten von spürbarer Wirkung schon nach wenigen Wochen.

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Dem Jugendwahn unserer Zeit steht der Forscher dennoch skeptisch gegenüber: „Den Kult ums Jungbleiben durch Methoden der ästhetischen Chirurgie halte ich für wenig produktiv.“ Dafür gehört regelmäßiges Fasten für ihn zum Alltag: einmal pro Woche verzichtet er für 24 Stunden auf Nahrung, trinkt nur Wasser und schwarzen Kaffee. „Der kurbelt zusätzlich die Fettverbrennung an.“ Und er sieht die Sinnhaftigkeit auch menschheitsgeschichtlich begründet: „Natürliche Fastenperioden sind integrativer Teil unserer Biologie.“