Juraczka wird neuer Wiener ÖVP-Chef

Lange hat die Suche gedauert, nun ist es vollbracht: Der Parteivorstand der Wiener ÖVP hat sich am Montag auf Manfred Juraczka als Nachfolger von Christine Marek geeinigt. Er kündigte sogleich an: „Es muss sich einiges ändern.“

Manfred Juraczka

APA/Hochmuth

Juraczka wird neuer Chef

Die derzeitige interimistische Obfrau Gabriele Tamandl soll die Geschäfte noch weiterführen, bis der neue Obmann bei einem Parteitag am 25. Februar 2012 offiziell gekürt wird. Laut Tamandl wurde der nicht amtsführende Stadtrat Juraczka im Vorstand mit mehr als 85 Prozent der Stimmen gewählt.

„Ich freue mich über dieses tolle Votum“, so Juraczka und zeigte sich für die Zukunft optimistisch. Es gebe einen Bedarf an bürgerlicher Politik in dieser Stadt: „Ich denke, es ist höchst an der Zeit, dass wir uns nicht mit Interna beschäftigen, sondern wieder rausgehen zu den Leuten, mit ihnen reden und Modelle anbieten, wo wir wieder zur Heimat für bürgerliche Menschen in dieser Stadt werden können.“ Juraczka will künftig nicht nur „Frontalopposition machen wie andere Parteien“. Das inkludiere natürlich, dass „wir uns auch eigene produktive Ideen zur Zukunft dieser Stadt machen“.

Neuer Chef glaubt an Aufbruchstimmung

Juraczka betonte außerdem: „Ich sage ganz offen, es ist Zeit, dass sich in der Politik in dieser Stadt etwas ändert - nicht nur in der ÖVP. Da hat uns ja das Wahlergebnis in Kenntnis gesetzt, dass wir so manches ändern müssen.“ Die Volkspartei erzielte bei der Wien-Wahl 2010 ein desaströses Resultat von 13,99 Prozent.

Er, Juraczka, sei aber überzeugt, „dass wir es schaffen werden, dass auch durch alle Bereiche der Partei eine gewisse Aufbruchstimmung geht.“ Das sei auch „dringend notwendig“. Auch an seinem Bekanntheitsgrad will er arbeiten: „Man wird mich schon kennenlernen. Ich werde schon verstehen, mich zu artikulieren.“ Man werde dies - so hoffe er - an „pointierten und auf den Punkt gebrachten Inhalten“ merken.

Stadtrat erst seit September

Juraczka wurde am 29. September als neuer nicht amtsführender Stadtrat im Wiener Gemeinderat angelobt. „Ich will keine Fundamentalopposition betreiben, sondern bin bereit, mit allen Parteien in einzelnen Sachfragen Allianzen zu schmieden“, sagte der 42-jährige Hernalser damals.

Juraczka trat bereits als Schüler der Jungen ÖVP bei. Erfahrungen in der Wiener Kommunalpolitik sammelte er in verschiedenen Funktionen innerhalb der JVP und des ÖAAB. 2003 wurde er Bezirksparteiobmann in Hernals. Von 2007 bis 2010 war er in dem Bezirk auch Bezirksvorsteher-Stellvertreter.

An der Uni Wien studierte Juraczka Politikwissenschaft. In dieser Zeit war er auch parlamentarischer Mitarbeiter eines Nationalratsabgeordneten, danach wechselte er in die PR-Branche. Zuletzt war er als Marketing-&-Sales-Manager in einem internationalen Technologiekonzern tätig. Juraczka ist verheiratet und Vater eines Buben.

Viele Personen im Vorfeld im Spiel

Die Obmannsuche stellte sich für die ÖVP als überaus schwierig heraus. Alle anderen möglichen Namen verschwanden während der Obmannsuche meistens so schnell, wie sie aufgetaucht waren. Die Staatssekretäre Sebastian Kurz und Wolfgang Waldner wollten von Vornherein nicht. Relativ lange im Gespräch war der ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament, Othmar Karas. Doch dieser machte zuerst noch Werbung in eigener Sache, um sich dann doch selbst wieder aus dem Spiel zu nehmen - mehr dazu in Karas sagt ÖVP Wien ab.

Fühlt sich nicht als „Notnagel“

Zuletzt hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass der ehemalige Chef des Stahlkonzerns Böhler-Udeholm und jetzige Nationalbank-Präsident Claus Raidl Interesse an der Funktion habe. Sollte es tatsächlich je bestanden haben, dürfte es jetzt vom Tisch sein. Und auch öffentlich unbekanntere Namen, wie etwa der Wiener Unternehmer Harald Mahrer, sind wieder verworfen worden. Damit blieb nur noch Manfred Juraczka übrig. Er gab als Einziger seiner Partei keinen Korb.

Als Notnagel fühlt er sich „überhaupt nicht“., wie er nach der Wahl versicherte. Es sei ihm immer ein wesentliches Ziel gewesen, eine breite Basis zu schaffen: In den vergangenen Tagen sei mit verschiedenen möglichen Kandidaten gesprochen und versucht worden einen breiten Konsens herzustellen: „Und das ist uns gelungen. Darauf bin ich stolz und das ist auch gut so.“

Der künftige Obmann bekommt vier neue Stellvertreter. Neben Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz und Gemeinderätin Ingrid Korosec, die diese Funktion schon bisher innehatten, werden ihm künftig Gemeinderätin Isabella Leeb, die Obfrau der Wiener ÖVP-Frauen und Bezirksvorsteherin der Josefstadt, Veronika Mickel, der Nationalratsabgeordnete Wolfgang Gerstl und Wirtschaftsbund-Direktor Alexander Biach zur Seite stehen.

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