Integration aus Migranten-Sicht

Die österreichische Innenpolitik auf Serbo-Kroatisch und indonesische Tänze: Die Wiener Integrationswoche zeigt bis zum 9. Mai mit Theaterstücken, Konzerten und Diskussionen, was die Stadt zum Thema Integration zu bieten hat.

„Wir wollen den Begriff Integration nicht den Politikern überlassen. Das ist zu einem Unwort geworden“, sagte Dino Sose vom Veranstalter BUM-Media gegenüber wien.ORF.at. Er wolle zeigen, was Migranten tatsächlich unter dem Begriff verstehen. Auch die Wiener sollten so einen Einblick in die Lebenswelten der einzelnen Communities bekommen, meinte Sose. Die Organisatoren zeigen 140 Veranstaltungen rund um das Thema Multikulturalität. Die Eröffnung findet am 2. Mai in der Brunnenpassage statt.

Ani Gülgün-Maier Alev Korun

BUM-Media

Auch in diesem Jahr moderiert die ORF-Journalistin Ani Gülgün-Mayr (links) die Eröffnung in der Brunnenpassage

Sozialer Brennpunkt Schule

15 Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund des bfi Margaretenstraße schrieben gemeinsam mit der Regisseurin Sandra Selimović das Theaterstück „It’s my life!“ Eine Schule, die als sozialer Brennpunkt mit zu vielen Migranten gehandelt wird, wird eines Tages geschlossen und die Schüler vor die Tür gesetzt. Zunächst beginnen diese sich selbst zu unterrichten und ihre Freizeit gemeinsam zu verbringen. Langsam kommen den schullosen Jugendlichen jedoch Ängste über ihre Zukunft.

Sie erfahren, dass an einer Nachbarschule ein einziger Schulplatz frei ist und beginnen einen skrupellosen Kampf mit rassistischen Kränkungen und Beleidigungen. Am Ende soll ein Casting entscheiden, wer den Schulplatz bekommt. Jeder hat eine Minute Zeit, um vor der Kamera zu zeigen, warum er oder sie den Platz verdient. Das Stück wird im „Dschungel Wien“ im Museumsquartier aufgeführt. Zudem werden Dostojewskis „Schuld und Sühne“ und eine Theatermatinee unter dem Titel „Das Fremde ist das Naheliegendste“ aufgeführt.

It's my life im Dschungel

Ulrike Knezek

Schüler des bfi Margaretenstraße führen das Theaterstück „It’s my life!“ auf

Inuit-Skulpturen und geschmückte Totenköpfe

Das Ausstellungsprogramm der Integrationswoche zeigt in diesem Jahr Kunstschätze vom Nordpol bis Indien. Die Ausstellung „Kunst und Kultur vom Nordrand der Welt“ zeigt Masken, Skulpturen und Alltagsgegenstände der Inuit und anderer nordindianischer Stämme. Das Museum für Völkerkunde beteiligt sich ebenfalls mit der Ausstellung „Naga. Schmuck und Asche“ an der Veranstaltung. Zu sehen sind geschmückte Totenköpfe aus dem Nordosten Indiens, dem Stammgebiet des Naga-Volkes. Mehr dazu in Schmuck und Asche der indischen Naga.

Kooperation mit Balkan Fever Festival

In diesem Jahr findet die Integrationswoche zeitgleich mit dem „Balkan Fever Festival“ statt. Die Konzerte von „Theodossii Spassov Folk Quintet“ und „Pero Defformero“ sind auch Teil des Musikprogramms der Integrationswoche. Der bulgarische Musiker Theodossii Spassov spielt im Ost-Klub landestypische Folklore-Musik mit Jazz-Elementen. Dabei dürfen Dudelsack, Laute und eine Holzflöte nicht fehlen.

Theodosii Spassov Folk Quintet

Alexander Nishkov

Das „Theodossii Spassov Folk Quintet“ tritt am 5. Mai im Ost-Klub auf

Die serbische Band „Pero Defformero“ spielen harten Metal mit serbischen Texten. In manchen Liedern nimmt die Band aus Novi Sad die florierende Turbo-Folk-Kultur in ihrer Heimat auf die Schippe. Zudem spielen das serbisch-iranische Trio „Sormeh“ und die Jazz-Band „Kevin Woodford Quartett“.

Unternehmensberatung

Am 3. Mai bietet die Wirtschaftskammer Wien im „EPU-Zentrum“ in der Operngasse kostenlose Unternehmensberatung in Slowakisch und Türkisch, einen Crash-Kurs in Online-Marketing und einen Workshop zum Thema „Finanzierung und Förderung“. Die Angebote richten sich primär an Unternehmer mit Migrationshintergrund, können jedoch von allen Besuchern wahrgenommen werden.

Polit-Talk auf serbo-kroatisch

Was halten eigentlich Wiener mit ex-jugoslawischer Muttersprache von der heimischen Innenpolitik? In der Polit-Talk-Sendung „Runde 3“ auf dem freien Fernsehsender OKTO diskutieren Dino Sose (BUM-Media), Zarko Radulovic (Medien- Servicestelle Neue ÖsterreicherInnen) und Olivera Stajic (DaStandard) eine Woche lang auf Serbo-Kroatisch darüber, wie sich die Politiker in Österreich anstellen und welchen Partei-Chef die Migranten am liebsten wählen.

Die Sendung ist in Deutsch untertitelt. „Wir möchten zeigen, wie wir über die Politik und Österreich reden, wenn wir unter uns sind“, so Sose. Damit gewähren die Veranstalter den Wienern einen Einblick in ihre Community, der ansonsten nur Eingeweihten zu sehen bekommen.

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