„Kaffeehausbetrieb“ an Schulen

Der vor über zwei Monaten ernannte Schulschwänz-Beauftragte Horst Tschaikner ortet an manchen Schulen „Kaffeehausbetrieb“, über 5.000 regelmäßige Schulschwänzer gibt es in Wien. Elternvertreter fordern mehr Schulpsychologen.

Wenn Eltern das Schwänzen unterstützen - etwa weil sie einen gemeinsamen Urlaub gebucht haben - ist das nicht in Ordnung, meinte Katja Kolnhofer vom Elternverein der Pflichtschulen. Problematischer findet sie Familien, die keinen Bezug zu den Kindern haben. „Da kann man den Eltern nicht einfach nur sagen, schauts, dass eure Kinder in die Schule gehen - wenn sie keinen Zugang zum Kind haben, wie sollen sie es denn machen“, meinte Kolnhofer in einem „Radio Wien“-Interview. Hier bräuchte es mehr Schulpsychologen.

Von drakonischen Geldstrafen für Schulschwänzer hält Matthias Hofer von der AHS-Lehrergewerkschaft nichts. Man sollte vielmehr an die Vernunft der Eltern appellieren und „nur in Extremfällen, auch mit Hilfe des Jugendamts die Schulpflicht durchzusetzen versuchen“.

Beschwerden häuften sich

Notorisches Zu-Spät-Kommen, einseitige Urlaubsverlängerungen, die Nicht-Teilnahme an schulbezogenen Veranstaltungen und der spontane Verzicht auf den Nachmittagsunterricht: Grund für die Einführung des Schulschwänz-Beauftragten war, dass immer mehr Schulen über Schulschwänzer klagten und immer häufiger bereits unter 14-Jährige unentschuldigt der Schule fern bleiben. Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) ortete 4.000 bis 5.000 Jugendliche, die Schule schwänzen.

„Wer Schule schwänzt, vergibt seine Chancen fürs Leben“ - mit dieser Botschaft war Tschaikner in den vergangenen Wochen in den Wiener Schulen unterwegs. Dabei erkannte der Schulschwänz-Beauftragte, dass die Schulen recht unterschiedlich mit dem Problem umgehen.

Horst Tschaikner

APA/HERBERT NEUBAUER

Tschaikner: „Wer Schule schwänzt, vergibt seine Chancen fürs Leben“

Tschaikner arbeitet an Leitfaden für Schulden

Manche Lehrer kümmern sich aktiv um notorische Schulschwänzer, andere lassen sich zu viel gefallen, meinte Tschaikner. „Ich habe das selbst an Oberstufen-Standorten beobachtet. Es herrscht hier von 8.00 bis 9.00 Uhr an manchen Tagen und in manchen Klassen fast Kaffeehausbetrieb“, sagte der der langjährige Haupt- und Berufsschullehrer gegenüber Radio Wien.

Hotline des Schulschwänz-Beauftragten: 01/52525-77111

Aktuell häufen sich Anfragen von Eltern, die ihre Kinder ein oder zwei Wochen früher aus der Schule nehmen wollen, um einen günstigen Urlaub buchen zu können, sagte Tschaikner. Aber „das geht natürlich nicht“. Bis zum Herbst erstellt er nun einen Leitfaden, was Schulen konkret gegen das Schwänzen unternehmen sollen. Seine Lösung: Hauptsächlich mit Schülern und Eltern reden.

Der Leitfaden soll auch die Rechtsgrundlagen klären und aufzeigen, wie gefährdete Schüler erkannt werden können. So definiere das Schulorganisationsgesetz (SchOG) etwa nicht genau, zu welchem Zeitpunkt eine Schulpflichtverletzung gemeldet werden muss.

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