Prozess um City-Mord vertagt

Der Mordprozess gegen einen 27-Jährigen ist am Dienstag nach den Eingangsplädoyers auf Oktober vertagt worden. Er soll im September 2011 eine 48-jährige Frau in ihrer Wohnung in der Wiener City erdrosselt und bestohlen haben.

Der Angeklagte war im Oktober 2011 auf Basis eines Europäischen Haftbefehls in Nizza festgenommen und ausgeliefert worden. In ihrem Übergabeersuchen hatte sich die österreichische Justiz nur auf den Mordverdacht bezogen. Der nun ebenfalls angeklagte Raubvorwurf kam in dem Ersuchen nicht vor.

Nach Ansicht von Richterin Bettina Körber muss dieses Versäumnis nachgeholt werden muss, um das Verfahren gesetzmäßig fortführen zu können. Die Verhandlung wurde daher auf den 9. Oktober verlegt.

Prozess gegen Tunesier nach Mord an 48-Jähriger in der Wiener Innenstadt

APA/Herbert Neubauer

Der 27-Jährige war im Oktober 2011 in Nizza verhaftet worden

Angeklagter soll Kontakt gezielt gesucht haben

Am ersten Verhandlungstag gab es somit nur die Eingangsplädoyers von Staatsanwalt und Verteidigung. Laut Staatsanwalt Leopold Bien soll der Tunesier („Er wusste wohl, dass sein Hauptkapital sein gewinnendes Äußeres war“) im September 2011 in der Diskothek gezielt Kontakt zum Opfer aufgenommen haben, das dort Stammgast war. Er habe in der lebenslustigen, gut angezogenen, um mehr als 20 Jahre älteren Frau „Wohlstand und Geld gesehen“, sagte Bien.

Tatsächlich übernachtete der Angeklagte wenige Tage später erstmals bei der gut situierten 48-Jährigen. Einer Bekannten fiel auf, dass er plötzlich über ungewöhnlich viel Bargeld verfügte, neu eingekleidet war und einen teuren Ipod besaß.

Prozess gegen Tunesier nach Mord an 48-Jähriger in der Wiener Innenstadt

APA/Herbert Neubauer

Der Angeklagte bestreitet die Tat

Staatsanwalt sieht Schutzbehauptung

Fest steht, dass der 27-Jährige auch die Nacht auf den 15. September bei der Frau verbrachte und dass die Stunden von „ausgiebigem Alkohol, Sex und Nikotin“ (Verteidiger Farid Rifaat) geprägt waren. Als der Angeklagte am frühen Morgen die Wohnung in der Rauhensteingasse verließ, soll seiner Darstellung zufolge die Frau aber noch gelebt haben.

Für den Staatsanwalt eine reine Schutzbehauptung. Der Angeklagte habe der 48-Jährigen zunächst „ein wahres Martyrium“ angetan, um in den Besitz ihres wertvollen Schmucks und sonstiger Wertgegenstände zu gelangen. Er habe ihr wuchtige Faustschläge und Tritte ins Gesicht versetzt, die zu diesem Zeitpunkt an Armen und Beinen Gefesselte geknebelt und sie schließlich mit seinem eigenen Ledergürtel erdrosselt.

Der Verteidiger brachte demgegenüber bisher unbekannte Personen ins Spiel, die in die Wohnung gelangt sein und laut Rifaat den Mord begangen haben sollen, nachdem der Angeklagte diese verlassen hatte. Man müsse „das graue Umfeld im Leben dieser Frau“ näher untersuchen, verlangte der Anwalt. Diese habe zahllose Bekanntschaften unterhalten und beispielsweise Kellnern und Türstehern in Nachtlokalen gemeinsame Luxus-Urlaube versprochen.

Diskussion um DNA-Spuren

Vor allem verwies Rifaat auf mehrere Haare, die am Unterarm der Leiche sichergestellt wurden, die nicht dem Angeklagten zugeordnet werden konnten. Das belege, dass das Opfer noch zuletzt in Kontakt mit anderen Menschen gekommen sei. Auch an ihrem Handy-Ladegerät hätten sich DNA-Spuren einer bisher unbekannten Person gefunden, so Rifaat.

Demgegenüber führte der Staatsanwalt das sichergestellte DNA-Material als den Angeklagten belastendes Argument ins Treffen. Am Ledergürtel - der Tatwaffe -, Schmuckschatullen und am Leintuch hätten sich ausschließlich Spuren des Mannes und der Toten und keiner dritten Person gefunden. Und Stunden nach dem Ableben der 48-Jährigen habe der 27-Jährige einem Bekannten Schmuckstücke aus deren Besitz und einen Laptop gezeigt, die er aus der Wohnung entwendet habe.

Der Angeklagte wurde am Dienstag noch nicht einvernommen, er bekam lediglich Gelegenheit, ein „Ich bin nicht schuldig“ zu deponieren.

Links: