Frau erstochen: Mann polizeibekannt

Nachdem eine Frau Donnerstagfrüh in Simmering von ihrem Ehemann auf der Straße erstochen wurde, ist der Mann in U-Haft. Er war wegen Gewalt gegen seine Frau polizeibekannt. Die Frau suchte deshalb in einem Frauenhaus Schutz.

Noch am frühen Vormittag sei die U-Haft über den Mann verhängt worden, sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Der kleine Bub des Paares, der die Bluttat mitansehen musste, wurde auf die nächste Polizeistation gebracht und Mitarbeitern des Jugendamts übergeben. Der Zweijährige hatte seit Mai mit seiner Mutter in einem Frauenhaus gelebt. Offenbar habe der Verdächtige seine Frau dort auf der Straße „abgepasst“, sagte Keiblinger.

Eine Frau ist am Donnerstag, 20. Juni 2013, im elften Wiener Gemeindebezirk durch mehrere Stiche auf offener Straße getötet worden

APA/Roland Schlager

Polizei am Tatort

Passanten hielten Mann fest

Der Angriff erfolgte kurz nach 7.30 Uhr auf einem Gehsteig, als die 34-jährige Frau mit dem Buben gerade zu einer Behörde unterwegs war. Ihr Noch-Ehemann attackierte sie von hinten mit einem Küchenmesser. Laut Polizei rammte er ihr das Messer mehrmals in den Rückenbereich.

Eine Frau ist am Donnerstag, 20. Juni 2013, im elften Wiener Gemeindebezirk durch mehrere Stiche von ihrem Ehemann getötet worden

APA/Roland Schlager

Mehrere Leute sahen den Mord und wollten der Frau helfen. Sie überwältigten den Angreifer und hinderten den 53-Jährigen daran wegzulaufen. Er versuchte sich loszureißen, wurde aber von der Besatzung eines Funkstreifenwagens in Gewahrsam genommen.

Für die Frau kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie verstarb noch am Tatort. Das Kind blieb unverletzt. Das Jugendamt versucht nun zu klären, ob es Verwandte gibt, die sich um das Kind kümmern können. Die 34-Jährige hat neben dem zweijährigen Sohn zwei weitere Kinder, die in ihrem Heimatland Mazedonien leben.

„Frau hatte sehr große Angst“

Das Opfer hatte sich erstmals im September vergangenen Jahres an die Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie gewandt. „Die Frau wurde offenbar unter Druck gesetzt und hatte sehr große Angst“, sagte Rosa Logar von der Interventionsstelle. Ihr Mann habe als äußerst aggressiv gegolten, darüber hinaus habe es bei ihm Hinweise auf psychische Probleme gegeben, welche die Gefährlichkeit eines Gewalttäters noch erhöhen, sagte die Expertin zur APA.

Gegen den Beschuldigten lagen mehrere Anzeigen wegen Gewalt gegen seine Frau vor. 2012 war gegen ihn in zwei Fällen ein Betretungsverbot der gemeinsamen Wohnung in Favoriten ausgesprochen worden, heuer ein weiteres Mal. Der Mann habe sich jedoch darüber hinweggesetzt. „Auch das ist ein Indiz für die Gefährlichkeit des Täters“, so Logar.

Die Expertin äußerte Unverständnis dafür, dass der Beschuldigte nicht schon zuvor in U-Haft genommen worden war, was auf Basis des 2009 in Kraft getretenen Paragrafen 107 b Strafgesetzbuch - fortgesetzte Gewaltausübung - möglich gewesen wäre. „Genau dafür wurde im Strafgesetzbuch der Paragraf 107 b geschaffen und so gestaltet, dass man einen Haftgrund hat“, erläuterte Logar.

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