Kontrolle von Ärzten wird vorher angekündigt

Die Affäre um eine Wiener Ärztin hat am Donnerstag zu einer Ärzte-Qualitätsdebatte geführt. In Österreich übernimmt die Kontrolle der Arztpraxen die Gesellschaft ÖQMed. Sie untersteht allerdings der Ärztekammer und kündigt Kontrollen an.

Zur Qualitätssicherung wurde von der Österreichischen Ärztekammer die Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Medizin (ÖQMed) gegründet und finanziert. Sie führt die regelmäßige Evaluation der Ordinationen durch.

Dies erfolgt durch Ausfüllen von Evaluationsbögen (auch online) durch die Ärzte selbst. Tauchen Defizite auf, gibt es Mängelbehebungsaufträge. Per Zufallsgenerator werden auch - pro Durchlauf - nunmehr 6,7 Prozent der rund 20.000 Arztordinationen ausgesucht, um dort angekündigte Besuche durch Auditoren durchzuführen.

Ein Mangel bei 7,6 Prozent der Praxen festgestellt

Wenn eine Ordination überprüpft wird, melden sich die Prüfer der ÖQMed vorher an, sagte die Geschäftsführerin der Öqmed Edith Thaler gegenüber Ö1: „Im normalen Qualitätssicherungsprozedere kommen wir angemeldet. Das ist auch genau das, was jede andere Qualitätssicherung vorsieht.“

Zwischen 2006 bis 2011 unterzogen sich in Österreich mehr als 20.000 Ordinationen diesem Prozess. Die Auswertung dazu wurde von der ÖQMed vor kurzem veröffentlicht. Zumindest ein Mangel wurde bei 7,6 Prozent der Praxen festgestellt. „Das geht auch quer durch. Das können Mängel der Dokumentation sein, das können Mängel der Hygenie sein, das Können Mängel des Mediezinproduktebetreiben sein“, so Thaler. Heuer gab es fünf Anzeigen beim Disziplinaranwalt, zwei Meldungen gingen wegen Gefahr im Verzug an eine Gesundheitsbehörde, sagte Thaler.

Patientenanwalt kritisiert Kontroll-System

Nicht einverstanden mit diesem Prüfsystem ist Niederösterreichs Patientenanwalt Gerald Bachinger: „Ich denke, dass dieser eine Fall in Wien nur die Spitze des Eisbergs ist. Die ÖQMed ist eine Hundert-Prozent-Tochter der Österreichischen Ärztekammer, das heißt, es gibt einen direkten Durchgriff der Standespolitik auf die ÖQMed. Das ist ein völlig falsches Modell.“

Bachinger sagte, er habe sehr negative Erfahrungen mit der Kontrolle durch die ÖQMed gemacht. Und zwar „das alles unternommen wurde um zu hemmen und ja nicht diese Kontrollen durchzuführen. Letztendlich war ich dazu gezwungen eine Aufsichtsbeschwerde beim Gesundheitsministerium zu machen. Das hat dann dazu geführt, dass die ÖQMed letztendlich diese Kontrollen durchgeführt hat“, so Bachinger.

„Aber so ein Verzögern und eine Hinhaltetaktik kann nicht im Interesse der Patienten liegen, denn Patienten werden täglich oder stündlich gefährdet und da muss man schnell reagieren und da kann es kein taktieren geben“, sagte Bachinger weiters. Er plädiert dafür, die Qualitätskontrolle neu zu organisieren und einer unabhängiges Institution zu unterstellen. Auch Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer fordert eine Kontrollinstanz, die nicht direkt der Ärztekammer unterstellt ist.

Stöger: „Dann muss es wer anderer machen“

Mit Bekanntwerden der Vorwürfe ließ auch Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) gegenüber Ö1 aufhorchen: „Ich bin dafür, dass es eine Stelle gibt, die die Qualität sichert und kontrolliert. Wenn die Ärztekammer dazu nicht in der Lage ist, das geeignet zu tun, dann muss es wer anderer machen“. Die unabhängige Stelle zur Qualitätskontrolle der Ärzte könnte laut Stöger etwa im Gesundheitsministerium angesiedelt sein und sollte Teil des nächsten Regierungsprogramms werden - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Ausgelöst wurde die Debatte durch die Kritik der Wiener Patientenanwältin Siegrid Pilz an einer Wiener Ordination. In der Praxis der Wiener Allgemeinmedizinerin sollen bei Abtreibungen mehrfach schwere Komplikationen aufgetreten sein. Die Praxis wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach geschlossen. gegen die Ärztin läuft ein Verfahren wegen eines Berufsverbots - mehr dazu in Bei Abtreibung verletzt: Verfahren läuft.

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