„VinziPort“-Ersatzquartier eröffnet
„Ich kann das nicht gutheißen, dass Obdachlose vertrieben werden, ohne dass man genügend Schlafplätze anbietet. Eine Verlegung ändert ja nichts an der Situation der Obdachlosen", so Stephan Pfister, Obmann der Vinzenzgemeinschaft St. Benedikt, zu den jüngsten Vorfällen im Stadtpark. „Wir sind froh, dass wir jetzt 55 Leuten einen Platz anbieten können, aber das löst leider nicht das Gesamtproblem.“
Für die nächsten zwei Jahre dient das neue Quartier am Rennweg 89A in Wien-Landstraße als Notschlafstelle. Bis 2015 soll ein neuer, dauerhafter Standort gefunden werden. Erst in den vergangenen Tagen und Wochen wurde wieder deutlich, wie dringend Schlafplätze für Obdachlose benötigt werden - mehr dazu in Obdachloser im Stadtpark gestorben (wien.ORF.at; 7.11.2013).
VinziWerke
Dusche, Bett und Essen
In der neuen Notschlafstelle VinziPort sollen jede Nacht 55 obdachlose Männer ein Zuhause finden. Zielgruppe sind EU-Bürger ohne österreichische Staatsbürgerschaft, die kaum Chancen auf eine Unterbringung in anderen sozialen Einrichtungen haben. Betreut werden sie von einem Team aus ehrenamtlichen Mitarbeitern. Die Notschlafstelle erhält keine Förderungen aus öffentlicher Hand und finanziert sich ausschließlich über Spenden und Sponsorengelder.
Das neue Quartier ist täglich von 18.00 bis 7.00 Uhr geöffnet. Es bietet mehrere Schlafsäle mit sechs bis zwölf Betten pro Schlafraum, Bettzeug und Handtuch und jeweils einen Spind für die Gäste, einen Aufenthaltsraum mit Kabel-TV und ein warmes Abendessen pro Gast. Ab Dezember soll es auch einen Computerplatz mit Internetzugang geben. Obdachlose bekommen hier ein Bett, die Möglichkeit zu Duschen, Toilettenartikel und ein warmes Abendessen.
VinziWerke
Starke Nachfrage nach Notschlafstellen
Derzeit leben in Wien laut Vinzenzgemeinschaft geschätzt 800 Menschen permanent auf der Straße, über 9.000 Menschen pro Jahr nehmen zeitweise eine der Einrichtungen in Anspruch, Tendenz stark steigend. Obwohl es zahlreiche Obdachlosenunterkünfte gibt, haben viele auf der Straße lebenden Personen keinen Zugang zu diesen Einrichtungen. Es sind EU-Bürger, die nicht die rechtlichen Voraussetzungen erfüllen, um eine Sozialhilfeunterstützung zu bekommen, weshalb sie auch nicht in den bestehenden Einrichtungen aufgenommen werden.
Spendenkonto
VinziWerke Wien
Erste Bank BLZ 20111
Kto.-Nr. 29353646100
Um dieser Not entgegenzutreten, nahm die Vinzenzgemeinschaft EU-Bürger, die den größten Teil an Obdachlosen in Wien ausmachen, auf. Am 8. November 2006 wurde das VinziBett gegründet, das rund 50 Männer und Frauen beherbergt. Schon bald zeichnete sich ab, dass die Bettenzahl für die Menschen, die immer noch auf der Straße leben, zu gering ist.
Deshalb eröffnete die Vinzenzgemeinschaft 2010 in der Linzer Straße 169 den VinziPort (VinziHafen), der nach einem Wasserschaden im Juni nun Mitte November in den Rennweg übersiedelte. „Eine Sanierung wäre uns zu teuer gekommen. Da der Winter näher kam, mussten wir unter enormen Zeitdruck umsiedeln“, so Pfister.
VinziWerke
VinziPort mit 99 Prozent Auslastung
Die Auslastung von VinziPort betrug im Vorjahr mit 27.101 Nächtigungen 99 Prozent. Die Gäste waren obdachlose Menschen aus Deutschland, Tschechien, Spanien, Griechenland, Rumänien, Ungarn, Polen, Bulgarien, Slowakei, Litauen. Betreut werden sie von rund 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Der Einrichtung übergeordnet sind die VinziWerke mit Initiator Pfarrer Wolfgang Pucher und die Vinzenzgemeinschaft St. Benedikt.
Link:
- Caritas-Kritik an Einsatz gegen Obdachlose (wien.ORF.at; 18.10.2013)
- Caritas-Kritik an „Armutssäuberungsaktion“ in Wien (religion.ORF.at)
- „Zweite Gruft“ sucht neues Zuhause (wien.ORF.at; 31.3.2013)
- Notschlafstätte VinziPort sucht Helfer (wien.ORF.at; 14.08.2012)
- Vinzenzgemeinschaft Wien
- Vinzenzgemeinschaft Österreich