Menschenhandel: Sechs Jahre Haft

Ein 33-jähriger Bulgare ist in Wien wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, grenzüberschreitenden Prostitutionshandels, Menschenhandels, Zuhälterei und Freiheitsentziehung zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.

„Mafia, Mafia“: Mit diesen Worten war eine 22-jährige Frau im Juli des Vorjahres an einer Kreuzung in Wien in ein zum Stehen gekommenes Auto eines wildfremden Mannes gesprungen. Der Mann brachte die Frau in seine Wohnung, hörte ihre Geschichte und überredete sie, Anzeige zu erstatten. Knapp zwei Wochen später wurde der nun Verurteilte festgenommen.

Die 22-Jährige soll in Bulgarien von einem Mann mit einem präparierten Getränk betäubt und dann außer Landes gebracht worden sein. Der nun Verurteilte soll die bis dahin mit Prostitution nicht vertraute Frau danach in Wien tagelang in seine Wohnung gesperrt und sie zunächst seinen Dealern überlassen haben.

Straßenstrich im Prater dominiert

Die 22-Jährige sollte als „Nachschub“ für den Verurteilten dienen. Laut Anklage hatte er zumindest sechs Frauen überwacht und ihnen auch den Großteil ihrer Einnahmen abgenommen. Dabei soll er nicht zimperlich vorgegangen sein und den Frauen unter anderem Schläge angedroht haben. Wurde seiner Meinung nach zu wenig gearbeitet, gab es laut Anklage nichts zu essen und zu trinken.

Der Verurteilte stand als Mitglied einer bulgarischen Menschenhändlerbande vor Gericht, die seit 2009 junge Frauen nach Österreich gebracht und in Wien der Prostitution zugeführt hatte. Die Gruppe dominierte vor allem den Straßenstrich im Prater.

Angeklagter bestritt Gewalt

Der Verurteilte war am 19. Juli des Vorjahres festgenommen worden. Damals waren noch zwei junge Frauen in seiner Wohnung, die er ebenfalls zur Prostitution gezwungen haben soll. Im Prozess bestritt der Mann Schläge und andere Gewalttätigkeiten. Einige der Frauen, die in der Anklageschrift angeführt waren, hätten gar nicht für ihn gearbeitet. Das Urteil, sechs Jahre Haft, nahm der Mann nach Rücksprache mit seinem Verteidiger an. Es ist rechtskräftig.

Die Anführer der Bande waren bereits Mitte März rechtskräftig zu sechs bzw. dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden - mehr dazu in Sechs Jahre Haft für Chef eines Prostituierten-Rings. Ein nicht geständiges Bandenmitglied hatte zuletzt sogar eine achtjährige Haftstrafe ausgefasst.