Mehr Sorgfalt hätte Mauereinsturz verhindert

Mehr Sorgfalt hätte den Mauereinsturz in der Mariahilfer Straße wohl verhindert, sagen Experten der Baupolizei. Eine Regenabdeckung hätte genügt. Die Baupolizei will nach den beiden jüngsten Hausevakuierungen die Kontrollen verschärfen.

Der Teileinsturz einer Außenmauer in dem Altbau in der Mariahilfer Straße hätte durch mehr Sorgfalt auf der Baustelle verhindert werden können, heißt es von der Baupolizei. Der Regen hatte die Baugrube für einen Liftschacht unterspült, wodurch der Boden instabil wurde und das Fundament nachgab.

„Muss in Strafverfahren geklärt werden“

„Dort hätte man vor dem Wochenende Vorsorge treffen sollen, dass die Baugrube vor Regenwasser geschützt wird“, sagt Kirschner. Eine Abdeckung hätte wahrscheinlich schon gereicht. Noch besser wäre es gewesen, vor den Grabungen auf trockenenes Wetter zu warten. Aber dafür ist der finanzielle Druck auf einer Baustelle wohl zu groß.

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Von Fahrlässigkeit will man bei der Baupolizei aber nicht sprechen. „Ich möchte da keine Beurteilung abgeben. Das muss dann in einem allfälligen Strafverfahren geklärt werden. Wir sind dazu da, die Fakten festzustellen. Aber diese Absicherung hat uns gefehlt“, sagt Gerhard Cech, der Leiter der Baupolizei im „Wien heute“-Studiogespräch.

Stiegenhaus in der Mariahilfer Straße eingestürzt

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Das Fundament des Hauses gab nach

In den vergangenen vier Jahren kontrollierte die Baupolizei in Wien fast 30.000 Baustellen. Vor allem die Bautätigkeit bei Gründerzeithäusern wurde verstärkt unter die Lupe genommen. „Wir stellen nach wie vor fest, dass immer wieder Dinge passieren, die wir bemängeln und zur Anzeige bringen müssen", sagt Hannes Kirschner von der Baupolizei. „Bei jeder 50. Baustelle ist eine Baueinstellung sofort erforderlich, aus unterschiedlichsten Gründen.“

1.800 Strafanträge wegen Mängeln

Insgesamt gab es in den vergangenen vier Jahren 1.800 Strafanträge wegen Verfehlungen am Bau. Oft fehlen Unterlagen zur Statik oder die Überprüfungsbefunde. Der Prüfingenieuer - entweder ein Ziviltechniker oder ein Sachverständiger - muss ein Baustelle laufend prüfen. „Von der Baugrube bis zur Fertigstellung“, sagt Kirschner. „Wir kontrollieren, ob diese Überprüfungen tatsächlich stattfinden.“ Die Zahl der Strafanzeigen ist zuletzt leicht gesunken.

Evakuierungen wie in der Mariahilfer Straße oder in der Kienmayergasse würde es aber nur selten geben. „Es kommt schon immer wieder vor, dass einzelne Wohnungen für ein paar Tage nicht betretbar ist, weil der Putz von der Wohnung fällt oder ähnliches.“

Bei beiden betroffenen Gebäuden wurden Risse von Bewohnern entdeckt. Man müsse aber nicht bei jedem Mauersprung Angst bekommen, sagt Cech. „Es ist nicht jeder Riss ein Problem. Es kommt darauf an, wie tief ein Riss ist, ob er neu auftritt. Wenn die Risse schon älter sind, muss man nicht bei jeder Kleinigkeit gleich Angst haben“, sagt Cech. Die Risse in der Kienmayergasse etwa seien über das ganze Gebäude gegangen.

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