EM: Fans bejubeln das Unentschieden

Tausende Fans fieberten am Rathausplatz beim Spiel Österreich gegen Portugal mit. 93 Minuten lang standen sie unter Anspannung. Am Ende gab es riesigen Jubel zum Unentschieden: „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“

„Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich bin glücklich, vor allem nach dem verschossenen Elfmeter. Die Chance ist noch da. Es ist ein gewonnener Punkt, statt zwei verlorenen“, sagte ein Fan nach dem Schlusspfiff. „Ich bin sehr optimistisch, man muss positiv bleiben. Es ist noch alles möglich“, sagten zwei Freunde, die eine Österreich-Fahne um die Schultern trugen. „Der verschossene Elfmeter hat uns gerettet“, sagte ein Vater, der mit seinen zwei Söhnen zum Public Viewing am Rathausplatz gekommen war.

„Es war eine Zitterpartie“, sagten zwei Freundinnen, die sich rot-weiß-rote Fahnen auf die Backen gemalten hatten. Sie fassen die Stimmung am Rathausplatz zusammen. Tausende Fans hatten sich am Public Viewing Areal eingefunden, um das zweite Österreich-Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft anzusehen. Zahlreiche Trikots, Fahnen, Perücken, Hüte und Co. färbten den Platz vor dem Rathaus in ein rot-weiß-rotes Meer. Nur ein kleines Grüppchen war gekommen, um Portugal anzufeuern.

Großer Optimismus vor Spielbeginn

Vor dem Anpfiff waren Euphorie und Optimismus bei den Fans größtenteils noch groß: „Österreich wird 2:0 gewinnen“, „Österreich schafft es ins Halbfinale“. Viele sagten jedoch bereits im Vorhinein, dass sie realistisch sein wollten und schätzten, dass Österreich unentschieden spielen oder verlieren wird. „Aber wir sind Patrioten, deswegen hoffen wir trotzdem natürlich auf einen Sieg“, sagte ein Pärchen aus Oberösterreich, das extra für das Public Viewing nach Wien gefahren ist.

Der Beginn des Spiels nahte, eine junge Männer-Gruppe begann „I am from Austria“ zu singen. Dann startete die Live-Schaltung auf der riesigen Leinwand. Schnell war klar, wer nicht angefeuert wird: Cristiano Ronaldo. Als er das erste Mal im Bild erschien, riefen viele „Buh“ und „Pfui“. Die österreichische Mannschaft wurde eingeklatscht als sie das Feld betrat. Die Hymne wurde laut und stolz mitgesungen - ohne Töchter. Dann kam der Anpfiff.

Geringere Erwartungen nach erster Halbzeit

„Jetzt geht’s lohooos!“ und „Gehma!“ wurde gerufen. Bei der ersten Torchance gab es anerkennenden Applaus. Auch wenn Bälle zurückerobert wurden, jubelten die Fans und riefen die Namen der jeweiligen Spieler. Gegen Ende der ersten Halbzeit wurde die Stimmung im Publikum angespannter. „Was ist das?“ und Gestöhne wurden immer öfter hörbar. Die Daumen wurden gedrückt, viele hielten die Hände vor Anspannung vor dem Mund. Ärger, Hoffnung und Angst wechselten einander ab.

„Wir können von Glück sprechen, dass es noch keinen Rückstand gibt. Österreich spielt zu ängstlich, hat zu viel Respekt. Wir müssen mutiger sein“, hieß es nach der ersten Halbzeit. „Es könnte besser sein“, sagte ein Wiener Student. „Mit Gottes Glück bekommen wir einen Elfmeter und gewinnen 1:0“, sagte ein Vater, der mit seiner Familie gekommen ist. Die anfänglichen Erwartungen wurden heruntergeschraubt, trotzdem glaubte die Mehrheit noch an einen Sieg Österreichs.

Riesen Erleichterung bei Abpfiff

Die zweite Halbzeit begann. Robert Almer hielt einige Bälle. Die Fans waren begeistert: „Robert Almer!“ riefen sie und klatschten. Als Ronaldo den Elfmeter verschoss, herrschte kurzzeitig Ausnahmezustand im Publikum. Bierbecher wurden in die Menge geworfen, es wurde applaudiert, zwei Mädchen fielen sich vor Erleichterung in die Arme. „Wer nicht hüpft, ist Portugiese“ wurde gerufen und das halbe Areal sprang mit.

Als die drei Minuten Verlängerung auch noch geschafft waren, herrschte großer Jubel und alle klatschten. Die Anspannung fiel ab und die anfänglichen Hoffnungen eines Sieges wichen der Erleichterung, dass sich ein Unentschieden ausgegangen ist. „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Österreich schafft es noch ins Achtelfinale“, waren sich die meisten einig.

Lisa Rieger, wien.ORF.at

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