Mafia-Prozess: Zeuge nahm Aussage zurück

Der seit Anfang Oktober laufende Prozess gegen eine angeblich mafiöse Bande ist am Dienstag turbulent fortgesetzt worden. Ein Zeuge, der den mutmaßlichen Kopf der Bande sowie zwei Mitangeklagte belastet hatte, revidierte seine Aussage.

Die Gruppierung soll laut Anklage in Wien auf Schutzgeld-Erpressungen spezialisiert gewesen sein. Ein 45-Jähriger, der im Vorfeld den mutmaßlichen Banden-Boss Edin D. (38) alias „Edo“ und zwei Mitangeklagte massiv belastet hatte, revidierte in zentralen Punkten seine ursprünglichen Angaben - mehr dazu in Mafia-Prozess: Großes Polizeiaufgebot.

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Der Mafia-Prozess findet unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt

Mann zog Vorwürfe zurück

Der Mann - ein Großcousin des Hauptangeklagten - hatte in zwei polizeilichen Einvernahmen behauptet, „Edo“ habe ihn zu strafbaren Handlungen nötigen wollen und selbst in der Bundeshauptstadt Drogen-Geschäfte abgewickelt. Auch von Lokalen, die von der Gruppierung erpresst wurden, berichtete der Zeuge den Ermittlern des Bundeskriminalamts.

In Bezug auf einen Mitangeklagten gab der 45-Jährige wiederum an, dieser hätte im Auftrag von „Edo“ das Auto seiner Ehefrau angezündet, um ihn damit unter Druck zu setzen. Ein weiterer Mitangeklagter habe ihn ebenfalls eingeschüchtert. Diese Vorwürfe zog der Mann nun zurück. Schon im Vorfeld hatte es Drohungen gegen Zeugen gegeben, auch deshalb fand die Verhandlung unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt - mehr dazu in „Kopfgeld“-Drohung bei Mafia-Prozess.

„Ich habe Angst gehabt“

„Ich habe Angst gehabt, dass mir jemand das Licht ausmacht. Daher habe ich solchen Blödsinn geredet, dass ich mich irgendwie sicher stelle“, erklärte er im Wiener Landesgericht. Und zwar Angst vor „Edo“, der er auch Geld geschuldet habe. Den nunmehrigen Angaben des Zeugen zufolge soll „Edo“ 2015 sein Geld mit Nachdruck zurückverlangt haben: Darauf sei er verängstigt zur Polizei gegangen: „Ich war sehr böse. Und vor Angst hab’ ich ein bisserl dazu gelogen.“

Noch deutlicher korrigierte der Mann seine belastenden Angaben hinsichtlich der beiden Mitangeklagten, die laut Staatsanwaltschaft für „Edo“ als schlagkräftige Unterstützer aufgetreten sein sollen: „Die zwei haben nie im Leben ein schlechtes Wort gesagt. Sie haben mit der Sache nichts zu tun. Ich hab Blablabla geredet. Ich kann mich nur entschuldigen.“

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Bei der Einvernahme trug der Hauptbelastungszeuge eine schusssichere Weste

Geld für "wohlwollende Aussagen?

Wie der Staatsanwalt daraufhin darlegte, soll der Zeuge vor seinem Auftritt bei Gericht über einen Mittelsmann an einen in dieser Sache tätigen Verteidiger herangetreten sein und 100.000 Euro verlangt haben. Dann werde er „wohlwollend aussagen“, so der Staatsanwalt unter Bezugnahme auf ein Gespräch mit dem betreffenden Verteidiger. Der damit konfrontierte Zeuge wies diese Darstellung vehement zurück. Der Anwalt gab dazu keine Stellungnahme ab.

Die Verhandlung wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Insgesamt müssen sich sieben Personen vor Gericht verantworten - mit inzwischen der Ausnahme einer ehemaligen Kellnerin, befinden sich sämtliche Angeklagte in U-Haft - mehr dazu in Mafia-Prozess: Angeklagte frei.

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