ImPulsTanz: Von Jan Fabre bis Nackttanz

Obwohl die Budgetsituation weiter angespannt ist, wartet das internationale Tanzfestival ImPulsTanz heuer mit mehr als 60 Produktionen auf. Internationale Stars wie Jan Fabre sind dabei, in den Workshops kann man auch Nackttanz lernen.

Die 34. Ausgabe des Festivals beginnt am 13. Juli und dauert bis 13. August. Insgesamt 63 Produktionen stehen auf dem Programm, darunter zwölf Uraufführungen. Dazu kommen Ausstellungen, Symposien, Buch- und Albumpräsentationen sowie fast 260 Workshops und „Researchprojekte“. Unter den 18 Spielstätten befinden sich neben traditionellen Bühnen auch Museen, Kinos und gar Mistplätze.

Altmeister Fabre im Fokus

Dem belgischen Altmeister Jan Fabre wird ein eigener Schwerpunkt samt Ausstellung gewidmet: Er eröffnet das Festival mit der Soloperformance „I am a Mistake“ auf der Suche nach seinem schizophrenen Selbst. Unter dem Titel „Stigmata“ (7. Juli bis 27. August) wird im Leopold Museum das 40-jährige Schaffen des Starchoreografen und Künstlers vorgestellt.

Performer

Wonge Bergmann

Jan Fabres „Belgian Rules / Belgium Rules“ wird uraufgeführt

Eine kritische Hommage an seine Heimat gestaltet Fabre mit der Performance „Belgian Rules / Belgium Rules“, die als Weltpremiere im Volkstheater gezeigt wird. Und schließlich hält Fabre eine zehntägige Meisterklasse im Max Reinhardt Seminar.

Solo der 73-jährigen Germaine Acogny

Neben Fabre bringt das ImPulsTanz-Festival heuer weitere Stars der internationalen Tanzszene nach Wien - und darunter gleich zwei weiter Belgier: Zum einen Anne Teresa de Keersmaeker, eine der wichtigsten Figuren im zeitgenössischen Tanz. Sie kommt mit der Show „A Love Supreme“ ins Volkstheater, eine Improvisation aus Jazz und Tanz. Ebenfalls im Volkstheater führt Choreograph Wim Vandekeybus mit der Ensemblearbeit „Mockumentary of a Contemporary Saviour“ in eine postapokalyptische Zukunft.

Germaine Acogny

Thomas Dorn

Grand Dame Germaine Acogny tanzt solo

Ein Wiedersehen gibt es ebenda mit Dada Masilo, die nach 2014 („Schwanensee“) erneut mit der gewagten Neuinterpretation eines romantischen Balletts in Verbindung mit afrikanischem Tanz gastiert: „Giselle“. Dem Jungstar der zeitgenössischen Tanzszene Afrikas wird die Grande Dame Germaine Acogny gegenübergestellt: Mit „Somewhere at the Beginning“ tanzt die 73-Jährige im Akademietheater ein bildgewaltig inszeniertes Solo vor dem Hintergrund ihrer Biografie im postkolonialem Afrika.

Feministischer Klassiker im Volkstheater

Das Programm ist kleinteilig und vielfältig, dennoch lassen sich beim Studium Themenschwerpunkte erkennen: Wie ein roter Faden ziehen sich Arbeiten zu sexueller Autonomie und Genderthematik durchs Programm. Christine Gaigg liefert mit „fickt euch doch ins knie“ ein performatives Manifest hierzu im mumok. Mit der Performance-Installation „Clash“ im Odeon erinnert sie zudem an das Attentat auf einen LGBT-Club in Orlando vor einem Jahr.

Tänzer in roten Gewändern tanzen "Giselle"

John Hogg

Dada Masilo bringt eine gewagte Neuinterpretation von „Giselle“

Mathilde Monnier und La Ribot geben ihren feministischen Klassiker „Gustavia“ im Volkstheater zum Besten und Samira Elagoz thematisiert in ihrer Dokumentar-Performance „Cock, Cock.. Who’s There“ Gewalt und Intimität unter Fremden auf Online-Plattformen. Mehrfach finden sich zudem Würdigungen an Kazuo Ohno, der 2010 verstorben ist: So erinnert etwa das Dance Archive Network mit einer Ausstellung im Odeon an an den Altmeister des japanischen Butoh-Tanztheaters.

Kostenlose Workshops und Stücke für Blinde

Gleich zwei Festivals im Festival werden erstmals ausgerufen. Im Rahmen des „Summer of Movement“ gibt es ab 15. Juli einen kostenlosen Workshop pro Tag im MuseumsQuartier. Das erste Festival Urbaner Künste Wien „urbanite“ bietet zudem von 6. bis 12. August im Arsenal Researchprojekte und Workshops mit Größen wie Nina Kripas und Storm, eine Performance der Hip-Hopper Hungry Sharks, Filmscreenings sowie einen Wettbewerb an.

Ausgebaut wurde der Vorjahres-Schwerpunkt „The Humane Body“, der blinden und sehbehinderten Menschen Tanz näherbringen will. Drei eigens entwickelte Stücke mit Audiodeskription und einführender „Touch Tour“ werden präsentiert - darunter Anne Jurens „Anatomie“, einer Reise durch den eigenen Körper allein durch Vorstellungskraft.

Tänzer/Hip-Hopper

Erli Gruenzweil

Das erste „urbanite“ Festival findet im August statt

Nackttanz und Partys

Viele der Künstler finden sich abseits der Bühnen auch im Arsenal wieder: Fast 260 Workshops und „Researchprojekte“ werden im Workshopzentrum im Südosten der Stadt angeboten und richten sich an Tanzanfänger ebenso wie -profis, Jung und Alt sowie Menschen mit Beeinträchtigungen. Unterrichtet werden dabei verschiedenste Tanzstile, von Voguing über Flexing bis Nackttanz beibringen.

Getanzt wird auch jeden Abend in der Lounge im Burgtheater Vestibül, heuer unter dem Motto „BOING! BOOM! TSCHAK!“. Zur „danceWEB Party“ begrüßt man am 11. August Yasmo & die Klangkantine.

„Hätten Finanzspritze dringend nötig“

Nach Budgetproblemen vor zwei Jahren operiert das Festival laut Pressesprecher Joachim Kapuy nach wie vor mit angespanntem Budget. „Wir hätten eine Finanzspritze dringend nötig“, so Kapuy. Das Festival musste vor zwei Jahren aus finanziellen Gründen 27 internationalen Kompanien Absagen erteilen - mehr dazu in ImPulsTanz-Festival in finanziellen Nöten.

Gearbeitet wird heuer mit einem Gesamtbudget von fünf Millionen Euro, wobei man neben Förderungen aus Stadt und Bund sowie Sponsoring auf Einnahmen von rund 1,4 Millionen Euro aus Theatertickets und Workshopbuchungen hofft.

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