ImPulsTanz: Tanz mit 150 Kilo Pommes

Das internationale Tanzfestival ImPulsTanz ist am Donnerstag von Jan Fabre eröffnet worden. Für ein weiteres Fabre-Stück „Belgian Rules/ Belgium Rules“ sind bereits 150 Kilogramm Pommes frites vorbestellt.

Der belgische Altmeister Jan Fabre eröffnete das Festival mit der Soloperformance „I am a mistake“. In dem Solo zelebriert Fabre im Ambiente von Schiele und Klimt im Leopold Museum die Verschmelzung zweier Körper. In dem Stück „Belgian Rules / Belgium Rules“ kommt es auch zu einer Verschmelzung der anderen Art: Tanz und Pommes frites. 150 Kilogramm Pommes frites sind bereits vorbestellt.

Das Stück, dessen Uraufführung am 18. Juli stattfindet, ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Heimat des Belgiers. „‚Belgian Rules/Belgium rules‘ ist dabei ein zweischneidiger Titel. Er meint sowohl die ‚Regeln‘ des Belgischen als auch die ‚Regentschaft‘ des Belgischen, es ist eine kritische Hommage an meine Heimat. Belgien hat in der Kolonialzeit unglaubliche Verbrechen begangen, hat im Kongo aufs grausamste gefoltert. Gleichzeitig war das Land fast ständig selbst unter Okkupation - ‚regiert‘ im Sinne von Dominanz hat man eigentlich nie“, so Fabre gegenüber der APA.

Figur im weißen Kleid mit Vogelkopf vor Stapel von Körpern

Wonge Bergmann

„Belgian Rules/Belgium rules“ wird am 18.Juli uraufgeführt

Fabre war Opfer von Anfeindungen

Fabre ist nicht sehr optimistisch, was die Reaktionen des Publikums betrifft: „Ich gehe immer davon aus, dass die Leute meine Arbeit hassen werden [...]“.

In Belgien war Fabre Opfer von vielen Anfeindungen: Für eines seiner Werke, an der Decke des königlichen Palastes, den er mit leuchtenden Käfern bedeckt habe, sei er ein halbes Jahr lang attackiert worden: „[M]ir wurde Scheiße an die Tür geschmiert, ich musste an vier verschiedenen Orten übernachten, wurde auf der Straße von Rechtsextremisten angefallen. Ich lebe in einem Land mit einer erstarkenden Rechten. Insofern ist ein Stück über Belgien immer eine politische Entscheidung.“

„Gestrandet und zum Warten verdammt“

Im Volkstheater wird ein Reigen an großen Theaterabenden am 14. Juli vom Belgier Michael Laub, Pionier des postdramatischen Theaters, eröffnet: In „Fassbinder, Faust and the Animists“ sind die Darsteller „in einer Hotellobby gestrandet und dort zum Warten verdammt“, wie es in der Presseaussendung heißt.

Es geht in der Geschichte um Eitelkeit, Hass und Intrigen. Immer wieder werden Rainer Werner Fassbinders Film "Warnung vor einer heiligen Nutte“ und Tanzeinlagen des Madison eingeflochten. Fassbinders Film wird auch extra gezeigt.

Darsteller auf Bühne

Roger Rossell

Mit „Fassbinder, Faust and the Animists“ starten die Theaterabende

Fragen nach dem heutigen Tanz und eine Hommage

Am 15. Juli ist dann Liz King, „eine der Gründungsfiguren der freien österreichischen Tanzszene“ in der Akademie der bildenden Künste zu sehen, wo die Uraufführung von „Out of Life“ stattfindet. Die Künstlerin fragt sich: „In welcher Form positioniert sich der so vielfältig gewordene Tanz heute?“. Liz King wird dabei selbst auf der Bühne stehen.

Tänzer auf Straße

Max Biskup

Liz King stellt in „Out of Life“ Fragen nach dem heutigen Tanz

Ebenfalls am 15. Juli ist die Grande Dame des Tanzes, Catherine Diverres, mit den beiden Soli „Stance II" und "O Sensei“ zu sehen. In „Stance II“ tanzt sie zu der Stimme des italienischen Regisseurs und Dichters Pier Paolo Pasolini. „O Sensei“ ist eine Hommage an den bedeutenden Meister des japanischen Butoh Tanztheaters Kazuo Ohno.

Selbst tanzen in der festival lounge

Die lettische Künstlerin Elina Maligina performt „The development of interdependence“ am 16. Juli acht Stunde lang vor dem Hintergrund einer raumgreifenden Videoinstallation im Leopold Museum. Darin bewegt sich eine Gruppe von Frauen von einem Waldrand aus immer näher auf die Zuschauerinnen und Zuschauer und auf Elina Maligina zu.

Am gleichen Tag beginnt mit dem österreichischen Performance-Trio Costas Kekis, Anna Prokopova und Petr Ochvat die [8:tension] Young Choreographers’ Series. In „It beats soft in the veins“ „treffen sich Körper, Stimmen und Sprache“. Dabei wird der Raum zum Vibrieren gebracht und werden nach Beziehungen zueinander und zu den Zusehern erforscht.

Ebenfalls am 16. Juli wird das Workshop-Programm von ImPulsTanz in „impressions‘17“ vorgestellt. Wer abseits der Workshops selber tanzen möchte, kann dies in der Festivallounge im Burgtheater Vestibül bei freiem Eintritt.

Workshopteilnehmer tanzen beim Bollywoodworkshop

Karolina Miernik

Selbst tanzen ist auch bei den Workshops angesagt

Die 34. Ausgabe des Festivals dauert bis 13. August. Insgesamt 63 Produktionen stehen auf dem Programm, darunter zwölf Uraufführungen - mehr dazu in ImPulsTanz: Von Jan Fabre bis Nackttanz .

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