„U-Bahn-Stars“ beim Buskers Festival

Magie, Akrobatik, Musik und Feuershows unter freiem Himmel beleben am Wochenende den Karlsplatz. Das Buskers Festival für Straßenkunst wird sieben. Ein Partner sind dieses Jahr erstmals die Wiener Linien mit ihren „U-Bahn-Stars“.

Man könnte die Stadt Wien als restriktiv im Umgang mit Straßenkunst bezeichnen. Eine eigene Verordnung regelt genau, wann, wo und wie Künstler auftreten dürfen. Musiker dürfen im ersten Bezirk lediglich zwischen 16.00 und 20.00 Uhr spielen, an zehn Tagen pro Monat können sie eine Platzkarte um 6,50 Euro erstehen.

Maler bekommen etwas mehr Zeit, ansonsten gelten die gleichen Regeln. „Je geübter Künstler sind, desto besser können sie mit einer zeitlichen Einschränkung umgehen“, sagte Richard Natiesta. Als langjähriger Organisator des Buskers Festival für Straßenkunst kennt er die Spielregeln. Das Festival geht dieses Wochenende in die siebente Runde.

Artist

2017 Buskers Wien

Die Bandbreite der Straßenkünste reicht von Jonglage bis Comedy

Schritte „in die richtige Richtung“

Die Haltung der Stadt Wien in Bezug auf Straßenkunst sieht Natiesta aber positiv. „Es ist noch ein Weg vor uns, aber es geht in die richtige Richtung.“ Das könne man auch an Entwicklungen wie den „U-Bahn-Stars“ beobachten. Zuletzt war jedoch seitens der Gewerkschaft younion scharfe Kritik an dem Projekt laut geworden. Die Rahmenbedingungen für die Musikerinnen und Musiker seien unzumutbar, so der Vorsitzende der Gewerkschaft. Bemängelt wurde unter anderem, dass die Wiener Linien kein Gehalt zahlen - mehr dazu in „U-Bahn-Stars“: Gewerkschaft übt Kritik.

Natiesta findet eher die per Verordnung getroffene Auswahl der Orte problematisch. Der Buskers Verein sehe sich nach eigener Aussage als Sprachrohr für die Künstlerinnen und Künstler, „was die Platzauswahl angeht“. Es mache eben doch einen Unterschied, ob Straßenkunst „in einem Park im 22. Bezirk oder in der Innenstadt aufgeführt werden darf“. Aufgrund der höheren Fluktuation von Passanten plädiert er dafür, die Platzauswahl mehr in die inneren Bezirke zu verlagern. Das Buskers Festival macht es derweil vor.

Karlsplatz als „Herz von Wien“

Denn „der Karlsplatz ist das eigentliche Herz von Wien“, wusste schon der Schriftsteller Hans Weigel. Deshalb ist der urbane Treffpunkt laut dem Buskers Verein auch der ideale Ort, um vielen Menschen Straßenkunst näherzubringen. Am Wochenende findet hier das Buskers Festival Wien zum siebenten Mal statt. „Busker“ ist ursprünglich die englische Bezeichnung für Straßenmusikant, inzwischen umfasst der Begriff jedoch sämtliche Straßenkünste.

Feuerkuenstler

2017 Buskers Wien

Zum Abschluss jedes Festivaltages gibt es eine Feuershow

Alles begann in Barcelona

Geboren wurde die Idee zum Festival dank einer Interrail-Reise. Fünf Freunde fanden sich in Barcelona mitten in einem Straßenkunstfestival wieder und waren begeistert. „Zurück in Wien recherchierten wir und entdeckten, dass es in Linz bereits seit Jahrzehnten ein solches Festival gibt - das Pflasterspektakel“, erzählte Natiesta, der heute Pressesprecher des Buskers Verein zur Förderung von Straßenkunst ist.

Kurzerhand entschieden die Freunde, dass es auch in der Hauptstadt ein solches Festival brauche. 2011 folgte die Vereinsgründung und die rasant organisierte Premiere des Buskers Festivals. „Inzwischen sind wir über 30 Mitglieder, die alle ehrenamtlich arbeiten.“ Dazu kommen zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer.

Veranstaltungshinweis

Das Buskers Festival Wien 2017 findet vom 8. bis 10. September bei freiem Eintritt auf dem Karlsplatz statt.

650 Bewerbungen, 40 Plätze

Wie schnell das Event gewachsen ist, sehe man auch an der steigenden Anzahl der Bewerbungen. „Heuer haben wir 650 Bewerbungen bekommen. Platz haben wir für 40 Künstlergruppen,“ so Natiesta, „es wird immer verrückter.“ Die Auswahl erfolge sehr demokratisch. Neben der Vielfalt achte man natürlich auch auf Machbarkeit.

„Wir versuchen immer eine gute Mischung aus österreichischen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern ins Programm aufzunehmen.“ Der Verein übernimmt Anreise, Kosten und Logis, die Gage ist das klassische Hutgeld. Das Festival wurde dafür ausgezeichnet, besonders ressourcenschonend und umweltfreundlich zu sein. Der Kooperationspartner Wiener Linien stellt eine „U-Bahn-Stars“-Bühne, auf der sich interessierte Musikerinnen und Musiker für einen Ausbau des Projekts bewerben können. Eine Voranmeldung sei nicht erforderlich, so Pressesprecherin Johanna Griesmayr.

Sarah Nägele, wien.ORF.at

Links: