Luc Bondys letzte Festwochen

Es wird seine letzte Ausgabe als Intendant: Luc Bondy, der seit 15 Jahren tätige Chef der Wiener Festwochen, stellte heute sein Programm für 2013 vor - „ohne Wehmut“, wie er meinte. In den 41 Produktionen der Festwochen widmet man sich vor allem dem „politischen Subjekt“.

„Wir hatten eine ziemlich gute Zeit“, sagte der seit 15 Jahren tätige Intendant, nun müsse es weitergehen, „auf der Höhe der Vergänglichkeit“, die dem Theater eigen sei. Kernstück des Schauspielprogramms 2013 ist ein Ausstellungs- und Performanceparcours unter dem Titel „Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts“.

Bondy bei der Pressekonferenz

APA/Roland Schlager

Festwochen-Chef Bondy zeigte sich gut gelaunt

Zehn Autoren beauftragt

Während der gesamten Festwochen-Dauer von 10. Mai bis 16. Juni werden dabei Secession, Akademie der bildenden Künste und MuseumsQuartier mit Beiträgen „zwischen bildender und darstellender Kunst“ bespielt. Die Künstler stammen aus aller Welt, aber auch aus Wien, unter anderem jene zehn Autoren, die mit Reden zur politischen Lage beauftragt wurden.

Von Franzobel über Ewald Palmetshofer bis Franz Schuh wird Literatur, von Tim Etchells über Schorsch Kamerun bis zu Rabih Mroue wird Performance die Kunstausstellung von mehr als zwei Dutzend Künstlern „unterbrechen“.

Schauspieldirektorin Stefanie Carp geht es bei der Mischung der Kunstformen nicht zuletzt um „die Lust daran, sie gemeinsam bestehen zu lassen“ und sie will fragen, „wie weit sich Kunst am Widerstand beteiligen kann, ohne sich als Kunst zu verraten“. Dem Politischen ist allerdings auch das übrige Theaterprogramm durchaus zugetan.

120 Stunden Nachrichten nonstop konsumieren

So wird Christoph Marthaler sein neues Musiktheaterprojekt im historischen Sitzungssaal des Parlaments ansiedeln und zum 100. Jahrestag dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nachspüren, während Nicolas Stemann im MuseumsQuartier eine „Kommune der Wahrheit“ einrichtet, eine Gruppe von Schauspielern, Musikern und Dichtern, die sich in der Halle E einschließen und 120 Stunden lang ununterbrochen Nachrichten konsumieren - jeweils abends kommen die Zuschauer dazu.

Kusej, Lepage und Simons

Ebenfalls am Vorabend des ersten Weltkriegs spielt Miroslav Krlezas „In Agonie“, eine Schauspieltrilogie, die von Martin Kusej als Koproduktion mit seinem Residenztheater in München inszeniert wird. Auch Intendant Luc Bondy zeigt etwas aus seinem neuen Pariser Haus, dem Odeon, und kommt mit „Le Retour“ von Harold Pinter. Überdies erfüllt er sich einen „Kindheitstraum“, wie er betonte, mit der Inszenierung der eigenen Fassung von Molieres „Tartuffe“ im Akademietheater. „Am meisten fasziniert mich immer die Familie und was sie zerstört.“

Aufträge der Festwochen ergingen an Angelica Liddell, Mariano Pensotti und Bruno Beltrao, Robert Lepage kehrt ebenso zurück wie Romeo Castellucci, der „Über das Konzept des Angesichts von Gottes Sohn“ im Burgtheater zeigt. Mit Johan Simons und Schauspieler Jeroen Willems war ein Bühnenstück zu Michel Houellebecqs „Karte und Gebiet“ geplant - unmittelbar vor Drucklegung des Festwochen-Katalogs wurde Willems’ plötzlicher Tod bekannt. Simons wurde nun mit seiner Arbeit „Gift“ eingeladen.

Links: