AUA: Betriebsrat vorerst abgeblitzt

Seit Sonntag fliegt die AUA „operated by Tyrolean“ und hat damit den Betriebsübergang von Piloten, Flugbegleitern und Fliegern auf die Regionalflugtochter amtlich gemacht. Der AUA-Betriebsrat ist mit einer einstweiligen Verfügung bei Gericht abgeblitzt.

Umstritten ist unter anderem die Frage, welcher Betriebsrat ab dem 1. Juli zuständig ist. „Wir werden die Funktionen des AUA-Betriebsrates sukzessive zurückfahren“, kündigte AUA-Pressesprecher Peter Thier an.

Die Lufthansa-Tochter will den AUA-Betriebsräten Diensthandys abdrehen und die Betriebsrats-Büros zusperren. Denn durch den Betriebsübergang seien die Tyrolean-Belegschaftsvertreter für das gesamte Bordpersonal zuständig, argumentierte die AUA.

Einstweilige Verfügung des Betriebsrats abgewiesen

Der AUA-Bordbetriebsrat wollte allerdings auf dem Gerichtsweg sicherstellen, auch nach dem Betriebsübergang für die AUA-Piloten und Flugbegleiter zuständig zu sein. Der Antrag auf einstweilige Verfügung wurde vom Landesgericht Korneuburg abgewiesen, teilte der Anwalt des Betriebsrats, Roland Gerlach, am Wochenende mit.

Mitarbeier des AUA-Flugpersonals vor einer Betriebsversammlung im April 2012

APA/Georg Hochmuth

Zahlreiche Proteste gab es in der Vergangenheit, dennoch kommt es jetzt zum Betriebsübergang

Es sei allerdings eine „Formalentscheidung“ des Richters gewesen, betonte Gerlach. Denn zurzeit Iiege keine konkrete Gefährdung der Interessen des AUA-Betriebsrates vor. Die AUA-Tochter Tyrolean habe in ihrer Äußerung zum Antrag selbst darauf hingewiesen, dass der Betriebsrat sich die erforderliche Zeit für die Konstituierung des neuen, einheitlichen Betriebsrates nach dem Betriebsübergang nicht genehmigen lassen müsse, erklärte Gerlach.

Wahl des gemeinsamen Betriebsrats für 4. Juli geplant

Aus Sicht des AUA-Betriebsrates entsteht mit dem Betriebsübergang eine neue Firma. AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard kündigte deshalb an, eine konstituierende Sitzung der 17 AUA- und 14 Tyrolean-Betriebsräte einzuberufen. Am 4. Juli sollen die beiden Gremien dann eine gemeinsame Vertretung wählen. Für den Fall, dass der AUA-Vorstand das nicht akzeptiere, droht Gerlach mit neuen Klagen.

Mit Klagen eingedeckt

Gewerkschaft und Betriebsrat haben sich mit mehreren Klagen auf die AUA-Pläne eingeschossen. Vor dem Obersten Gerichtshof (OGH) soll die Nichtigkeit des Betriebsübergangs erstritten werden. „Der Betriebsübergang hat nur den Sinn, die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern,“ erklärte Minhard. Das sei rechtlich nicht zulässig.

Dass sich die Swiss-Piloten weigern, im Sommer für die AUA einzuspringen und damit den zu AUA-Konflikt unterwandern, begrüßte Minhard. Das zeuge von „internationaler Solidarität“. Minhard hatte zuvor beim österreichischen Pilotenverband Austrian Cockpit Association (ACA) um „mutual assistance“, also um gegenseitige Hilfe bei Arbeitskämpfen, angesucht - mehr dazu in Swiss-Piloten: Keine Flüge für AUA.

AUA-Pressesprecher Thier bestätigte unterdessen, dass anstatt des Swiss-Avro-Regionaljets nun eine größere Fokker 100 von Contact Air im Juli und August einspringen soll, um trotz des Massenabgangs der Piloten den Flugbetrieb in der sommerlichen Hochsaison aufrecht zu erhalten.

Keine großen Veränderungen für Fluggäste

Mit dem Betriebsübergang soll sich für die Fluggäste nichts ändern. Die Marke bleibt Austrian und die Flugnummern beginnen weiterhin mit OS. Neu ist, dass auf den Tickets bei allen Flügen der Zusatz „Operated by Tyrolean“ steht. Außerdem werden die Uniformen von Tyrolean und AUA-Crews vereinheitlicht, die typischen roten Uniformen der Flugbegleiterinnen bleiben aber - mehr dazu in Einheitliche Uniformen für AUA und Tyrolean.

Mit dem Betriebsübergang will die AUA das Problem der ständig steigenden Personalkosten in den Griff bekommen, indem Gehaltsvorrückungen und teure Abfertigungen wegfallen.

Abgang von 110 Piloten

110 AUA-Piloten, das ist fast jeder Fünfte, haben samt saftiger Abfertigung von bis zu 550.000 Euro die AUA wegen des Betriebsübergangs verlassen. Rund 30 der scheidende Piloten werden bis längstens November aber als Freelancer weiter für die AUA fliegen und sind im Juli-Dienstplan schon fix für Flüge eingeteilt. Auch 214 Flugbegleiter kehrten der Traditionsairline den Rücken.

Die verbleibenden 460 Piloten und die 1.500 Flugbegleiter sowie die Flugzeuge des AUA-Flugbetriebs wandern in die kleinere Tyrolean Airways Tiroler Luftfahrt GmbH. Um aus den tiefroten Zahlen zu fliegen, will der Vorstand bis zu 263 Mio. Euro jährlich einsparen, auf Personalseite sollen es 45 Mio. Euro sein.

Der Betriebsübergang verursacht laut AUA Kosten von 80 Mio. Euro - die Abfertigungen werden mit 60 Mio. Euro beziffert. In einer AUA-Aussendung vom Freitag sagte AUA-Chef Jaan Albrecht: „Wir befinden uns auf dem Weg zu einer gesunden Austrian.“

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