Estibaliz C.: „Taten waren widerlich“
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wien.ORF.at berichtete im Liveticker vom Prozessauftakt.
Die Angeklagte legte gleich zu Beginn ihrer Einvernahme ein Geständnis ab. Sie bekenne sich „zu den Tötungen schuldig“, sagte die 34-Jährige. Sie erzählte von ihrem ersten Freund in Spanien. In dieser Beziehung habe sie erstmals Mordfantasien gehabt. Sie berichtete auch von ihrer ersten Ehe mit dem späteren Opfer Holger H., den sie als Au-pair in Deutschland kennengelernt hatte.
Er sei nach der Hochzeit ein anderer Mensch geworden. Er habe sie nur angeschrien und beschimpft, sagte die Angeklagte. Dennoch zog sie mit ihm nach Wien, wo die beiden in der Nähe des S-Bahnhofs Meidling einen Eissalon aufmachten.
„Wien heute“-Video vom Prozessauftakt:
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Als es zur ersten Tat kam, habe sie keinen anderen Ausweg gesehen, Holger H. aus ihrem Leben zu bekommen. Daher habe sie eine Waffe vom Regal genommen - das Opfer sei ihren Angaben nach ein „Waffennarr“ gewesen - und geschossen. Schluchzend erzählte die Angeklagte, wie sie schließlich auf die Idee gekommen sei, den bereits verwesenden H. mit einer Kettensäge zu zerstückeln und die Teile in die Tiefkühltruhe zu befördern. Sie schilderte ihre erste Tat als „Horrorszenario“. Sie habe den Geruch von Blut nicht aus der Nase bekommen.
APA/Helmut Fohringer
Zweites Opfer als „Gott“ gesehen
In das zweite Opfer, einen Vertreter für Eismaschinen, sei sie verliebt gewesen. Ihn habe sie anfangs noch „als Gott“ gesehen. 2010 sei ihr dann klar geworden, dass er sie betrüge. Als sie ihn zu Hause wegen eines vermeintlichen Flirts zur Rede stellen wollte, sei der Mann zunächst laut geworden und dann einfach zu Bett gegangen.
„Der hat sich einfach umgedreht, und für ihn war das erledigt. Ich war so wütend. Ich hatte die Pistole unter der Matratze. Ich habe sie rausgenommen, repetiert und geschossen“, sagte die Angeklagte. In der Früh habe sie ihn zu zerteilen begonnen und die Leichenteile nach und nach ins Auto geschafft, um sie in den Eissalon zu bringen.
Was sie getan habe, sei widerlich. Und egal was und wie sie es jetzt mache, es sei falsch, sagte C. weiter. Sie habe sich nach den Taten miserabel gefühlt, habe aber nicht den Mut gehabt, sich das Leben zu nehmen. Noch bei der Aufnahme ihrer persönlichen Daten gab C. bekannt, zuletzt 1.000 Euro verdient zu haben, denen ein Schuldenberg von 200.000 Euro gegenüberstand.
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Zeugen berichten vom Fund der Leichenteile
Aufgrund von notwendiger Installationsarbeiten sei das Kellerabteil unter dem Eissalon aufgebrochen worden, berichtete ein Zeuge vor Gericht. Man sei dann über die Tiefkühltruhen im Keller erstaunt gewesen. Dann habe man einen ebenfalls dort gelagerten Müllsack aufgeschnitten und einen üblen Geruch wahrgenommen. Daraufhin wurde die Kriminalpolizei alarmiert.
Weiters sagte auch jener Taxifahrer aus, der C. am 7. Juni 2011 auf ihrer Flucht nach Italien brachte. Die Frau habe von Problemen gesprochen, und er habe ihr helfen wollen. Deshalb checkte er schließlich auch mit seinem Namen in einem Hotel in Italien ein. Auf ihn habe sie ganz „normal“ und ruhig gewirkt, erst bei der Nachfrage nach ihren Problemen sei sie etwas unruhig geworden.
Die Richterin will die insgesamt 47 Zeugeneinvernahmen bis Mittwoch abschließen, dann sind die Sachverständigen am Wort. Wenn die Verteidiger keine weiteren Anträge einbringen, denen stattgegeben wird, sollen die Geschworenen am Donnerstag das Urteil fällen.
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Staatsanwältin: „Eiskalte und brandgefährliche Frau“
Staatsanwältin Petra Freh bezeichnete die Angeklagte in ihrem Eröffnungsvortrag als „eiskalte und brandgefährliche Frau“ mit einem „vereinnahmenden Wesen“. Freh forderte die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher, C. habe die Taten „unter Einfluss ihrer Persönlichkeitsstörung“ vollbracht.
Verteidiger Rudolf Mayer versuchte ein anderes Bild als die Staatsanwältin zu zeichnen. Die Beziehungen zu den beiden Mordopfern seien alles andere als harmonisch gewesen. Seine Mandantin sei „ein schwer gestörter Mensch, der sich nicht ausgesucht hat, gestört zu sein“.
Großes Medieninteresse zu Prozessbeginn
Der Große Schwurgerichtssaal, in dem sich die Angeklagte bis Donnerstag zu verantworten hat, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Als die Spanierin knapp nach 9.00 Uhr in den Verhandlungssaal gebracht wurde, richteten sich zahlreiche Film- und Fotokameras auf sie. Minutenlang war das Klicken der Kameras zu hören.
Der Fall um die beiden Kellerleichen hatte weit über Österreich hinaus Aufsehen erregt, nicht zuletzt, weil die Angeklagte nach der Entdeckung der Kellerleichen in Udine verhaftet und von Italien ausgeliefert worden war. C. ist angeklagt, zwei Männer ermordet, zerstückelt und die Leichenteile in ihrem Kellerabteil unter einem Eissalon in Meidling versteckt zu haben - mehr dazu in Kellerleichen: Anklage fertig.