Weniger internationale Kongresse in Wien

Ein leichter Rückgang der internationalen Veranstaltungen und der verstärkte Trend zu eintägigen Events trüben die Wiener Kongressbilanz 2013. Während die Zahl der Teilnehmer erstmals 500.000 überschritt, sanken Nächtigungen und Wertschöpfung.

„Ein gutes, aber kein Rekordergebnis“, zog der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner Bilanz. Im Vorjahr war Wien Gastgeber für 3.389 Kongresse, 13 Veranstaltungen mehr als noch 2012. Zugewinne habe es vor allem bei Events im wirtschaftlichen, politischen und technischen Bereich gegeben, berichtete Kettner bei der Präsentation der Ergebnisse.

Allerdings verzeichnete die Stadt weniger Tagungen mit humanmedizinischen Themen - bisher immer „das Rückgrat der Wiener Kongresswirtschaft“, so der Tourismusdirektor. 2012 machten die umsatzstarken Medizinkongresse die Hälfte aller Nächtigungen aus, im Vorjahr waren es nur noch 44 Prozent.

Kettner: „Die Ausgaben bleiben konstant“

Auch die internationalen Zusammenkünfte, die Wien beinahe die Hälfte aller Teilnehmer und ein Dreiviertel der Wertschöpfung bringen, verzeichneten ein Minus von vier Prozent. Das und der anhaltende Trend zu eintägigen Veranstaltungen - 2004 beschränkten sich zwei Prozent der Kongresse auf einen Tag, 2013 bereits 15 Prozent - seien verantwortlich für die schlechteren Ergebnisse des Vorjahres.

Die Nächtigungen reduzierten sich gegenüber 2012 um acht Prozent auf 1.401.888. Die Wertschöpfung aus Wiens gesamtem Kongressgeschäft sank auf 832,17 Millionen Euro und damit um neun Prozent.

Immerhin geben die Kongressgäste im Vergleich zu normalen Touristen deutlich mehr Geld aus: 483 Euro lassen Teilnehmer pro Tag in Wien, der durchschnittliche Besucher kommt nur auf 250 Euro. „Die Ausgaben bleiben konstant“, meinte Kettner.

„Wachstumsstrategie“ für Flughafen gefordert

Um auch in Zukunft trotz schwieriger Rahmenbedingungen von geopolitischer Situation bis Compliance-Regelungen als Kongressstadt mithalten zu können, wünscht sich der Tourismusdirektor vor allem eine gute Erreichbarkeit Wiens. Er forderte daher eine „Wachstumsstrategie“ für den Flughafen Wien, mehr Direktverbindungen und appellierte auch allgemein für die Stärkung Wiens als Forschungs- und Headquarterstandort. „76 Prozent aller Kongressteilnehmer reisen per Flugzeug an“, so der Tourismusdirektor.

Service werde in den kommenden Jahren eine noch größere Rolle spielen, meinte Christian Mutschlechner, Leiter des Vienna Convention Bureau. Deshalb setze man auch auf Details wie die Begrüßung der Tagungsgäste am Flughafen, im CAT oder in den Stationen der Wiener Linien.

Um das Servicepaket abzurunden, sei es inzwischen auch unerlässlich, Veranstaltungen per Social Media zu begleiten und Vorträge live zu streamen sowie online abrufbar zu machen, schilderte auch Peter Baierl, Executive Director der Europäischen Gesellschaft für Radiologie, die Wiens größten Kongress abhält. Eine eigene „Vienna Meeting Planners Guide“-App soll potenzielle Veranstalter schon im Vorfeld von Wien als Kongressort überzeugen. „Ein weiterer Trend ist das ‚Green Meeting‘“, berichtete Mutschlechner. Veranstalter würden zunehmend Wert auf nachhaltig organisierte Tagungen legen, im Vorjahr habe man bereits 40 zertifizierte „Green Meetings“ in Wien abhalten können.

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