Wien letzter bei Mathematikmatura

Die Hürde schriftliche Mathematik-Klausur bei der Zentralmatura ist österreichweit für rund jeden fünften Schüler unüberwindlich gewesen. Bei der Zahl der Nicht genügend schriftlich und mündlich liegt Wien an der Spitze.

Wien lieferte an den AHS schriftlich die meisten Nicht genügend ab, nämlich 28 Prozent. Am wenigsten Nicht genügend gab es in Oberösterreich (16 Prozent) und dem Burgenland mit 17 Prozent. Österreichweit schrieben in Mathematik an den AHS rund 22 Prozent einen Fünfer, an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) waren es 19 Prozent. Auch an den BHS gab es die meisten Fünfer in Wien (24 Prozent) und die wenigsten in Oberösterreich mit 15 Prozent.

Von den zehn AHS mit den schlechtesten Ergebnissen befinden sich laut Bildungsministerium acht Standorte in Wien. Der hohe Anteil an AHS-Schülern und -Schülerinnen in der Stadt führt demnach dazu, dass weniger Talentierte in der AHS sind, die dann am Ende bei der Reifeprüfung nicht bestehen.

Musterhefte Prüfungsunterlagen Zentralmatura

APA/Robert Jaeger

Mathematik als Problemkind der Zentralmatura

Bisher schlechtestes Mathematik-Ergebnis an BHS

Die Mathematik-Klausur fiel somit ähnlich schlecht wie im Jahr 2016 aus. Verglichen mit den Jahren 2015 und 2017 waren es rund doppelt so viele Nicht genügend. An den BHS, wo die Zentralmatura erst ein Jahr später startete, ist es das bisher schlechteste Ergebnis: 2016 waren 13 Prozent der Arbeiten negativ, 2017 neun Prozent. „Gerettet“ wurden viele bei der (mündlichen) Kompensationsprüfung: An den AHS besserten sich rund zwei Drittel den Fünfer aus, an den BHS rund drei Viertel.

Note „Sehr gut“ ist eher selten geworden

Was ebenfalls hervorsticht, ist die geringe Zahl an „Sehr Gut“: An den AHS hatten nur neun Prozent einen Einser (2017: 15 Prozent), an den BHS nur sechs Prozent (2017: elf Prozent). Das entspricht hochgerechnet in einer Maturaklasse von 20 Schülern gerade einmal zwei (AHS) bzw. einem (BHS) „Sehr Gut“.

Am schlechtesten fiel die Mathematik-Zentralmatura bei der Berufsreifeprüfung aus (bei der allerdings verhältnismäßig am wenigsten Kandidaten antraten, Anm.). Schriftlich scheiterte dort fast die Hälfte der Schüler (47 Prozent; 2017: 30 Prozent), selbst nach den Kompensationsprüfungen blieb noch ein Viertel auf einem Fünfer sitzen. Erst vor Kurzem hat die Technische Universität Wien darauf aufmerksam gemacht, dass die Mathematik-Kenntnisse von Studienanfängern nicht ausreichend sind - mehr dazu in Schlechtere Mathekenntnisse bei Maturanten.

Heinz Faßmann, ÖVP

APA/Georg Hochmuth

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP)

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) kündigte jetzt auch die Evaluierung vor allem der Mathe-Zentralmatura an: „Wir wollen Fairness auf der eine Seite erzielen und natürlich eine vergleichbare Feststellung einer gehaltvollen Leistung auf der anderen Seite.“ Experten, darunter auch federführend der frühere Wiener Stadtschulrat Kurt Scholz, und Feedback-Runden mit Schulpartnern sollen das Beurteilungsschema und die Praxistauglichkeit der Zentralmatura verbessern.

Kaum Veränderungen in Deutsch und Englisch

Kaum Veränderungen gab es dagegen in den anderen großen Zentralmatura-Fächern Deutsch und Englisch: In Deutsch kassierten an den AHS heuer wie im Vorjahr fünf Prozent der Schüler einen Fünfer, nach der Kompensationsprüfung blieb jeweils knapp ein Prozent über. An den BHS scheiterten in Deutsch zunächst knapp sechs Prozent (2017: etwas mehr als vier Prozent), nach den Kompensationsprüfungen war es dann wie 2017 ein knappes Prozent.

Wien letzter bei Mathematik-Matura

Bei der Zahl der „Nicht genügend“ in der schriftlichen und mündlichen Mathematik-Matura liegt Wien an der Spitze.

In Englisch gab es an den AHS diesmal für acht Prozent einen Fünfer (2017: sieben), nach den Kompensationsprüfungen blieben wie im Vorjahr zwei Prozent darauf sitzen. An den BHS waren die Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr praktisch ident (zwölf Prozent Fünfer schriftlich, drei Prozent nach den Kompensationsprüfungen).

Üblicher Matura-Effekt bei Geschlechtern

In Deutsch schnitten die Mädchen sowohl an AHS als auch an BHS bei den schriftlichen Klausuren etwas besser ab als die Burschen, in Englisch waren die Burschen an den BHS deutlich besser, an den AHS gab es praktisch keinen Geschlechterunterschied.

Ein deutlicher Gender Gap war in Mathematik zu verzeichnen: An den AHS schafften immerhin 11,5 Prozent der Burschen einen Einser gegenüber sieben Prozent bei den Mädchen, Fünfer setzte es für 18 Prozent der Burschen und 25,5 Prozent der Mädchen. Noch extremer war die Differenz an den BHS - vor allem bei den Nicht Genügend: Hier fielen die Mädchen (25 Prozent) doppelt so häufig durch wie die Burschen (13 Prozent).

Link: