MedUni reduziert Operationen im AKH

Trotz Protesten von Betriebsrat und Ärzten will die Medizinische Universität Wien ab Jänner 2012 die Nacht- und Wochenenddienste sowie Operationen im AKH reduzieren - falls nicht noch zusätzliche Budgetmittel kommen.

„Es ist eine Maßnahme, die in den letzten Jahren immer gedroht hat“, berichtete MUW-Rektor Wolfgang Schütz. Denn die Routinearbeit im AKH stehe in keiner Relation zu den personellen Ressourcen der Universität. „Die Leistungen sind überproportional gestiegen. Damit konnten wir budgetär nicht mithalten“, beklagte der Uni-Chef. Für Lehre und Forschung fehle schon länger jeder Spielraum: „Weil wir schon die Hälfte des Budgets, dass wir vom Wissenschaftsministerium bekommen, in die reine Krankenbetreuung stecken müssen.“

„Versäumen Budgetziel das erste Mal“

Schütz befürchtet „tatsächlich ernste Schwierigkeiten“, wenn keine Maßnahmen gesetzt werden. Mit Beginn des nächsten Jahres müsse der Fehlbetrag darum abgefangen werden: „Der wird bei acht bis neun Millionen Euro liegen.“ Mit diesem Minus werde die Medizinische Universität das Jahr 2011 beenden.

„Es ist das erste Mal, dass wir das Budgetziel versäumen. Und das wollen wir tatsächlich nur einmal machen“, erklärte Schütz. Bisher sei man mit der Bildung und Auflösung von Rücklagen durchgekommen. Nun würden die steigenden Kosten das jedoch nicht mehr möglich machen. Denn es würden etwa die Biennalsprünge bei den Beamten - somit bei rund 50 Prozent der Mitarbeiter der MUW - nicht abgedeckt werden.

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Eine hohe Belastung seien zudem die Entgeltfortzahlungen für Journaldienste, für die bei Krankheit und Urlaub aliquot ein Teil abgegolten werde. Insgesamt gehe es bei einem Personalbudget an die 300 Millionen Euro um große Absolutbeträge. Nun sei klar: Man müsse die fehlenden Millionen wieder hereinbringen. Gespart, so versicherte Schütz, werde auch im Rahmen der theoretischen Institute. Dort sei das Einsparungspotenzial aber gering - angesichts der im Vergleich zum Klinikbereich niedrigen Kosten.

Vor allem Journaldienste betroffen

Die Einsparungen betreffen vor allem die Journaldienste, die laut Schütz im Gegensatz zu Nichtnachbesetzungen auch sofort budgetwirksam werden. Kündigungen, so stellte er an dieser Stelle klar, sind nicht geplant. Derzeit sind im größten Spital des Landes jedenfalls 172 Ärzte pro Nacht bzw. am Wochenende im Dienst. Falls sich nicht „im letzten Moment“ etwas ändert, wird deren Zahl auf 148 reduziert: „Besonders betroffen sein wird, fürchte ich, der chirurgische Bereich. Es wird sicher weniger Operationen geben.“

„Die Chirurgen haben untertags wegen der überproportionalen Beanspruchung des AKH so viele Operationen, dass sie in der Nacht weitermachen müssen“, schilderte der Rektor. Die geplante Reduktion der Nacht-Anwesenheit würde auch die Zahl der Eingriffe reduzieren - und etwa für längere Wartezeiten für Patienten sorgen.

80 Stellen mehr seit 2005

Schütz sieht im AKH sowohl Stadt als auch Bund gefordert, wobei der Bund sein „direkter Ansprechpartner“ sei. Der Bund als Eigentümer habe der Universität auch die „Bürde des Routinebetriebes im Spital“ übergeben. Gleichzeitig habe er es verabsäumt, mit der Stadt eine Leistungsanpassung zu erreichen. Der Vertrag mit der Stadt, betonte Schütz, werde jedenfalls erfüllt.

„Wir haben das Personal seit 2005 um 80 Stellen erhöht“, rechnete der Rektor weiters vor. Die Stadt macht nach Ansicht des Uni-Chefs hingegen das Gegenteil - nämlich das Pflegepersonal reduzieren: „Das tut sie vehement.“ Gemäß dem aus dem Jahr 2005 stammenden Vertrag ist das gesamte ärztliche Personal von der Medizinischen Universität Wien bereitzustellen. Das Pflege- und Erhaltungspersonal wird hingegen von der Stadt Wien bezahlt. Sie ist auch Betreiberin und Erhalterin des AKH.

Gemeinsame Gesellschaft von Stadt und Bund?

Für den Rektor ist eine gemeinsam von der Stadt und dem Bund ins Leben gerufene AKH-Betriebsgesellschaft vorstellbar. „Das Entscheidende ist, dass dieses riesige Spital nicht von zwei Rechtsträgern betrieben werden kann, die sich gegenseitig versuchen, die Leistungen zuzuschieben. Das funktioniert nicht auf Dauer, jetzt droht der Kollaps“, warnte er.

Das haben zuletzt auch die Personalvertreter der Ärzte getan. Kommende Woche - am 22. November - ist eine weitere Betriebsversammlung im AKH angesetzt. Dort soll über die Situation informiert werden. Laut den Ärzten ist in der betreffenden Zeit mit „kleineren bis größeren Einschränkungen“ des Betriebes im AKH zu rechnen.

Kritik der Wiener Opposition

Die Wiener Oppositionsparteien haben nach den Aussagen von Schütz Kritik an der Gesundspolitik der Wiener Stadtregierung geübt. ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec forderte, dass in allen Spitälern des Krankenanstaltenverbunds am Nachmittag operiert werden soll.

FPÖ-Gesundheitssprecher Peter Frigo fürchtet einen deutlichen Qualitätsverlust in der Notfallambulanz. Frigo forderte daher auch mehr Aufklärung bei den Patienten. Viele Personen würden mit Beschwerden in die Notfallambulanz kommen, bei denen eine Behandlung beim Hausarzt angebracht wäre.

SPÖ-Gemeinderat Kurt Wagner verwies dazu auf die notwendige gemeinsame Versorgungsplanung zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherung im Rahmen der Gesundheitsreform auf Bundesebene.

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