Wienwoche mit Massenhochzeit
Die Wienwoche hat sich in ihrer dritten Auflage das Motto „Migrazija-yeah-yeah“ gegeben. Durch kuratorische Unterwanderungen von Dauerausstellungen und Schauräumen soll beim Projekt „moving museum“ die herkömmliche Migrationsgeschichte hinterfragt und in Aspekten neu erzählt werden.
Interventionen im Museum
Drei kulturhistorische Museen hat sich Projektleiterin Barbara Staudinger für ihre Interventionen ausgesucht. Im Wien Museum am Karlsplatz hat sie sich in jenen Raum der Dauerausstellung geschlichen, der die Zweite Türkenbelagerung 1683 beleuchtet. „Das ist eines der historischen Momente, die so tief wie kaum ein anderes in die Wiener Identität eingedrungen ist“, sagte Staudinger.
Wienwoche
Türkenbelagerung als Propaganda
Mit handgeschriebenen Zusatztafeln sollen bisher wenig bekannte Geschichten zu Objekten erzählt werden - etwa, dass eine Reihe ausgestellter Waffen keine Reliquien vom Feldzug gegen Wien sind, sondern Beute der Habsburger aus einem späteren Angriffskrieg gegen das Osmanische Reich.
Ein temporärer Schaukasten zeigt, dass die Türkenbelagerung „damals wie heute für politische Propaganda missbraucht wurde“, erklärte die Initiatorin. Die Artefakte reichen von einer Publikation des Austrofaschismus bis zum FPÖ-Comic aus dem Wien-Wahlkampf 2010. Ähnliche Perspektivenwechsel oder -nachschärfungen hat Staudinger auch im Weltmuseum und im Jüdischen Museum installiert. Führungen finden am 14. und 21. September jeweils ab 11.00 Uhr statt.
Neuer „WKR-Ball“ in der Hofburg
Eröffnet wird die Wienwoche am Freitag mit einem „WKR-Ball“. Wobei das Akronym freilich nicht für „Wiener Korporationsring“, sondern für „Wiener Kopulationsring“ steht. Insofern versteht die „Perverse Initiative“ ihr Fest als Antwort auf den alljährlichen Akademikerball der Burschenschafter - mehr dazu in Stadt macht Akademikerball Konkurrenz (wien.ORF.at; 18.8.2014).
Peter Hautzinger
Symbolische Massenhochzeit
15 Projekte umfasst die heurige Wienwoche, die am 28. September mit einer „langen Nacht der GastarbeiterInnenmusik“ beschlossen wird. Zuvor will man sich dem Thema Migration noch in diversen Zugängen nähern. Am Programm stehen beispielsweise eine symbolische Massenhochzeit („Love Migration“) vor dem Hintergrund behördlicher Hürden beim Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft.
Ebenso eine Tauschbörse („Migrationale“) mit Asylwerbern als „Händler“, die aufgrund der Gesetzeslage nicht arbeiten dürfen, oder das Projekt „WIENerWARTEN“, das Geschichten von Zuwanderern im Zusammenhang mit Warten - auf Bestätigungen, Behördentermine oder Aufenthaltstitel - erzählt, stehen auf dem Programm. Film- und Musikreihen ergänzen den kostenlosen Eventreigen - mehr dazu in „Kopulationsring Ball“ eröffnet Wienwoche (wien.ORF.at; 30.8.2014).
Wienwoche: Das Stadtfest der Grünen
Die Wienwoche wurde vor drei Jahren von den Wiener Grünen ins Leben gerufen. Das Budget in Höhe von 453.000 Euro trägt zur Gänze die Stadt. Das Festival reiht sich neben dem roten Donauinselfest und dem schwarzen Stadtfest ein - mehr dazu in Wienwoche: Das Stadtfest der Grünen (wien.ORF.at; 20.09.2012).
Links:
- „Wienwoche“ auf Kosten von Stadtfest (wien.ORF.at; 5.10.2011)
- Wiener Kopulationsring Ball
- Wienwoche