Hälfte der Notquartiere wieder geschlossen
Den größten Widerstand bei den Anrainern löste die Eröffnung der Asylunterkunft in der Liesinger Ziedlergasse aus. Anrainer klagten über Sachbeschädigungen, Verunreinigungen, Schlägereien und Betteleiversuche - und mobilisierten gegen die Unterkunft mit Demonstrationen und Unterschriftenlisten. Inzwischen beruhigte sich die Lage.
Reportage von der Ziedlergasse
Die Eröffnung des viel diskutierten Quartiers in Liesing ist mittlerweile sechs Monate her. Wie leben die Anrainer mit den Flüchtlingen?
Kaum Probleme rund um Quartiere
„Prinzipiell ist so reagiert worden, dass wir jeden Tag rund um die Anlage einen Putztrupp von Bewohnern haben, die den Müll wegräumen“, so Unterkunftsleiter Herbert Sinkovitz. Ein Randalierer, der ein Auto beschädigte, wurde der Unterkunft verwiesen. Seit März sind in Wien insgesamt zwölf Kontaktbeamte der Polizei für die größeren Flüchtlingsunterkünfte abgestellt. Sie geben an, dass es bis „auf ein paar Kleinigkeiten“ und „Streitereien“ ruhig in den Unterkünften sei - mehr dazu in Polizei: Kontaktbeamte in Flüchtlingsquartieren.
ORF
Private Unterkünfte als Ziel
Sendungshinweis:
Hier und in der ORF TVthek können Sie die „Wien heute spezial“-Sendung von 3. September nachsehen.
Im März 2017 soll die Großunterkunft in der Ziedlergasse schließen. „Wir reduzieren diese Quartiere auch ständig. Wir haben von den 30 Notquartieren insgesamt, die wir hatten, schon 16 geschlossen. Das ist ein permanenter Prozess der Verkleinerung von Quartieren und des Herausbringens in ganz normale private Unterkünfte“, so der Wiener Flüchtlingskoordinator Peter Hacker gegenüber „Wien heute“. Insgesamt gibt es laut Hacker in Wien rund hundert Flüchtlingsquartiere. Für diese Quartiere gibt es - ausgenommen die Notunterkünfte - längerfristige Mietverträge - mehr dazu in Stadt will kleine Flüchtlingsquartiere.
Flüchtlinge in Wien: Zahlen, Daten und Fakten
Wie viele Asylsuchenden sind jetzt gerade eigentlich in Wien, wo leben die Geflüchteten und woher sind sie gekommen?
17.000 Personen mit Asylstatus in Wien arbeitslos
Der Wiener Arbeitsmarkt ist seit Jahren angespannt, die hohe Zahl der Flüchtlinge verschärft nun die Situation laut AMS. Denn viele Asylberechtigte seien wegen mangelnder Qualifikationen und Deutschkenntnisse schwer vermittelbar. Derzeit sind 17.000 Personen mit Asylstatus in Wien arbeitslos - mehr dazu in Flüchtlinge am Arbeitsmarkt schwer vermittelbar.
Ausbildung für Arbeitsmarkt dauert Jahre
Hacker ist zuversichtlich, dass durch Maßnahmen wie Deutschkurse die meisten Personen mit Asylstatus langfristig auf dem Arbeitsmarkt unterkommen können. „Es werden diese Leute wohl die simpleren Jobs haben. Es ist nicht davon auszugehen, dass hier besonders viele Universitätsprofessoren rauskommen (...) Wir haben eine ganze Reihe von einfachen Berufen, wo wir Personal brauchen. Ich denke da an die Gastronomie und Tourismuswirtschaft, wo Lehrlinge gesucht werden.“
Interview mit Peter Hacker
ORF-Moderator Patrick Budgen spricht mit Flüchtlingskoordinator Peter Hacker über die Integration von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt.
Hacker rechnet damit, „dass der Großteil der Flüchtlinge in den nächsten drei bis vier Jahren und die Summe aller Flüchtlinge in den nächsten fünf bis sieben Jahren ganz normal auf dem Arbeitsmarkt untergekommen sein wird“. Alleine heuer sollen rund 5.000 Personen mit Asylstatus einen Job bekommen haben. Die Idee der Ein-Euro-Jobs ist für den Flüchtlingskoordinator nicht zu Ende gedacht. Er hält außerdem „nichts davon, für Flüchtlinge permanent Sonderlösungen zu finden“ - mehr dazu in Ein-Euro-Jobs für Häupl „Unsinn“.