Spielsüchtige fordern Automatenverbot

Mehrheitlich scheinen sich Spielsüchtige ein wirkungsvolles Verbot von Glücksspielautomaten in Wien zu wünschen. Zu diesem Ergebnis kam das Ö1-Mittagsjournal aufgrund einer Reportage in den Spielkojen entlang des Wiener Gürtels.

Die Musik, ein kleiner Gewinn, Freispiele, das ist die Welt, nach der Giovanni süchtig ist. Er weiß es selbst - und auch, dass es Freispiele in Wahrheit nicht gibt. „Ich spiele schon zwanzig Jahre. Das weiß ich ganz genau: Man verliert viel mehr, als man gewinnen kann. Ich habe gelernt, mit meiner Sucht ein bisschen umzugehen. Das bedeutet, der Lohn kommt auf das Konto der Frau.“ Auf die Frage, ob es viele Spieler gibt, die nicht süchtig sind, antwortet Giovanni: „Nein, wer spielt, ist süchtig.“

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Reportage von Ö1-Journalist Bernt Koschuh

Zur Sucht gehört für Giovanni auch, alleine mit zwei Spielautomaten in einem finsteren Kammerl zu sitzen, das gerade einmal so groß wie zwei Toiletten ist. Direkt von der Straße aus sind die Kammerln zugänglich. Wenn die Automaten ab 1. Jänner aus Wien verschwunden wären, würde für Giovanni ein großer Wunsch in Erfüllung gehen: „Ja, das würde ich sehr gut finden. Aber ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass viel passieren wird. Novomatic hat genug Geld, gute Rechtsanwälte, die finden einen Weg, die Automaten weiterzubetreiben.“

Sucht führt in Kriminalität

Vor einem nahe gelegenen Wettcae stehen einige junge Männer. „Ich wünsche mir, dass das abgeschafft wird, damit das einfach auf immer und ewig verschwindet“, sagt einer über die Spielautomaten. „Österreich ist ein schönes Land - und das macht das Land schlechter. Wenn Sie mich fragen, gehört das weg“, bestätigt ihn ein anderer. „Innerhalb von sechs Jahren habe ich sieben Autos verkauft, die Wohnung habe ich verloren. Bevor die Familie kaputt geworden ist, habe ich mit den Automaten aufgehört. Die sollen wegkommen“, erzählt ein anderer.

Von mehr als 15 befragten Spielern wollen zwar einige kein Interview geben - aber keiner sagt, dass er gegen die Abschaffung des Automatenglücksspiels ist. Nur einer meint, es sei ihm egal. Ein anderer, Alba, erzählt voller Zorn: „Mein Bruder ist spielsüchtig. Er sitzt wegen der Spielautomaten im Gefängnis. Er hat sein ganzes Vermögen, seinen Lohn, immer hereingehaut. Leider hat er wegen der Automaten auch Banken ausgeraubt.“

Wien wäre besser ohne Spielautomaten, ist Alba überzeugt: „Die Kriminalitätsrate wird sehr sinken. Und sie retten Familien. Es trennen sich so viele Familien wegen den Automaten. Es kommen Kinder, die nicht einmal 16 Jahre alt sind, und keiner fragt sie nach dem Ausweis. Hauptsache, sie haben Geld, um zu spielen. Das ist nicht schön.“

„Mehr Automaten als öffentliche WCs“

Die Arbeitsplätze, die durch ein Spielautomatenverbot möglicherweise verloren gehen würden, sind den Spielern egal. „Die sollen den Job verlieren. Die sollen sehen, wie das ist“, sagt Alba. „Egal, wo Sie hingehen, überall gibt es einen Automaten. Sie haben schon Automaten in die Tankstelle hineingestellt. In jedem Kaffeehaus gibt es einen Automaten. Die erziehen dich automatisch, dass du spielen gehst. Es gibt vielleicht mehr Automaten als öffentliche WCs.“

Auswandern in automatenfreies Land

Zurück in einem Automatenkammerl: Hier sitzt Peter. Er findet zwar, er sei selbst schuld an seiner Spielsucht, aber die Abschaffung der Automaten, die ihn schon mehrmals obdachlos gemacht haben, wünscht er sich trotzdem. „Ich habe im Park geschlafen und war obdachlos“, so Peter. Therapie und sogar das Auswandern in ein Land ohne Automaten hat der Pole Peter schon hinter sich: „Ich war in Bosnien und Herzegowina, in diesem Land gibt es keine Automaten.“

Wenn jetzt Wien auch fast automatenfrei wird, wird ihn die Sucht dann nicht zu Internetspielen am Computer treiben? „Nein, glaube ich nicht. Zu Hause ist die Familie“, so Peter. Womit auch schon alles gesagt wäre - fast. Alba: „Bitte schaffen Sie das ab, weil die Leute verspielen das Geld. Was ist in ihrem Kopf? Kriminalität!“

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