Radio Wien

Fragen und Antworten zu Vorerkrankungen

Ich habe Multiple Sklerose, bin gerade wieder in einem Schub aktiv. Meine Frage betrifft die Ent-Immunisierung: Mir wurde abgeraten, in so einem Zustand impfen zu gehen. Stimmt das?

Prinzipiell gilt für alle Impfungen, dass während eines akuten Schubs nicht geimpft werden sollte. Weil der akute Schub zum Teil mit hohen Cortison-Gaben behandelt wird, damit sich die Entzündung wieder minimiert. In diesen Zustand sollte man nicht hineinimpfen. Zum einen wegen der ohnehin bestehenden Inflammation oder Entzündung und zum anderen wegen der immunsuppressiven Therapien. Erst, wenn sich der Zustand wieder stabilisiert hat und jemand wieder in einem guten nicht entzündlichen Zustand sich befindet, kann die Impfung durchgeführt werden.

Meine Mutter hat chronische Polyathritis und ist 77 Jahre alt, mein Bruder leidet unter Multipler Sklerose. Können sie sich bedenkenlos impfen lassen?

Personen mit einer Autoimmunerkrankung wie Polyathritis oder Multipler Sklerose können sich auch impfen lassen. Das einzige, was es zu berücksichtigen gibt: Oftmals erhalten diese Patientinnen und Patienten immunsuppressive Medikamente. Das sind zum Beispiel Tabletten, die das eigene Immunsystem schwächen. Da kann es durchaus sein, dass die Immunantwort gar nicht so ausgeprägt ist. Das werden künftige Studien zeigen, wie notwendig vielleicht eine dritte Teilimpfung ist. Gegen die ersten zwei Teilimpfungen spricht nichts, die sind absolut zu empfehlen. In den nächsten Monaten werden wir sehen, ob für diese Personen noch zusätzliche Dosen notwendig sein werden.

Ich bin Allergikerin und sehr unsicher, ob ich mich impfen lassen soll, weil ich Angst vor einem allergischen Schock habe. Und: Meine Hausärztin rät mir davon ab, mich impfen zu lassen.

Das ist grundfalsch. Natürlich können Allergiker auch geimpft werden. Jeder Impfstoff, den wir haben, hat in den Gebrauchsanweisungen drinnen stehen, dass allergische Reaktionen auftreten können. Es ist aber sehr sehr selten, in einer Größenordnung zwischen eins auf 500.000 oder eins auf eine Million. Wir wissen, dass es beim Pfizer/Biontech-Impfstoff um den Faktor acht oder neun häufiger ist. Wir haben entsprechend darauf reagiert: Erstens bitten wir alle Allergiker, ihre Allergiepässe zur Impfung mitzubringen und zweitens bitten wir alle Allergiker, nach der Impfung noch eine halbe Stunde sitzen zu bleiben. Denn das, was man wirklich in Bezug auf allergische Reaktionen fürchtet, sind sogenannte Allergien vom „Sofort-Typ.“ Die treten aber, wie der Name schon sagt, sofort auf. Wenn man sie dann auch gleich beim Auftreten behandelt, sind sie kein großes Problem. Für den Betroffenen sind sie vielleicht eine unangenehme Erfahrung, aber sicher nicht lebensbedrohlich.

Ich hatte einen Riss der Aorta. Vor vier Jahren wurde mir der Aorta-Bogen beim Herz ersetzt. Impfen – Ja oder Nein?

Ja. Eine Person, die eine Aorta-Operation, also eine Operation der Hauptschlagader hatte, gehört zur Risikogruppe jener Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen. Da ist eine Impfung sehr ratsam.

Ist die Impfung für Menschen mit Allergien gefährlich? Droht im Fall eine Penicillinallergie oder einer Allergie gegen Wespen, Gräser, Tierhaaren oder ähnlichem ein Allergie-Schock?

Eine Penicillinallergie ist kein Grund, sich nicht impfen zu lassen. Es geht hier um Personen, die ausgeprägte, schwerste allergische Reaktionen auch auf andere Impfungen erhalten haben. Da spricht möglicherweise auch nichts dagegen, diese dann in Zukunft auch impfen zu lassen. Wobei man da vermutlich ein besonderes Augenmerk auf etwaige Impfreaktionen halten müssen wird. Das heißt, eher in ärztlicher Beobachtung und nicht einfach in einer Impfstraße. Das bleibt dann im Einzelfall abzuwägen. Bei einer Penicillinallergie, einer Pollenallergie, einer klassischen Hausstaubmilbenallergie oder ähnlichem spricht gar nichts dagegen, sich impfen zu lassen.

Ist es für Parkinson-Patienten ratsam, sich impfen zu lassen?

Parkinson und andere neurologische Erkrankungen sind keine Kontra-Indikation für eine Impfung. Da empfiehlt es sich grundsätzlich, zu impfen. Es spricht nichts dagegen und es gibt hier auch keinen Hinweis auf erhöhte Komplikationsraten oder Ähnliches.

Ich bin 67 Jahre alt, hatte 2018 eine erfolgreiche Darmkrebsoperation und habe seitdem ein fixes Stoma. Es geht mir gut. Mein Hausarzt hat mir von einer Corona-Impfung abgeraten, da es für mich zu gefährlich sein soll. Stimmt das?

Nein. Für Personen, die an einer Krebserkrankung leiden, gibt es von allen Fachgesellschaften eine grundsätzliche Impf-Empfehlung. Vermutlich nicht unmittelbar in einer Phase, in der eine Chemotherapie läuft, aber in diesem konkreten Fall einer Person, die ein Stoma hat, spricht gar nichts gegen eine Impfung.

Ich bin 50 Jahre alt, meine rechte Niere funktioniert nur mehr zu 30 Prozent, meine linke Niere funktioniert ganz normal. Kann ich bedenkenlos Impfen gehen und bin ich ein Risikopatient?

Wenn, dann gehören Sie zu einer leichten Risikokategorie. Es spricht nichts dagegen, dass Sie sich impfen lassen.

Ich nehme ein bestimmtes Medikament/habe eine bestimmte Krankheit – kann ich trotzdem geimpft werden?

  • Immunsuppressiva

Bei immunsystembeeinflussenden Medikamenten kann eine Impfung problemlos erhalten werden. Einen Monat nach der zweiten Impfung sollte aber ein Antikörpertest gemacht werden, um sicherzugehen, dass die Impfung funktioniert hat und schützende Antikörper gebildet hat.

Die Sicherheit, dass es auch funktioniert, haben sie nicht, wie in einer Situation, in der sie keine Medikamente nehmen. Ein Antikörpertest kann überall beim praktischen Arzt gemacht werden. Das müssen sie nicht tun, wenn sie keine immunabschwächenden Medikamente nehmen.

  • Bluthochdruck, Diabetes, Asthma

Ja, das macht überhaupt nichts.

  • Migräne

Auch hier ist die Impfung unbedenklich. Eine Nebenwirkung bei Impfstoffen sind Kopfschmerzen generell üblich, auch bei Menschen, die sonst keine Kopfschmerzen haben.

  • Multiple Sklerose

Stellt kein Problem dar, aber der Zeitpunkt ist sehr wichtig. Die Impfung sollte nicht dann stattfinden, wenn es gerade einen Schub der Krankheit gibt.

Werden Menschen mit Autoimmunerkrankungen, wie Hashimoto, einer chronischen Schilddrüsenerkrankung, geimpft?

Ja, werden sie. Das ist eine Geschichte, die sich über das Internet verbreitet hat, dass man mit Autoimmunerkrankung keine Impfung bekommen soll. Diese Personengruppen waren in den Zulassungsstudien dabei, da gibt es kein Problem. Wenn die Schilddrüsenentzündung gerade akut ist, dann soll man sich aber nicht impfen lassen.

Es darf nur eine Personengruppe nicht geimpft werden, sagen die Experten: Jene, die auf Polyethylenglykol einen anaphylaktischen Schock bekommen haben. Das ist die schwerste allergische Reaktion, die man bekommen kann. Diese Personen wissen das aber, das ist eine lebensbedrohliche Situation. Diese Menschen dürfen im Moment keine Impfung bekommen. Beim Impfvorgespräch mit dem Arzt oder der Ärztin sollte über vorliegende Krankheiten gesprochen werden und dabei wird beurteilt, ob eine Impfung problemlos möglich ist.

Wenn mein Körper allergische Reaktionen bei Impfungen zeigt, wie gefährlich sind die Impfstoffe für mich?

Die Inhaltsstoffe sind öffentlich zugänglich. Die stehen in der Gebrauchs- und der Fachinformation drinnen, da kann man sich informieren. Das sind ganz klassische Inhaltsstoffe, zum Beispiel Kaliumdihydrogenphosphat, das ist eine stabilisierende Salzlösung. Es kann Zucker drinnen sein, aber auch das in Konzentrationen, die unbedenklich sind bei Zuckerunverträglichkeit. Man muss sich keine Sorgen machen – mehr dazu in science.ORF.at

Soll man bei Allergien nach der Impfung Kortison nehmen?

Nein, das ist nicht notwendig.

Darf bei einer Krebserkrankung und Chemotherapie geimpft werden?

Der optimale Zeitpunkt wäre in den vier Wochen nach der Chemotherapie. Auch hier muss wieder einen Monat nach der zweiten Impfung ein Antikörpertest gemacht werden.

Ich hatte Krebs, kann ich geimpft werden?

Ja, man muss nicht einmal einen Antikörpertest machen. Menschen, die eine Krebserkrankung gehabt haben und jetzt impfen gehen, müssen sich keine Sorgen machen, dass der Krebs zurückkommen kann. Der Impfstoff ist dazu da, dass das Immunsystem gegen diesen Virus aktiviert wird. Aber es macht nichts mit den Zellen und es verursacht keinen Krebs, da muss man sich keine Sorgen machen. Impfreaktionen innerhalb der nächsten fünf oder sechs Wochen wie etwa Schwellungen der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Gelenkschmerzen sind normal.

Sollen sich Personen, die bereits an Covid-19 erkrankt waren, trotzdem impfen lassen?

Ja, aber nicht sofort. Man sollte lieber den anderen Menschen den Vortritt lassen. Menschen, die bereits das Virus hatten, haben genug Antikörper und sind vorerst geschützt. Sobald mehr Impfstoffe da sind, sollen sich natürlich auch bereits Covid-19-erkrankte Menschen impfen lassen.