Laub auf einem Haufen vor einem Bretterzaun
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Radio Wien Pflanzentipp

Das Gold des Gärtners

Es ist ein unvergleichliches Naturschauspiel, das alljährlich geboten wird. Einige kalte Nächte genügen und die Bäume zeigen sich im schönsten Farbenkleid. Wenn das Laub abfällt, wird Radio Wien-Pflanzenexperte Karl Ploberger zum Sammler.

Sendungshinweis

„Gut gelaunt in den Tag“, 15. Oktober 2021

Es leuchtet goldgelb, blutrot oder grell orange, das Laub hat jetzt seinen großen Auftritt. Für die einen ist es ein Naturschauspiel, für andere viel Arbeit. „Das macht ja Mist“, ist oft zu hören, doch damit liegt der Gartenfreund völlig falsch. Ploberger räumt mit den Vorurteilen auf und präsentiert die sieben wichtigsten Fakten rund ums Laub.

1. Laub ist Mist
Genau das ist Laub nicht. Es ist seit Beginn der Entstehung unseres Lebens auf der Erde der effizienteste Humuslieferant. Die oft zitierte „gute Walderde“ ist das Ergebnis des jährlichen Laub- und Nadelfalls. Genau deshalb sollte man niemals Laub aus dem Garten entfernen, sondern nutzen.

2. Laub überträgt Krankheiten
Das stimmt nur zu einem kleinen Teil. In gewissen Bereichen ist es berechtigt davon zu sprechen. Kastanienlaub, das von der Miniermotte befallen ist, sollte man entsorgen. Genau so wie Walnusslaub, das von der Marssonina-Blattfleckenkrankheit befallen ist. Doch alle anderen „kranken“ Blätter (Mehltau, Rosenrost etc.) stellen nach dem Kompostieren keine Gefahr mehr dar.

3. Laub ist ein Versteck für Schädlinge
Auch das stimmt nur zum Teil, denn viel wesentlicher ist das Laub als Versteck für Nützlinge. Bestes Beispiel dafür sind die Laufkäfer. Sie verstecken sich unter der Laubdecke und sind die großen Gegner der Schnecken, die sich auch dort verstecken. Würde man das Laub beseitigen, sind die Laufkäfer weg und die Schnecken verkriechen sich eine Etage tiefer in der Erde.

Ein Rechen, Laub und eine Schubkarre
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Laub ist ein natürlicher Winterschutz für Pflanzen und Boden

4. Laub ist manchmal giftig
Das ist absolut unrichtig. Es enthält allerdings manchmal Gerbstoffe (Eiche, Walnuss). Damit verändert der Baum das Substrat im Umfeld und sorgt so für eine ideale Bedingung für sein Wachstum und verhindert anderen Wildwuchs. Giftige Blätter (wie vom Efeu oder Kirschlorbeer) verlieren beim Kompostieren ihre Gefährlichkeit.

5. Laub braucht endlos zum Verrotten
Das meiste Laub verrottetet extrem schnell: Laub von Haselnuss, Linde, Ahorn oder Obstbäumen ist innerhalb von wenigen Monaten Humus, wenn man es im Kompost mit Hornspänen oder einem organischen Dünger mischt. Länger benötigt das Laub von Eiche, Nussbaum und Magnolie, doch genau dieses Laub ist nach etwa drei Jahren der beste Torfersatz. Durch seine Säure fühlen sich Rhododendren, Azaleen oder Heidelbeeren in diesem Mulch besonders wohl.

6. Laub muss man überall entfernen
Nein, nur von Rasenflächen (wegen des Lichtmangels für die Gräser) muss das Laub unbedingt entfernt werden. Unter Hecken, auf Stauden- und Gemüsebeeten, im Hochbeet oder unter Beerensträuchern bleibt es liegen. Am besten mit einer dünnen Schicht Kompost abdecken, damit es nicht verweht wird.

7. Laub soll man wegsaugen
Keinesfalls! Denn damit saugt man auch die vielen Nützlinge mit und vernichtet sie. Laubbesen sind am idealsten, doch gelingt es auch perfekt mit dem Rasenmäher. Das gehäckselte Laub ist ein noch besserer Mulch, weil es nicht davonfliegt. Laubbläser sind zwar auch unbeliebt, doch die neuen Akkugeräte sind schon deutlich leiser und an manchen Stellen ganz praktisch.

Alle Tipps des Radio-Wien-Pflanzenexperten Karl Ploberger können Sie hier nachlesen.