Walnüsse am Baum
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Radio Wien Pflanzentipp

Walnüsse auch für kleinere Gärten

Wer glaubt, dass jede Walnuss gleich ist, der irrt, auch bei diesem Gehölz gibt es mittlerweile unterschiedliche Sorten, die sich in Frucht und Wuchshöhe unterscheiden. Radio Wien-Pflanzenexperten Karl Ploberger hat einen Spezialisten besucht, der im Weinviertel Walnussbäume züchtet.

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„Gut gelaunt in den Tag“, 7. Oktober 2022

Er ist der „Mister Walnuss“ und sein Wissen wird europaweit geschätzt: Manfred Haas aus Zwingendorf im Weinviertel begann vor mehr als 20 Jahren mit der Kultur von veredelten Walnussbäumen. Karl Ploberger hat ihm drei Fragen gestellt.

Warum sollte man einen veredelten Nussbaum kaufen?
Der Ertrag bei den veredelten Bäumen beginnt schon nach fünf bis sechs Jahren. Aus Samen gezogene Bäume fruchten erst nach zehn Jahren richtig und man hat die Ungewissheit, wie die Qualität der Nüsse ist.

Gibt es große Unterschiede bei den Sorten?
Ja, enorme Unterschiede. Zurzeit sind 80 Sorten im Sortiment. Weltweit gibt es aber an die 1000 Sorten. Es gibt große Nüsse, kleine Nüsse, rotes Fruchtfleisch und – ganz wichtig – deutliche Unterschiede beim Wachstum.

Warum breiten sich Krankheiten und Schädlinge aus?
Pilzkrankheiten, wie die Marsonnina, hat es immer gegeben, sie breiten sich aber durch Wetterkapriolen aus. Krankes Laub muss entsorgt werden. Relativ neu ist die Walnussfruchtfliege, die vor rund sieben Jahren erstmals in Österreich aufgetaucht ist, sie wurde aus Amerika eingeschleppt.

Frische Walnuss in der Schale
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Die besten Walnuss-Sorten

Je nach Lage gibt es unterschiedliche Sorten, die sich besonders gut eignen. So empfiehlt Manfred Haas in milden Weinbau-Lagen die Sorte „Weinberg 2“, eine Selektion die mit der Trockenheit gut zu recht kommt, spät austreibt und damit wenig spätfrostgefährdet ist und rasch, aber schlank wächst. In raueren Gegenden empfiehlt er die Sorte „Geisenheim 120“. Sie treibt noch später aus, hat einen ausladenen Wuchs und gilt als großwüchsiger Nussbaum. Die Früchte haben eine feste Schale, sind sehr gut lagerfähig und werden sogar, wenn sie zwei Monate auf der feuchten Wiese liegen, nicht schimmelig.

Bewährt hat sich auch die Sorte „Geisenheim 286“. Sie hat eine vierwöchige kürzere Vegetationsperiode und so können Nussbäume auch noch auf 1400 Meter Seehöhe gepflanzt werden. Wenig Platz benötigt die Sorte „Weinsberg 1“. Hier reichen rund 50 Quadratmeter. Für noch kleinere Gärten ist der „Zwergnussbaum“ (Juglans fertilis) geeignet. Er kommt mit nur 25 Quadratmeter aus – ähnlich einem Apfel-Halbstamm.

Raritäten sind die „Rote Daunaunuss“ (Pferdeblutnuss), die „Papiernuss“ oder eine mit geschlitzten Blättern. Auch interessant ein „Hängenussbaum“ sowie eine mit roten Blättern. Als Zukunftssorte in Profikulturen gilt „Mars“. Sie hat hohen Ertrag, aber weit nach unten reichenden Ästen, also für Hausgärten uninteressant.

Pflanzen – Wachsen – Pflegen

Nussbäume sind Nährstoff-„fresser“. Viele Probleme und schlechte Ernten tauchen dann auf, wenn zu wenig gedüngt wird. „Oft heißt es, dass der Baum 10, 15 Jahre hervorragend getragen hat und dann nicht mehr“, berichtet Haas aus den zahlreichen Anfragen. Die Lösung: düngen. Mit Kompost, Mulch und organischem Dünger und genügend Wasser. Dann wird er wieder gedeihen.

Geschnitten wird „wenn es notwendig ist“. Starke Rückschnitte sollten von September bis November erfolgen, denn „ab 15. Dezember geht der Nussbaum schon in Saft“ (Haas). Große Sorgen bereiten derzeit die Pilzkrankheiten, die bei überalterten (70 bis 80 Jahre ist die Durchschnitts-Lebenserwartung) und vor allem bei „hungrigen“ Bäumen auftreten. „Früher standen die Nussbäume immer beim Misthaufen, da ging es ihnen gut“, hat Haas festgestellt.

Anders die Probleme mit der Walnussfruchtfliege. Durch die warme Witterung tauchen oft zwei bis drei Generationen auf. Die Fliege, die wie eine Stubenfliege aussieht, legt die Eier in die grüne Schale, die kleinen Maden fressen sich dann in die Nuss – vor allem in die erste Generation. Gelbtafeln sind nur als Indikator sinnvoll, besser ist es, wenn man Pheromonfallen ab Mitte Juni aufhängt und alle zwei bis drei Wochen den Lockstoff tauscht. Die Larven überwintern in den obersten fünf Zentimetern. Daher im weiten Umkreis den Boden im Spätherbst bearbeiten.

Alle Tipps des Radio-Wien-Pflanzenexperten Karl Ploberger können Sie hier nachlesen.