Altes Holz
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Radio Wien Pflanzentipp

Totholz ist voller Leben

Laubsauger, Hochdruckreiniger, Häcksler: Ordnung ist für viele das halbe Garten-Leben. Radio Wien-Pflanzenexperte Karl Ploberger widerspricht, denn gerade in der Natur ist die „Unordnung“ der wichtigste Teil.

Sendungshinweis

„Gut gelaunt in den Tag“, 28. Juli 2023

Die „Unordnung“ gilt aber nicht nur draußen im Freiland, sondern auch im Garten. Totholz zum Beispiel bringt in den Garten nicht nur Leben, sondern vor allem auch Vielfalt. Immer dann, wenn Schädlinge in Massen auftreten heißt es die Ökologie walten lassen und die findet man im abgestorbenen Holz. Und so kann man Öko-Oasen schaffen, die dennoch dekorativ sind.

Schon in viktorianischer Zeit gestaltete man in England Gärten mit Wurzelstöcken, die aufeinander geschichtet, mit Farnen, Funkien und Efeu bepflanzt einen absolut natürlichen Standort für diese Pflanzen bieten. Der positive Nebeneffekt: In diesem Totholz finden hunderte Insekten, Käfer, Larven, aber auch Reptilien und sogar Vögel ihre Nist- und Futterplätze.

Wer nun meint, dass sich hier Schädlinge vermehren, wie der Borkenkäfer und gesunde Bäume befallen, wird nur bedingt Recht haben. Diese Käfer können nur dann, vor allem den Fichten an die Rinde, wenn diese Gehölze geschwächt sind. Bohrt ein Borkenkäfer in einen vitalen Baum, der am richtigen Standort steht, ausreichend mit Wasser versorgt ist und generell nicht unter der Hitze leidet, dann wird er den Borkenkäfer abwehren, indem er das Bohrloch innerhalb weniger Stunden mit Harz verschließt und den Borkenkäfer sozusagen einsperrt.

Wie man das „lebendige“ Totholz in den Garten bringt

Das Insektenhotel ist eine zur Zeit beliebte Möglichkeit allen möglichen Wildbienen, Grabwespen und Schwebfliegen Quartier zu verschaffen. Eine Frage, die sich dann so manchem Gartenbesitzer stellt: Was habe ich davon? Sehr viel, denn diese Insekten befruchten Obst- und Beerensträucher, sorgen dafür, dass Fliegen, Blattflöhe, Läuse und anderes Getier vertilgt wird.

Hat man mehr Platz, dann lohnt es sich einen Totholzhaufen anzulegen. Einfach auf den nackten Erdboden (Rasen zuerst entfernen) in einer Ecke trockene Äste, Holzstämme und Wurzelstöcke aufschichten und schon wird sich der Haufen mit Lebendigkeit füllen: Rotkehlchen werden darin nisten, der Zaunkönig errichtet kunstvoll sein neues Zuhause, das Eichhörnchen wird sich Zweige für seinen Kobel holen und größere Stämme werden sogar für den Specht interessant. Und wer Glück hat, kann dort einmal Hirschkäfer und Nashornkäfer finden.

Es mag im ersten Moment irritieren, aber langfristig wird genau ein solches natürliches Eck im Garten den größten Erlebniswert besitzen. Da sind die üppigen Rosenbeete bei den Gartenspaziergängen oft nur noch die zweite Station, wenn man die Tierwelt in so einem Totholz voller Leben beobachten kann – und das unmittelbar vor der Haustür.

Alle Tipps des Radio-Wien-Pflanzenexperten Karl Ploberger können Sie hier nachlesen.