Der 47-jährige Schauspieler ist Ensemblemitglied beim Hamburger Thalia Theater und auf vielen Bühnen in Deutschland und Österreich aufgetreten. Der im Februar verstorbene Schweizer Schauspieler Bruno Ganz hatte den Ring testamentarisch Harzer zugesprochen. Der Ring gilt als Kronjuwel des deutschsprachigen Theaters und wird auf Lebenszeit getragen.
„Du bist unvergleichlich“
Der Schriftsteller Peter Handke, in dessen Stücken Harzer immer wieder gespielt hat, erinnerte in seiner Festrede an das Geheimnis der Schauspielkunst. „Es ist nicht Menschenkenntnis, sondern es ist Menschenerkenntnis im Moment des Spiels.“ Der Intendant des Schauspielhauses Bochum, Johan Simons, würdigte als Laudator die Präsenz Harzers auf der Bühne. Simons, der u.a. die gefeierte Salzburger „Penthesilea“ mit Harzer und Sandra Hüller inszeniert hatte, erzählte von Proben mit Harzer: „Man spürt deine Präsenz, auch wenn du ruhig in einer Ecke sitzt.“ Und weiter: „Du bist unvergleichlich. Du bist ein großer Künstler.“
Für den interimistischen Außen- und Kulturminister Alexander Schallenberg war es der erste offizielle Auftritt in seiner Zuständigkeit für Kunst und Kultur. Er sei genauso überrascht nun bei diesem Anlass auf der Bühne zu stehen wie Harzer, sprach Schallenberg den Preisträger direkt an, nur habe dieser eine bedeutend längere Vorlaufzeit gehabt. Schallenberg gratulierte Harzer zu diesem „mystischen Ring“, der einen ganz mit Ehrfurcht erfülle, zitierte aber auch aus Peters Steins Laudatio auf Harzers Vorgänger Bruno Ganz, wonach der Ring auch eine große Verantwortung bedeute.
„Außerhalb von Wien interessiert das nicht so viele“
Die Intendantin des Burgtheaters, Karin Bergmann, bezeichnete die Auszeichnung als ein „geheimes Vermächtnis“, das unbeeinflusst von Feuilletons und öffentlicher Meinung zugedacht werde. Der Ring sei keine Goldmedaille, sondern ein Zeichen der „Anerkennung eines großen Künstlers an einen anderen großen Künstler“.
Der Gewürdigte nahm aus den Händen des Ministers den Ring entgegen, verzichtete aber auf Dankesworte und las stattdessen Johann Peter Hebels Text „Unverhofftes Wiedersehen“. Auskunftsfreudiger gibt er sich in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins „profil“. Dort sagt er u.a.: „Außerhalb von Wien interessiert diese Auszeichnung nicht so viele Menschen. In meinem privaten Umfeld auch nicht.“
„Fallen sofort zehn Schauspielerinnen und Schauspieler ein“
Das Burgtheater jedenfalls war bei der Ring-Überreichung voll und mit mehreren Ex-Kulturministern und zahlreichen Schauspielerkollegen, Intendanten und Theaterdirektoren auch im Zuschauerraum sehr prominent besetzt.
Die Feier ging mit langen Standing Ovations zu Ende. Bis Harzer schüchtern abwinkte. Drei Monate hat er nun Zeit, selber einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu bestimmen und den Namen in einem versiegelten Kuvert im Kulturministerium in Wien deponieren. Die Wahl wird nicht leicht: „Also mir fallen sofort zehn Schauspielerinnen und Schauspieler ein“, so Harzer im „profil“.
Ursprünglich Gert Voss ausgewählt
Der Ring ist mit einem von 28 kleinen Diamanten umgebenen blauvioletten Halbedelstein besetzt und wird von Träger zu Träger vermacht. Bruno Ganz war der Iffland-Ring einst von Publikumsliebling Josef Meinrad vermacht worden. Meinrad, Ringträger seit 1959, hatte seine letzte Verfügung 1984 geändert: „Mein Wunsch ist es, dass nach meinem Tode Bruno Ganz den Iffland-Ring erhält“, hieß es in dem Brief ohne nähere Begründung.
Ganz soll seinen fast gleichaltrigen Bühnenkollegen Gert Voss als Nachfolger bestimmt haben, der schon bei Meinrads Tod als Kandidat gehandelt worden war. Voss starb aber 2014, Ganz änderte daraufhin sein Vermächtnis. Die Entscheidung von Ganz wurde Ende März, zwei Tage nach seiner Urnenbeisetzung, durch Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) bekanntgegeben. Harzer ist der neunte Träger des Ringes, bisher wurde noch nie eine Frau als Trägerin gewählt.