Heuriger in Wien
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Wirtschaft

Immer weniger Heurige in Wien

Sommerzeit ist auch Heurigenzeit. Doch in Wien geht die Zahl der Heurigen zurück. Von einem Heurigensterben will die Landwirtschaftskammer dennoch nicht sprechen – die Branche habe sich jedoch verändert.

Einen „G’spritzten“ konnten die Wienerinnen und Wiener in den 1950er-Jahren noch in über 500 Heurigen trinken. Mittlerweile ist die Zahl auf etwa 100 geschrumpft. Die Gründe dafür sind vielfältig. Es findet sich keine Nachfolge, bei Umbauten sind bürokratisch aufwendige Betriebsanlagengenehmigungen erforderlich und die Konkurrenz aus der Stadt ist groß.

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Der „G’spritzte“ gehört beim Heurigen fix dazu

Längere Öffnungszeiten

In den 1950er Jahren war laut Wiener Landwirtschaftskammer die Zeit eine andere. Damals wurde sozusagen das eigene Wohnzimmer ausgeräumt, um dort Gästen Wein auszuschenken. Bis in die 1970er Jahre durften Gäste auch ihre selbst mitgebrachten Speisen konsumieren und kauften nur den Wein. Sehr viele kleine Betriebe haben nur wenig Wein produziert. Die Folge war, dass sie auch nur wenige Wochen im Jahr ausstecken konnten, weil sie nicht mehr Wein zur Verfügung hatten.

Heute ist die Situation eine andere. Es gibt zwar deutlich weniger Heurige in Wien, die allerdings haben länger offen. Manche sogar ganzjährig. Unterm Strich, so die Kammer, hat sich für die Kunden nicht viel verändert, denn neben den längeren Öffnungszeiten ist auch das Angebot an Essen und Trinken in den Wiener Heurigen breiter geworden.

Heuriger in Wien
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Im Gegensatz zu früher gibt es auch Essen beim Heurigen

200 Heurige weniger in Döbling

Den größten Rückgang seit den 50ern hat es in den Heurigengebieten in Döbling (Neustift, Sievering, Grinzing, Heiligenstadt, Nußdorf) gegeben. 1956 gab es dort noch 281 Heurige. Die aktuellsten Zahlen von 2015 weisen nur noch 44 aus. Augenscheinlich ist der Rückgang auch in Oberlaa. Gab es Mitte der 50er noch 24 Heurige, waren es zuletzt noch vier.

Die Heurigen sind professioneller geworden, haben höherer Standards, entsprechen damit den veränderten Kundenwünschen, und bieten auch andere Standorte. So gibt es einige, die neben ihrem Lokal auch einen Ausschank im eigenen Weingarten anbieten. Eine bei Spaziergängern, Radfahrern und Touristen beliebte Form, um ein Achterl zu genießen, wie es heißt.

Rebfläche stabil, weniger Betriebe

Konstant blieb hingegen die bepflanzte Rebfläche in den vergangenen Jahren. 2006 wurden in Wien auf 644 Hektar Wein angebaut. Im Vorjahr waren es 645 Hektar. Fast die Hälfte davon befindet sich in Döbling, die kleinsten Weinbauflächen sind in Hietzing, Ottakring und der Donaustadt. Die Anzahl der Weinbaubetriebe sinkt hingegen – seit 2015 ist die Zahl von 329 auf 318 gesunken. Sie produzieren allerdings immer mehr Wein: 2018 waren es 2,88 Millionen Liter.