Mauerschau Kleine Sperlgasse
Klaus Pichler
Klaus Pichler
Kultur

Retroschriftzüge bekommen neuen Standort

Vergangenen Herbst musste die Mauerschau des Vereins „Stadtschrift“ in der Kleinen Sperlgasse im zweiten Bezirk Umbaumaßnahmen weichen. Nun wurde ein neuer Standort gefunden: der Ludwig-Hirsch-Platz im Karmeliterviertel.

Bis September vergangenen Jahres hat eine Mauer in der Kleinen Sperlgasse als typografisches Museum im öffentlichen Raum fungiert: 13 historische Schriftzüge aus dem Lebensmittel- und Dienstbereich durften für vier Jahre eine Mauerseite des Sperlgymnasiums zieren. Wegen Bauarbeiten musste die Ausstellung jedoch ihren Platz räumen. Nun wurde mit dem Ludwig-Hirsch-Platz, der sich ebenfalls im zweiten Bezirk befindet, ein neuer Standort gefunden.

„Einige der Hauseigentümerinnen und -eigentümer der Mauer am Ludwig-Hirsch-Platz sind auf uns zugekommen und haben uns die Fläche von sich aus für eine Mauerschau angeboten“, erzählen Birgit Ecker und Roland Hörmann, die beiden Gründer des Vereins „Stadtschrift“. Dieser ist 2012 aus der Initiative hervorgegangen, alte Wiener Geschäftsbeschriftungen vor dem Sperrmüll zu bewahren. Neben einem Schauraum gibt es auch eine Mauerschau von weiblichen Vornamen im sechsten Bezirk.

Neuzugänge aus der Sammlung

Nach Ansicht der „Stadtschrift“-Gründer führt die Verdrängung von Kleinbetrieben durch Handelsketten zu einem allmählichen „Totalverlust historischer Fassadenbeschriftungen“. Ein bedeutender Teil der Identität der Stadt würde dadurch verloren gehen. „Diese Beschriftungen haben jahrzehntelang unseren Alltag und unser Umfeld mitgeprägt. Viele Leute verbinden damit persönliche Erinnerungen und Geschichten“, meinen Ecker und Hörmann.

Mauerschau Ludwig-Hirsch-Platz
Klaus Pichler
So soll die geplante Mauerschau am Ludwig-Hirsch-Platz aussehen

Um ihre ursprüngliche Bestimmung entfalten zu können, sollen die Schriftzüge daher weiterhin öffentlich sichtbar sein. „Zum einen soll unsere Ausstellung ein Mahnmal für den allmählichen Verlust sein, zum anderen sollen sich Typografiebegeisterte an der qualitätsvollen Arbeit der damaligen Schildermaler und Buchstabenspengler freuen.“

Für die geplante neue Mauerschau am Ludwig-Hirsch-Platz bleiben etwa sechs der Objekte erhalten, die schon in der Kleinen Sperlgasse ausgestellt waren. Die Auswahl soll allerdings um einige Neuzugänge aus der Sammlung ergänzt werden – etwa um „Metalle“ aus der Taborstraße oder „Weinbrand“ aus der Vivenotgasse.

Noch ein Drittel der benötigten Summe offen

Für die Anbringung der Schriften werden rund 6.000 Euro benötigt. Die Mobilitätsagentur Wien und der Bezirk unterstützen das Projekt. Der Verein hatte letzte Woche auch einen Spendenaufruf über Newsletter und Facebook gestartet. Diesem seien bereits „überwältigend viele“ Leute nachgekommen. „Wie bei dem letzten Crowdfunding für die Mauerschau in 1060 ist es sehr motivierend zu sehen, dass unser Anliegen von vielen Leuten aus der Stadt unterstützt wird. Momentan ist noch etwa ein Drittel der Summe offen“, so die Gründer.