Die Interessenvertretung der großen Einzelhändler hatte bereits im vergangenen Jahr eine Ausweitung der Rahmenöffnungszeit von der damaligen ÖVP-FPÖ-Regierung gefordert. Mit einer Ausweitung auf 76 Stunden könnten etwa Lebensmittelketten von 7.00 bis 20.00 Uhr täglich und samstags bis 18.00 Uhr offen halten.
Tourismuszonen österreichweit einheitlich regeln
Im Jahr 2008 wurde die Öffnungszeit von 66 auf 72 Stunden ausgeweitet. In allen Bundesländern außer Wien gibt es in Gegenden mit vielen Touristen bereits die Möglichkeit zur eingeschränkten Sonntagsöffnung. Handelsverband-Vizepräsident und REWE-International-Aufsichtsrat Frank Hensel fordert bei Tourismuszonen auch eine österreichweit einheitliche Regelung. Derzeit würde das jedes Bundesland ein bisschen anders regeln.
Hensel wünscht sich von der Stadt Wien sobald wie möglich eine Sonntagsöffnung in der Wiener Innenstadt. „Der Schritt ist überfällig.“ Die Touristen würden am Sonntag „voller Entgeisterung“ vor geschlossenen Geschäften stehen. Wiens Wirtschaftsstadtrat Hanke zeigte sich zum Thema Tourismuszonen diskussionsbereit. Allerdings stellte er klar, dass eine Lösung nur gemeinsam mit den Sozialpartnern möglich sei.
Dort herrscht nach wie vor Uneinigkeit: So fordert etwa auch die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) seit Jahren eine Tourismuszone mit Sonntagsöffnung in der Wiener Innenstadt. Eine Ausdehnung der wöchentlichen Öffnungszeiten werde aber von einer großen Mehrheit der Händler abgelehnt, heißt es von der WKÖ. Die Gewerkschaft hat sich in der Vergangenheit mehrfach gegen eine Ausweitung der Öffnungszeiten und Sonntagsöffnung ausgesprochen.
Flexiblere Öffnungszeiten für Einzelhändler
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will schlägt nun vor, Einzelunternehmern flexible Öffnungszeiten zu ermöglichen. In Italien dürfen etwa Modeboutiquen am Sonntag offen haben. Auch wegen des Wettbewerbs mit dem Onlinehandel müsse es eine Ausweitung der Öffnungszeiten geben.
Die Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) hat für den Handelsverband die volkswirtschaftliche Bedeutung des österreichischen Lebensmitteleinzelhandels berechnet. Laut der Studie sichert die Branche direkt und indirekt 161.600 Arbeitsplätze in Österreich. Der Lebensmitteleinzelhandel trägt 14,6 Mrd. Euro zum Bruttoinlandsprodukt bei, die Abgaben, Steuern und Sozialversicherungsbeiträge summieren sich auf 5,4 Mrd. Euro. Rund 3.500 Lebensmitteleinzelhändler erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von 21,4 Mrd. Euro.