Blick über die Innenstadt von Wien
ORF.at/Roland Winkler
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Chronik

UNESCO-Welterbe: City bleibt auf Roter Liste

Das „Historische Zentrum von Wien“ bleibt weiter auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes. Hintergrund ist das umstrittene, vorerst auf Eis liegende Projekt zur Neugestaltung des Heumarkts.

Bereits Anfang Juni hatte die UNESCO erneut betont, dass die geplanten, auch politisch heftig umstrittenen Baumaßnahmen am Wiener Heumarkt den Wert der Welterbestätte gefährden. Der damalige Entwurf dient dem Welterbekomitee bei seiner bis 10. Juli dauernden Zusammenkunft im aserbaidschanischen Baku als Vorlage.

Luftaufnahme des Stephansdoms
ORF.at/Dominique Hammer
Das historische Zentrum Wiens

Die Entscheidung fiel überraschend schnell, wie die Österreichische UNESCO-Kommission am Dienstagnachmittag mitteilte. Die Entscheidung war eigentlich für Mittwoch erwartet worden. Damit ist wie erwartet das UNESCO-Welterbekomitee den Vorschlägen des Expertengremiums ICOMOS gefolgt.

Fahrplan mit konkreten Schritten bis Jänner

Mit einem vorgeschlagenen zweijährigen Moratorium soll Österreich nun Zeit gegeben werden, um Maßnahmen zum Erhalt der Welterbestätte umzusetzen. „Das vom UNESCO-Welterbekomitee nun bestätigte zweijährige Moratorium und der Verbleib auf der Roten Liste sind den Bemühungen und Maßnahmen des Bundes zu verdanken. Die eingeholte, unabhängige Expertise wurde als ernsthafte Bemühung verstanden und honoriert“, so Gabriele Eschig, Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission.

In einem nächsten Schritt muss nun bis Jänner 2020 ein Fahrplan mit konkreten Maßnahmen und Schritten an das Welterbezentrum in Paris gesendet werden. In der Kritik der UNESCO steht vornehmlich das geplante 66 Meter hohe Gebäude am Heumarkt, das der Investor Michael Tojner dort neben dem Hotel Intercontinental errichten möchte. Die historische Stadtsilhouette, die bei der Aufnahme in die Welterbeliste 2001 eigens hervorgehoben wurde, wäre durch das eigentlich im dritten Bezirk geplante Gebäude beeinträchtigt.

So wurde zum Schutz der historischen Innenstadt eine Art Pufferzone um den Stadtkern gezogen. Ursprünglich hätte der Tojner-Turm sogar 73 Meter hoch werden sollen. 2016 wurde schließlich eine reduzierte Variante präsentiert. Die UNESCO forderte jedoch, die maximale Bauhöhe zu beschränken, weshalb die Innenstadt 2017 auf die Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten gesetzt wurde.

Weltweit über 50 Stätten gefährdet

Aktuell sind insgesamt 54 Stätten gefährdet, darunter etwa alle sechs Welterbestätten in Syrien, die Altstadt von Jerusalem, das Bamiyan Tal in Afghanistan und seit 2017 das Historische Zentrum von Wien aufgrund städtebaulicher Entwicklungen. Im Gegensatz zur Wiener Innenstadt wird die Geburtskirche in Bethlehem nach ihrer umfassenden Restaurierung nicht mehr auf der Liste geführt, wie am Dienstag bekanntgegeben wurde.

Die von der UNESCO geführte Welterbeliste umfasst aktuell 1.092 Stätten aus 167 Ländern. Davon sind 845 Kultur- und 209 Naturstätten. Weitere 38 Stätten gehören als gemischtes Welterbe sowohl zum Kultur- als auch zum Naturerbe. Die Liste ist ein Spiegel des vielfältigen Reichtums an globalem Kultur- und Naturerbe, das es gilt, nachhaltig zu schützen und zu bewahren. Österreich ist mit zehn Welterbestätten auf der Liste vertreten:

  1. Historische Zentrum der Stadt Salzburg
  2. Schloss und Gärten von Schönbrunn
  3. Hallstatt/Dachstein/Salzkammergut
  4. Semmeringeisenbahn
  5. Stadt Graz – Historisches Zentrum und Schloss Eggenberg
  6. Wachau
  7. Historisches Zentrum von Wien
  8. Fertö – Neusiedler See
  9. Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
  10. Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas

Neuaufnahme des Limes möglich

Aus österreichischer Sicht noch einmal interessant wird es am Samstag. Dann wird über die Aufnahme des Donaulimes abgestimmt. Vier Länder bemühen sich gemeinsam darum, dass die römische, früher durchgehende Kette militärischer Festungsanlagen entlang des gesamten Südufers der Donau Weltkulturerbe wird: Neben Österreich sind dies Bayern, die Slowakei und Ungarn. Die Chancen dafür stehen gut.

Heidentor in Carnuntum
APA/HARALD SCHNEIDER
Das Heidentor in Carnuntum, östlich von Wien

In Österreich umfasst die Initiative beispielsweise Teile Carnuntums und Überreste römischer Anlagen in Mautern, Tulln und Zeiselmauer (alle NÖ) oder etwa in Lorch bei Enns (OÖ). Auch archäologische Ausgrabungen des römischen Vindobona – also dem Vorgänger der Bundeshauptstadt Wien – gehören dazu.

Schon im Vorfeld war hingegen sicher, dass die Großglockner Hochalpenstraße es heuer nicht auf die Liste schaffen wird. Insgesamt stehen 38 Entscheidungen an. Diese betreffen den deutschen Hauptkandidaten, das Augsburger Wassermanagement-System, die irakische Stadt Babylon, die historische Königsstadt Bagan in Myanmar, die Kulturlandschaft Budj Bim in Australien bis hin zu historischen Stätten der Eisenverhüttung in Burkina Faso.