Günter Tolar
ORF
ORF
Leute

Tolar zum 80er: Blick auf nächste 20 Jahre

„Das was hinter mir liegt, das sind die fertigen Dinge. Vor mir liegen noch unfertige.“ Der frühere ORF-Moderator Günter Tolar wird am Dienstag 80 Jahre alt. Auf sein Leben blickt er kaum zurück, er plant lieber die letzten 20 Prozent seines Lebens.

„Ich bin ein Mensch, der dauernd an sich arbeitet“, sagt Günter Tolar im „Wien heute“-Interview. Er habe nun 80 Prozent seines Lebens hinter sich. Auf die letzten 20 blickt er mit Freude und Neugierde: Am Dienstag feiert der Fernsehmoderator und Autor seinen 80. Geburtstag. Zwar ist er beim ORF schon seit 20 Jahren in Pension, zur Ruhe gesetzt hat er sich aber längst nicht.

Keine Angst vor dem Tod

Erst in diesem Frühjahr veröffentlichte er mit „Zwischensumme 80: Eine Abrechnung“ sein jüngstes Buch, in dem er in jedem Kapitel sein Verhältnis zu Themen wie Langeweile, Sex, Musik oder Tod aufbereitet. Angst vor dem Tod hat er nicht, wie er im Interview sagt: „Da halte ich es wie Wallenstein: ‚Ich gedenke, einen langen Schlaf zu tun.‘“ Angst mache ihm eher das Sterben, weil unklar ist, wie lange das dauert und wie schmerzhaft das ist.

Günter Tolar
ORF
Günter Tolar fürchtet mehr das Sterben als den Tod an sich

Geboren wurde Tolar am 9. Juli 1939 in Wels als Sohn eines Buchhalters und einer Lehrerin. Den Vater lernte er erst nach dessen Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg wirklich kennen. Nach dem Gymnasium in Linz und einem abgebrochenen Lehramtsstudium (Musik, Deutsch und Geschichte) in Wien begann er 1960 als Regieassistent am Volkstheater, zeitgleich absolvierte er eine Schauspielausbildung.

Wechsel zum ORF

Sein weiterer Weg führte ihn ans Theater der Jugend, bevor er als Inspizient ans Theater an der Wien wechselte. Sein weiterer Lebensweg führte ihn Mitte der 1960er zum Kabarett. 1969 holte ihn schließlich Unterhaltungschef Kuno Knöbl zum ORF, wo er schließlich 30 Jahre lang tätig war.

Im Laufe seiner Karriere wirkte er dort als Redakteur, Regisseur, Drehbuchautor, Moderator und Sendungsverantwortlicher in der Unterhaltungsabteilung. Verantwortlich war der ausgebildete Schauspieler unter anderem für Heinz Conrads’ legendäre Samstagssendung, auch „Dalli Dalli“ wurde von dem gebürtigen Welser von der ersten bis zur letzten Ausgabe betreut.

Erfolg mit „Wer 3x lügt“

Als Moderator ist er vielen noch heute ein Erinnerung: Die Sendungen „Wer 3x lügt“, „Rätselbox“ und „Made in Austria“ wurden von ihm geprägt. Dem ORF war Tolar nach seinem Ausscheiden auch weiterhin verbunden, nach seiner Pensionierung war er von 2001 bis 2006 Mitglied des Publikumsrats.

Günter Tolar
ORF
Tolar im Interview mit Patrick Budgen

Auch literarisch war Tolar nicht untätig, so arbeitete er zuletzt etwa an einer „Kreuzwege“-Tetralogie, in der er in Romanform Schicksale von schwulen Männern schilderte. In den 90ern veröffentlichte Tolar bereits einige Bücher, unter anderem 1992 „Sein Mann“, das für Tolars Outing als Homosexueller ausschlaggebend war.

Stolz auf Outing

Auf sein Outing Anfang der 90er-Jahre ist Tolar auch heute noch stolz, wie er in „Wien heute“ betont: „Erstens, weil ich mich selbst überwunden habe, weil es ziemlich riskant war für einen Menschen wie mich, den Leuten ins Gesicht zu sagen: ‚Ich bin schwul‘. Das zweite sind die Folgen, die das hatte. Eine Welle von Outings innerhalb der Familien und eine Selbstverständlichkeit ist eingezogen.“

Bis vor zehn Jahren engagierte er sich auch im Kampf gegen Aids: So wirkte er als Gründer und Leiter des Vereins „Positiv Leben“ – jahrelang für HIV-Positive und Aids-Kranke. Für sein Engagement und seinen Einsatz wurde er 1997 mit dem „Red Ribbon“ ausgezeichnet. Jahrelang war er Bundessprecher der Initiative SoHo (Sozialismus & Homosexualität) und Delegierter im Bundesparteivorstand der SPÖ.

Tratschen mit Budgen: Günter Tolar über seinen 80er

Er war der beliebteste Quizmaster des Landes und der erste Promi, der sich Anfang der 1990er-Jahre als schwul geoutet hat. Nächste Woche feiert Günter Tolar seinen 80. Geburtstag im Kreis seiner Familie.

Seine zahlreichen Funktionen hat er mittlerweile zurückgelegt. „Ich widme mich immer mehr meiner Familie“, so Tolar, der 2010 mit seinem Mann Gerald eine Eingetragene Partnerschaft einging. Im Kreise dieser werde er auch am Dienstag seinen Geburtstag feiern.