Hebamme untersucht eine schwangere Frau
APA/dpa/Fredrik von Erichsen
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Chronik

Unterbesetzung: Hebammen schlagen Alarm

Immer mehr Hebammen in Wien müssen in chronisch unterbesetzten Kreißsälen arbeiten und sind viel zu hohem Arbeitsdruck ausgesetzt. Das Hebammengremium befürchtet Auswirkungen auf Gebärende und Neugeborene und fordert mehr Studiengänge.

Eine Hebamme, die mehrere Geburten gleichzeitig betreut, ist in Wien keine Seltenheit. Marianne Mayer, Leiterin der Wiener Landesgeschäftsstelle des Hebammengremiums, kritisierte gegenüber Radio Wien, „dass Hebammen in ihrer Arbeitssituation immer mehr belastet werden – vor allem, wenn Stellen nicht besetzt werden können und somit die Arbeit auf einem geringeren Personalstand ausgetragen werden muss“.

Unterbesetzung: Hebammen schlagen Alarm

Immer mehr Hebammen in Wien müssen in chronisch unterbesetzten Kreißsälen arbeiten und sind viel zu hohem Arbeitsdruck ausgesetzt. Das Hebammengremium befürchtet Auswirkungen auf Gebärende und Neugeborene.

Die Ursache für den Personalnotstand liegt laut Mayer im Mangel an Ausbildungsplätzen. In Wien gibt es derzeit pro Jahr gerade einmal 30 Studienplätze für angehende Hebammen an der FH Campus Wien. Mayer fordert nun als Sofortmaßnahme, dass in den kommenden Jahren jeweils zwei Hebammenstudiengänge starten.

Eins-zu-eins-Betreuung gefordert

„Eine einzelne Hebamme betreut inzwischen bis zu fünf Gebärende gleichzeitig. Das sind unzumutbare Bedingungen, für die gebärenden Frauen und für die Hebammen“, so Mayer.

Das Hebammengremium verweist auf Studien, die belegen, dass sich Frauen eine möglichst gleichbleibende Fachperson, die sie in der Schwangerschaft, während der Geburt und in den ersten Monaten danach gut betreut, wünschen. „Dabei ist die Zufriedenheit der Frauen mit der Geburtshilfe am größten“, so Mayer.

Zudem führt Eins-zu-eins-Betreuung in der Geburtshilfe auch aus medizinischer Sicht zu den besten Ergebnissen. PDA (Epiduralanästhesien) und Episiotomien (Dammschnitte) seien bei Eins-zu-eins-Betreuung deutlich seltener, das Risiko einer Frühgeburt sei geringer, hieß es vom Hebammengremium.

Mütter in der Steiermark klagen an

Der Hebammenmangel ist durch angebliche Missstände auf der Geburtenstation des Diakonissenkrankenhauses Schladming in der Steiermark zum Thema geworden. Dort sollen fünf Geburten unsachgemäß abgelaufen sein – mit schwerwiegenden Folgen. Die betroffenen Mütter gingen mit erschütternden Details an die Öffentlichkeit. Nun könnte die Zahl der Ausbildungsplätze für Hebammen erhöht werden – mehr dazu in Geburtsstation Schladming: Mütter klagen an (steiermark.ORF.at; 4.7.2019).