Das Gebäude an der Ecke Praterstraße und Aspernbrückengasse
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Chronik

Ehemaliges ATV-Studio wird Szenelokal

Seit der TV-Sender ATV aus den Räumlichkeiten in der Aspernbrückengasse in der Leopoldstadt ausgezogen ist, steht das Studio leer. Nun soll ein Lokal mit Diskothek einziehen. Bei den Anrainerinnen und Anrainern sorgt das nicht für Feierstimmung.

Dem Gebäude Ecke Praterstraße und Aspernbrückengasse sieht man an, dass das Erdgeschoß seit fast zwei Jahren leer steht: Die Fassade hat Löcher, durch die das Dämmmaterial zu sehen ist. Die Scheiben sind teils noch mit alter Werbung für ATV beklebt, die beschmiert ist. Jetzt soll den Räumlichkeiten neues Leben eingehaucht werden. Ein Team rund um den Szene-Gastronomen Heinz Tronigger, der etwa für die Albertina Passage verantwortlich zeichnet, will hier ein Lokal aufsperren.

Die Fassade des Gebäudes Ecke Praterstraße und Aspernbrückengasse
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In die ehemaligen Räumlichkeiten von ATV soll ein Szenelokal einziehen

Derzeit läuft das Verfahren für die Genehmigung des Restaurants mit Diskothek: Anrainerinnen und Anrainer werden per Aushang informiert: Geplant sei ein Lokal mit zwei Veranstaltungsräumen für insgesamt 300 Personen. „Im Veranstaltungsraum 2 befinden sich eine Bühne für Live Musik oder DJ, mit erhöhtem Podest für Mixpult und Visuals-Gestalter und eine Bar“, heißt es wörtlich. Eine Passage lässt die Anrainer aber besonders aufhorchen: Die Betriebszeiten der Diskothek sind mit 15.00 Uhr bis 6.30 Uhr angegeben.

Anrainer fürchten um Nachtruhe

Viele Nachbarn fürchten nun um ihre Ruhe, allen voran Franz Rudak, der seit 50 Jahren im Haus nebenan wohnt – und dort als Hausvertrauensperson agiert. Er hat Einsicht in die Pläne genommen und kritisiert vor allem die mit 73,9 Dezibel deutlich zu hoch bemessene Schallgrenze. „Das wäre eine unerträgliche Lärmbelästigung“, so Rudak im „Wien heute“-Interview. Dazu fürchtet er angeheiterte Gäste und Raucher, die in der Nacht lärmen.

Der Aushang für Anrainer mit markierten Öffnungszeiten
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Anrainerinnen und Anrainer fürchten aufgrund der langen Öffnungszeiten Lärmbelästigungen

Das ist für den Pensionisten jedoch nur Teil des Problems: „Durch die Restaurants gibt es jetzt schon sehr viel Frequenz und kaum Parkplätze, durch Zufahrten von Gästen würde sich das noch verschlimmern“, meint Rudak. Der Lieferverkehr würde die ohnehin schon viel befahrene Praterstraße noch weiter verstopfen, so seine Sorge. Andere Anrainer teilen seine Sorge: Sie kritisieren zudem, dass die Frist für Stellungnahmen zu kurz gehalten sei. „Nicht einmal zwei Wochen hat man Zeit“, meint eine Dame.

Betreiber will nicht von Diskothek sprechen

Der künftige Betreiber will derzeit kein offizielles Interview geben – das Projekt sei noch im Anfangsstadium, so die Begründung. Er spricht allerdings lieber von einer Cocktailbar mit Gastgarten und einem Veranstaltungsraum für Kultur-Events. Zudem werde man die Technik des Fernsehstudios nutzen, eine „Raum-in-Raum-Konstruktion“, die verhindern soll, das Lärm nach außen dringt. Geplant ist auch eine Soundschleuse mit „Active-Noise-Cancelling“-Technologie. Die Fassade wird getauscht und durch extra schalldichte Dreifach-Verglasung ersetzt, betont er.

Ein klassisches Restaurant soll es nicht werden, man werde nur „kleine Küche“ anbieten. Auch an Lärm vor dem Lokal hat man gedacht: Ab Mitternacht sollen die Gäste die Bar über die Aspernbrückengasse verlassen, wo es weniger Wohnungen gibt als in der Praterstraße. Bei den Rauchern hofft man auf eine Ausnahmeregelung für Nachtgastronomie. Generell hoffe man, Lösungen zu finden, die alle zufrieden stellen. Franz Rudak hat seine Einwände dennoch bei der zuständigen Magistratsabteilung deponiert. Anrainer haben in dem Verfahren allerdings nur ein so genanntes Anhörungsrecht.

Das Gebäude Ecke Praterstraße und Aspernbrückengasse
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Momentan verfällt die Erdgeschoßzone Ecke Praterstraße und Aspernbrückengasse

Lokal soll noch heuer eröffnen

So mancher Nachbar freut sich allerdings auch über die Belebung der Gegend: „Das könnte mehr junge Menschen hierher bringen“, so ein Anrainer. Andere wollen die Bezirksvorstehung einschalten. Dort kennt man das Projekt auf Nachfrage nicht – auch wenn die Betreiber beteuern, sich und ihre Pläne dort vorgestellt zu haben. Noch wären Änderungen möglich, sie müssten aber bald geschehen – geht es nach den Betreibern, soll das Lokal noch heuer aufsperren.