Schallortungsgruppe bei der Arbeit
Feuerwehr KHD Wien
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Chronik

Gasexplosion: Die heimlichen Helden

Sie sind die heimlichen Helden nach der Gasexplosion in Wien-Wieden gewesen: die sogenannten Schallorter der Feuerwehr, die tagelang nach Verschütteten suchten. Sie riskieren bei ihrem ehrenamtlichen Einsatz regelmäßig ihr Leben.

Zwischen Mauerteilen und Schutt müssen die Schallorter mit ihren speziellen Geräten versuchen, kleinste Geräusche wahrzunehmen: Zu ihrer Ausrüstung gehört das elektronische Schallortungsgerät, eine Messstange und Kopfhörer. Hört man etwas, hebt man die Hand. „Es ist so, dass wir in höchsten Frequenzen hören können und deswegen auch geringste Kratz- oder Klopfgeräusche hören können über die Kopfhörer“, erklärt Michael Berl. Er ist hauptberuflich eigentlich Polizist.

Explosionseinsatz bei Hitze und Staub

Den Einsatz in der Preßgasse im vierten Bezirk, bei dem schließlich zwei Tote unter den Trümmern des Hauses entdeckt wurden, haben sie als besonders anstrengend und herausfordernd erlebt. „Vor allem durch die Temperaturen, die dort geherrscht haben. Das ist natürlich eine extreme Belastung. Wir haben ja nicht nur geortet, sondern auch gegraben“, erzählt Daniel Piller: „Der Staub, der Schutt, und dann kommt natürlich auch ein gewisser psychischer Stress dazu, weil man natürlich wenn man dort sucht, auch jemanden finden will“. Hauptberuflich arbeitet Piller übrigens in einer IT-Firma.

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Explosionshaus Abriss
ORF
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Michael Berl, Daniel Piller und Martin Petras sind drei von insgesamt 16 ausgebildeten Schallortern bei der Feuerwehr. Obwohl sie das freiwillig machen und eigentlich andere Jobs haben, müssen sie nach Katastrophen innerhalb von 45 Minuten an Ort und Stelle sein können, so wie beim Einsatz in der Preßgasse.

Porträt Schallortungsgruppe

Die sogenannten Schallorter der Feuerwehr. Die Freiwilligen des Katastrophenhilfsdiensts haben auch nach der Explosion in der Preßgasse stundenlang nach Verschütteten gesucht.

Verschüttete Frau nach sieben Stunden gerettet

Seit rund zehn Jahren gibt es die Schallortungsgruppe bei der Feuerwehr. Intern anfangs belächelt, werden die Männer mittlerweile regelmäßig angefordert. Ihr erster großer Einsatz war 2014, nach dem Hauseinsturz in der Äußeren Mariahilferstraße. Damals konnten Daniel Piller und seine Kollegen eine verschüttete Frau nach acht Stunden retten: „So, wie ich das von der Position, wo ich damals war, mitbekommen habe, dürfte über ihr ein Kasten gewesen sein, der quasi den Schutt von ihr abgehalten hat. Der hat diesen Hohlraum gemacht, wo sie dann überleben konnte“, so Piller.

Schallortungsgruppe beim Dreh
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Die Schallorter wurden auf ihrem Übungsgelände in Floridsdorf von „Wien heute“ begleitet

Jeder Schallorter hat eine einjährige Grundausbildung als Feuerwehrmann, dazu kommen fast monatlich Fortbildungen und Übungen: „Ohne Training geht gar nichts. Man muss einfach mit dem Gerät vertraut sein, dass das im Einsatzfall funktioniert“, erklärt Martin Petras. Besonders geschult werden dabei die Ohren, denn auf die müssen sich die Männer von der Schallortung im Ernstfall verlassen können.