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Chronik

Kinder in Waschraum gesperrt: Anzeige

Die Vorfälle in einem Meidlinger KIWI-Kindergarten könnten ein gerichtliches Nachspiel haben. Mindestens acht Kinder sollen von zwei Betreuerinnen monatelang gequält und in einen Waschraum gesperrt worden sein. Nun haben Eltern Anzeige erstattet.

Nachdem bereits intern im Kindergarten Konsequenzen ergriffen wurden, fordern laut „Kronen Zeitung“ nun zwei betroffene Eltern Schadenersatz. Es geht um den Verdacht der Freiheitsentziehung sowie des Quälens und der Vernachlässigung Unmündiger. Betroffen sind acht eineinhalb- bis sechsjährige Kinder.

Anwalt: Bub braucht Therapie

Wer nicht gleich gegessen habe, dem wurde das Essen weggenommen, klagen die Eltern. Im Mittelpunkt der Vorwürfe stehen aber die Wasch- und WC-Räume: Dorthin wurden die Kinder angeblich geschickt, wenn sie laut waren oder geweint haben. Ein Vater erzählte, dass sein vierjähriger Sohn von den Pädagoginnen eingesperrt wurde: „Aufgrund dessen, dass die Kinder beim Trennungsschmerz geweint haben und sich nicht beruhigt haben, weil sie ja ihre Mama und ihren Papa vermissen“.

Laut einem Gutachten benötigt ein Bub eine mehrjährige Therapie. Früher wäre er fröhlich gewesen, jetzt sei er verängstigt und habe Albträume, erklärte Nikolaus Rast, Anwalt der betroffenen Eltern. Diese wollen nicht nur die Therapiekosten ersetzt haben, sie verlangen auch Aufklärung.

Anzeigen nach Waschraum-Affäre

Die Steinzeit-Methoden in einem Meidlinger Privat-Kindergarten könnten jetzt auch ein gerichtliches Nachspiel haben. Nach internen Konsequenzen haben betroffene Eltern jetzt Anzeige erstattet und fordern Schadenersatz.

Kindergarten Aufsichtspflicht vernachlässigt?

Rast prangert vor allem das System an: „In Wien ist es so, dass eine Kindergartenpädagogin für bis zu 22 Kinder verantwortlich ist. Dass das nicht funktionieren kann, ich glaube, das leuchtet jedem von uns ein“. Die Betreuerinnen seien seiner Ansicht nach restlos überfordert gewesen. Dem Kindergarten wird vorgeworfen, dass die Aufsichtspflicht vernachlässigt wurde.

Die Leiterin des Kindergarten habe ihre Funktion als Leiterin mit Sicherheit nicht ausreichend wahrgenommen, so Rast. „Den Müttern ist aufgefallen, dass es Probleme gab, dass Kinder nicht mehr aufs Klo gehen wollte. Das waren kleine Anzeichen. Nur, wenn man im Kindergarten nachgefragt hat, wurde man beruhigt. Jetzt muss man sich vorstellen: Reden Sie mit einem 17 Monate alten Baby, was kann Ihnen das großartig erzählen?“

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Die schweren Vorwürfe gegen den Kindergarten in Meidling hatten weitreichende Folgen

Betreuerinnen entlassen

Die Betriebsleitung des Betriebskindergarten hat die zwei beschuldigten Betreuerinnen fristlos entlassen. Die Leiterin musste eine Nachschulung absolvieren. Unter Aufsicht der MA 11 werden die anderen Pädagoginnen und Assistentinnen über die Kinderrechte aufgeklärt. Drei von acht Kinder wurden bereits im Landesgericht befragt. Jetzt muss die Staatsanwaltschaft klären, ob gegen die Betreuerinnen Anklage erhoben wird.