Javad Amiry gibt Nachhilfe im CORE-Zentrum
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Chronik

Flüchtlinge: Leben so gut es geht

Rund 300.000 Menschen sind im September vor vier Jahren auf ihrer Flucht durch Wien gekommen. Ein Teil ist weiter gereist, ein anderer Teil ist geblieben. Viele leben in Ungewissheit über ihr Schicksal, alle hoffen auf ein besseres Leben.

„Ich bin am 24. Oktober 2015 nach Wien angekommen, am Westbahnhof. Dann bin ich zur Lindengasse, Kurier-Gebäude, heißt das. Dann habe ich dort mein Leben begonnnen, neu gestaltet“, sagt Javad Amiry, der aus Afghanistan stammt. Er wartet auf seinen Asylbescheid, lebt derzeit in der Wiener Grundversorgung. So wie er leben auch noch 12.910 Menschen in der Grundversorgung. Rund 4.500 davon sind Asylwerber. 2015 waren es insgesamt 25.870 Menschen, 2016 36.740.

EU-Projekt CORE für Flüchtlinge

Javad Amiry darf noch nicht arbeiten. Um etwas sinnvolles zu tun, gibt er Nachhilfe im CORE-Zentrum für Integration. Es ist ein von der EU gefördertes projekt für geflüchtete Menschen, unabhängig von ihrem Asylstatus. „Hier finden ganz viele unterschiedliche Angebote an Unterstützung statt. Deutschangebote, Mathekurse, Mal-Ateliers, Erstsprachkurse, IT-Kurse für Frauen. Eine bunte Fülle an Angeboten. Wir haben seit der Eröffnung 86 unterschiedliche Anbieterinnen, die 112 unterschiedliche Aktivitäten umgesetzt haben“, sagt Nina Andresen, Projektleiterin im Fonds Soziales Wien.

Nähkurse bei Core für Flüchtlinge
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Das CORE-Zentrum bietet Flüchtlingen ein vielseitiges Programm

Etwa drei Viertel der Flüchtlinge in Wien leben in privaten Quartieren, so auch Javad Amiry. Die Zahl der Flüchtlingsunterkünfte in Wien sinkt ständig. Rund 60 waren es, 2018 sind 18 geschlossen worden, 2019 bisher sechs Einrichtungen, darunter auch Wiens einst größte Flüchtlingsunterkunft im Geriatriezentrum am Wienerwald. Derzeit gibt es noch 34 Unterkünfte.

Matura und für Hilfsorganisation arbeiten

In der Grundversorgung leben vor allem Menschen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. Javad Amirys Wunsch ist es, neben einem positiven Asylbescheid auch einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen zu können. Dafür möchte er seine Matura machen. Seine eigenen Erfahrungen will er dann in eine internationale Hilfsorganisation einbringen: „Es ist sehr schwierig, alleine mit der Lebensituationen, ganz viel, wie heißt das, Bürokratie. Es dauert alles sehr lange und es ist schwierig.“

Das weiß man auch bei der Organisation Integration im Zentrum. Deshalb liegt der Fokus in der Betreuung nicht allein auf Bildungsangeboten und auf Sprachangeboten, sondern auch auf sozialer Interaktion und Zusammentreffen, schildert Nina Andresen von CORE. Allerdings läuft im Oktober die EU-Förderung für das CORE-Zentrum aus. Ob und wie es dann weitergeht ist offen – auch bei Javad Amiry: „Ich bin immer noch ein Gast. Man weiß nicht, ob ich in Zukunft noch bleiben kann. Aber ich wünsche mir, dass ich hier bleiben darf.“