Als „ein altes Schlachtross, das die Trompeten hört“, bezeichnete sich Gerhard Weis einmal selbst. Er wurde am 1. Oktober 1938 in Wien geboren. Seine berufliche Karriere begann Weis 1958 bei der Wiener Zeitung. Über seine journalistischen Anfänge sagt er: „Das war auch nicht gut bezahlt, das war sogar lausig bezahlt. Aber es war spannend, man ist viel herumgekommen und konnte sich mit vielen Themen gleichzeitig beschäftigen.“
Leitete zwei Jahre das Landesstudio Wien
1967 holten ihn Helmut Zilk und Gerd Bacher zum ORF, zunächst arbeitete er als innenpolitischer Redakteur, später als Ressortleiter Innenpolitik. Sechs Jahre später wurde er Leiter der Hauptabteilung Öffentlichkeit, von 1974 bis 1978 war er Intendant des ersten Fernsehprogramms. „Das Fernsehen sollte zuerst einmal den Menschen das Gefühl geben, dass sie nicht ihre Zeit totgeschlagen haben, sondern mit Gewinn vor dem Bildschirm gesessen sind“, so Weis.
Von 1992 bis 1994 leitete er das Landesstudio Wien, 1994 wurde er Hörfunkintendant und später zusätzlich Generalsekretär. Er reformierte Radio Wien und Ö3 und macht es gegen die neuen privaten Anbieter konkurrenztauglich. 1998 schließlich wurde er zum Generalintendanten bestellt. Als ORF-Chef stärkte Weis das öffentlich-rechtliche Profil, aber setzte auch neue Akzente, etwa mit dem Reality-Format „Taxi Orange“, der „Barbara Karlich Show“ oder der „Millionenshow“.
ORF „darf es nie allen recht machen“
2001 beschloss die schwarz-blaue Regierung ein neues ORF-Gesetz, Gerhard Weis wurd von Monika Lindner abgelöst. Anlässlich seines unfreiwilligen Abschieds sagte er: „Ich wünsche mir, dass ich die große Freiheit, die jetzt auf mich wartet, auch nützen kann. Auch um weiter nützlich zu sein und für den ORF wünsche ich mir, dass er das naturgegebene Spannungsverhältnis, in dem er immer wird leben müssen, aushält. Er kann und darf es nie allen recht machen.“
„Der Tod von Gerhard Weis macht mich tief betroffen“, trauerte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz um Weis. Er „war einer der großen Architekten eines modernen, vielfältigen und relevanten ORF.“
Politik trauert um Weis
Tief betroffen zeigte sich Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) über das Ableben Weis: „Er hat die Medienlandschaft in unserem Land nachhaltig geprägt und sich Zeit seines Lebens auch für gesellschaftsrelevante Themen in der Berichterstattung eingesetzt.“ Auch FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer würdigte in einer Aussendung einen „großen Medienmanager“. „Ein großer Verdienst ist die in seiner Zeit als Generalintendant vorangetriebene Modernisierung des Unternehmens und die Entwicklung von mutigen und erfolgreichen TV-Formaten“, so Hofer.
Der frühere Kultur- und Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) lobte die Arbeit von Weis. Er war „gleichermaßen Fernsehmacher und Medienmanager. Eine Kombination, die nicht nur neue, innovative Sendeformate hervorgebracht hat sondern auch den ORF modernisiert und in das 21. Jahrhundert geführt hat.“ NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger hob die „Stärkung von Information, Wissenschaft und Kultur im ORF-Programm“, sowie „neue Fernsehformate und die Einführung eines fremdsprachigen Programms“ hervor.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat den verstorbenen früheren ORF-Generalintendanten Gerhard Weis als „eine bedeutende Persönlichkeit der österreichischen Medienlandschaft“ gewürdigt. Weis sei „ein aufrechter Mensch, ein guter Journalist und ein innovativer ORF-Generalintendant gewesen“, schrieb Van der Bellen auf Twitter.