U-Bahn-Garnitur fährt in Station ein
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser
Chronik

Kind vor Zug gestoßen: Debatte auch in Wien

Nach der tödlichen Attacke auf dem Frankfurter Hauptbahnhof ist eine Debatte über die Sicherheit auf Bahnsteigen ausgebrochen. Die Wiener Linien setzen auf Schulungen und verweisen auf Notrufeinrichtungen.

Ein Delikt wie die Tötung eines Kindes auf dem Bahnhof Frankfurt und Angriffe auf Fahrgäste sind vom Bahnbetreiber nur sehr schwer zu verhindern. Im Mai hatte ein 20-jähriger Mann einen 35-Jährigen in der Station Westbahnhof auf die Gleise der U-Bahn-Linie U3 gestoßen. Bei seiner Einvernahme gab er an, sich seit Monaten in psychiatrischer Behandlung zu befinden und sich verfolgt gefühlt zu haben. Der Verdächtige und das Opfer hatten einander nicht gekannt.

Automatische U-Bahn für mehr Sicherheit

Die Wiener Linien empfehlen Aufmerksamkeit. „Wir beginnen schon bei den jüngsten Verkehrsteilnehmern“, sagte Daniel Amann, Sprecher der Wiener Linien, gegenüber Radio Wien und verwies auf Schulungen für Kinder. „Wenn man sich in der U-Bahn-Station hinter die gelbe Linie stellt, dann ist man auf der sicheren Seite.“ Auf dem Bahnsteig und in den Garnituren gebe es zudem Notrufeinrichtungen, mit dem Notstopp am Bahnsteig werde verhindert, dass ein Zug in die Station einfährt, „wenn etwas auf dem Gleis ist, das nicht hingehört“.

Auch in Wien wird es in den nächsten Jahren eine automatische U-Bahn ohne Fahrer geben. „Auch dort werden die Bahnsteige über Glaswände und Türen verfügen, die sich nur öffnen, wenn der Zug da ist. Und damit kann nichts ins Gleis gelangen“, sagte Amann.

Mehrere Sicherheitskonzepte bei ÖBB

Die ÖBB verfügen über ein System an Risikoeinstufungen mit darauf ausgelegten Sicherheitskonzepten (z. B. Notrufsäulen an den Bahnsteigen, Videokameras, Sicherheitsbestreifung sowie Security-Personal). Diese werden stetig Evaluierungen und Verbesserungen unterzogen.

Die ÖBB empfahlen am Montag gegenüber der APA, auf dem Bahnsteig „stets höchste Aufmerksamkeit vor dem Einfahren eines Zuges walten zu lassen und das persönliche Umfeld besonders bei hohem Passagieraufkommen immer im Blick zu behalten. Wir bitten alle Bahnreisenden darüber hinaus, den Sicherheitsabstand zur Bahnsteigkante immer einzuhalten.“

40-Jähriger schweigt zur Tat

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft beantragte am Dienstag gegen den 40-jährigen Eritreer Haftbefehl wegen Mordes. Der Beschuldigte schweige bisher zu der Tat. Täter und Opfer hätten einander nicht gekannt. Ein Test habe zudem ergeben, dass der Mann keinen Alkohol getrunken habe. Dem Beschuldigten mit Wohnsitz in der Schweiz wird vorgeworfen, am Montag erst die Mutter und dann deren achtjährigen Sohn im Bahnhof vor einen einfahrenden ICE gestoßen zu haben. Während sich die Mutter noch retten konnte, wurde das Kind überrollt und getötet.

Der mutmaßliche Täter wurde seit vergangenem Donnerstag von der Schweizer Polizei gesucht. Der Mann habe seine Nachbarin mit einem Messer bedroht, gewürgt und eingesperrt und sei dann geflohen. Daraufhin sei er in der Schweiz zur Festnahme ausgeschrieben gewesen, gaben die deutschen Behörden am Dienstagnachmittag bekannt.