Politik

Klimaschutz: Neubauten ohne Gas und Öl

Die Stadt will für alle Bezirke Klimaschutzgebiete festlegen. In diesen ist es dann bei Neubauten nicht mehr erlaubt, Warmwasser bzw. Heizungen mit Öl und Gas einzubauen. 80 Prozent aller neu errichteten Wohnungen sollen mit alternativen Energieträgern versorgt werden.

Planungsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) sprach am Mittwoch in einer Pressekonferenz von einem „europaweiten Meilenstein“. Im Emissionsbereich seien Gebäude laut Hebein ein sehr wichtiger Hebel, denn sie gehören derzeit zu den größten Verbrauchern von fossiler Energie. Bei durchschnittlich 10.000 Wohnungen, die pro Jahr in Wien entstehen, sollen dank Klimaschutzzonen 8.000 davon öl- und gasfrei sein. Damit spare man bis 2030 112.000 Tonnen CO2. „Das entspricht 1.000 Pkw-Fahrten zum Mond und retour oder 1,5 Millionen Pkw-Fahrten zum Brenner“, sagte Hebein.

Peter Kraus, Birgit Hebein und Bernd Vogl präsentieren Klimastrategie der Stadt Wien
ORF
Von den rund 10.000 neuen Wohnungen in Wien sollen ab 2020 etwa 8.000 öl- und gasfrei sein

Start in vier Bezirken

Die Klimaschutzgebiete sind die praktische Umsetzung der im Vorjahr beschlossenen Bauordnungsnovelle. Darin ist festgeschrieben, Energieraumpläne für das beschlossene Öl- und Gasverbot zu entwickeln. Diese werden jetzt festgelegt. Gestartet wird mit den vier Bezirken Leopoldstadt, Landstraße, Neubau und Ottakring. Etappenweise folgen die restlichen Bezirke bis Mitte 2020. Die Verordnungen gelten jeweils mit Beschluss durch den Gemeinderat.

Heizung, Kühlung und Warmwasseraufbereitung müssen in den fixierten Zonen dann laut Verordnung entweder über Fernwärme oder über Alternativen wie Solarenergie, Biomasse oder Erdwärme erfolgen. Um Planungssicherheit für Bauträger zu gewährleisten, wird in den Klimaschutzgebieten auch eingezeichnet, wo welche Energiequellen zur Verfügung stehen, sagte der Peter Kraus, Energiesprecher der Wiener Grünen.

Für jene rund 20 Prozent an neuen Wohneinheiten, in denen weiterhin Öl und Gas erlaubt sind, gibt es laut Stadt übrigens nach aktuellem Stand keine geeignete Infrastruktur für die Nutzung umweltfreundlicher Energieträger.

Klimaschutz: Neubauten ohne Gas und Öl

Die Stadt will für alle Bezirke Klimaschutzgebiete festlegen. In diesen ist es dann bei Neubauten nicht mehr erlaubt, Warmwasser bzw. Heizungen mit Öl und Gas einzubauen.

Fernwärme-Anteil derzeit bei 70 Prozent

Eine radikale Umstellung für die Bauträger dürften die Klimaschutzgebiete allerdings nicht sein. Denn laut Bernd Vogl, Leiter der für Energieplanung zuständigen MA 20 (sie arbeitet die konkreten Zonenpläne aus, Anm.) beträgt der Anteil an Fernwärme im Neubau derzeit ohnehin schon rund 70 Prozent – wobei die Quote durchaus schwanke.

Hebein unterstrich, dass die öl- und gasfreien Wohnungen freilich nicht nur den freifinanzierten Bereich umfassten. Nicht zuletzt deshalb, weil in der neuen Bauordnung auch festgelegt wurde, dass bei Neubauprojekten künftig zwei Drittel aller Einheiten geförderte Wohnungen sein müssen.

Die Maßnahme sei ein wichtiger nachhaltiger Schritt im Kampf gegen die Klimakrise, meinte die Stadträtin. Und dieser entgegenzuwirken sei notwendig, verwies sei auf eine vor wenigen Wochen veröffentlichte Studie, wonach Wien eine der am meisten vom Klimawandel betroffenen Metropolen Europas sei. „Bis 2050 könnte es hier um acht Grad wärmer sein“, warnte sie vor gesundheitlichen Folgen vor allem für alte, kranke und geringverdienende Menschen.