„Ali war stets wie ein Fels in der Brandung. Nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen.“ Mit diesen Worten hat der Tiergarten Schönbrunn Mitte Juli den Tod des laut Zooangaben ältesten Flusspferdbullen Europas bekanntgegeben. Doch was geschieht mit so einem „Fels“ nach seinem Tod?
In Alis Fall rückte am nächsten Morgen ein Kran im Gehege an, mit dem das fast zwei Tonnen schwere Tier aus der Anlage gehoben wurde. Daraufhin brachte es ein Lkw zur pathologischen Untersuchung ans Forschungsinstitut für Wildtierkunde (FIWI) der Veterinärmedizinischen Universität Wien. So ergeht es den meisten der rund 8.000 Zootiere nach ihrem Ableben, sagt Tiergarten-Sprecherin Johanna Bukovsky: „Nur in ganz wenigen Ausnahmen lassen wir unsere Tiere nicht mehr pathologisch untersuchen. Zum Beispiel, wenn es offensichtlich einen Unfall gegeben hat – Jungvögel etwa, die ihren ersten Flugversuch nicht überstehen.“
Entsorgt oder ausgestellt
Nach der Untersuchung, bei der die Innereien der Tiere über einen Bauchschnitt entfernt werden, liegt die Entscheidung über die Zukunft der Tierkörper bei Museen wie dem Naturhistorischen Museum (NHM) oder dem Evolutionsmuseum im oberösterreichischen Schmiding: Zeigt ein Museum Interesse an den Kadavern, erhält es die Tierteile, die in weiterer Folge in ihre Ausstellungen wandern. Nach den Schätzungen von Robert Illek, Hauptpräparator am NHM, ist das fünf- bis sechsmal im Jahr der Fall: „Wenn ein Tier schön ist, präparieren wir es als Ersatz für ältere Ausstellungsobjekte im Museum.“ Gerade arbeite seine Abteilung an einer Hirschziegenantilope aus Schönbrunn.
„Immer wieder gibt es aber auch Anfragen von der Universität Wien, die Teile des Kadavers für die Forschung verwenden will“, so Bukovsky. In jedem Fall müsse das Fleisch vorschriftsgemäß entsorgt werden. Findet sich kein Museum, werden die Tiere vom FIWI komplett mit Haut und Knochen entsorgt.
Langer Weg zur letzten Ruhe
Für manche Tiere endet die Zeit im Zoo allerdings nicht unbedingt mit dem Tod: In der zoopädagogischen Abteilung sammelt der Tiergarten Präparate, die bei Aktionstagen zum Einsatz kommen. Darunter finden sich das Schlangenleder eines Tigerpythons und ausgestopfte Pinguine. Einen Spezialfall bilden die präparierten Knochen des Pandamännchens Long Hui, die nach seinem Tod im Dezember 2016 – mit eineinhalbjährigem Zwischenstopp in den Landesmuseen Tirol – nach China überstellt wurden. Der Grund: Die Großen Pandas in Schönbrunn sind nur eine Leihgabe an den Tiergarten und stehen im Besitz der Volksrepublik.
Tiergarten-Sprecherin Bukovsky betont die emotionale Komponente, die beim Tod bekannter Zootiere mitspiele: „Vor allem das Pflegepersonal hängt natürlich an den Tieren. Manche Besucherinnen und Besucher verfolgen außerdem über Jahre, wie die Tiere aufwachsen.“ Mitunter sehe sich der Tiergarten auch mit bemerkenswerten Anfragen konfrontiert, „wo Privatpersonen zum Beispiel Barthaare von Tigern oder Geierfedern haben möchten“. Aus Artenschutzgründen würden aber keinerlei Tierteile abgegeben, versichert Bukovsky.
Stellenweise werden Tiere aus dem Zoo aber auch Fleischfressern vorgeworfen. Bukovsky verweist auf eigens gezüchtete Insekten, Ratten und Mäuse, die an Tiere verfüttert würden. Dazu kämen pro Jahr rund 20 Huftiere – Antilopen zum Beispiel – die aus dem eigenen Bestand in die Bäuche anderer Zootiere wanderten. Tiere, die einen natürlichen Tod sterben, würden aber nicht Teil der Nahrungskette anderer Zoobewohner.
Das gilt auch für Flusspferd Ali, dessen Körper im Evolutionsmuseum Schmiding eine zweite Heimat gefunden hat.