Blauflügel Prachtlibelle
Ferdinand Schmeller/MA 22
Ferdinand Schmeller/MA 22
Umwelt

Insektenfreundlich garteln in Wien

In Wien scheinen sich die Libellen wohlzufühlen: Rund 60 Arten leben in Gebieten wie der Lobau. Wer als Stadtbewohner zur Erhaltung der Insektenvielfalt beitragen möchte, kann sowohl Gemeinschaftsgärten als auch Balkone dazu nutzen.

Obwohl die Insektenzahl durch Lebensraumverlust, Pestizide und klimawandelbedingte Wetterumschwünge sinkt, sind letztes Jahr neun neue Libellenarten im Wienerwald und der Lobau entdeckt worden. Früher hätten sich die Wenigsten darüber gefreut: als „Unheilsbote“ und „Teufelsnadel“ ist sie im Laufe der Geschichte bezeichnet worden. Der Irrglaube, dass sie sticht und giftig ist, war weit verbreitet. Dabei trägt sie sogar dazu bei, dass weniger Gelsen unterwegs sind, denn sie ernährt sich unter anderem von deren Larven.

Da die Libelle am Gewässer lebt, sind der Prater, die Lobau und die Donauauen „Libellenhotspots“. Für eine Großstadt würde Wien eine große Vielfalt an Lebensräumen bieten, meint Harald Gross, Teamleiter des Teams „Artenschutz“ der Umweltabteilung der Stadt Wien. Dreißig Prozent der Fläche Wiens sei Naturschutzgebiet, der Nationalpark Donauauen und der Lainzer Tiergarten würden zehn Prozent davon ausmachen.

Summende Gärten schaffen

„Viele Menschen freuen sich über Vögel in der Stadt“, meint er. Nicht aber über Insekten: „Dabei brauchen Vögel Insekten als Nahrung und auch für Pflanzen ist Insektenvielfalt wichtig.“ Nur ein Bruchteil der Pflanzen werde von der Honigbiene bestäubt, viele Pflanzen bräuchten andere Bestäuber, um sich zu vermehren. Dazu würden über hundert Wildbienenarten als auch manche Käfer zählen.

Ganze 134 Wildbienenarten tummeln sich im Schaugarten der Bioforschung Austria in der Donaustadt. Grund für diese Vielfalt sei die Bewirtschaftung des Gartens, meint Christophorus Ableidinger, Mitarbeiter des Projekts „Garteln in Wien“. Neben Programmen für Schulklassen und Kindergartengruppen, bietet die Bioforschung Austria auch Gartenkurse an. In diesen lernen die Teilnehmenden unter anderem wie man einen insektenfreundlichen Garten schafft – denn ein solcher ist mehr als nur eine bepflanzte Grünfläche.

Die Blaugrüne Mosaikjungfer findet man an Teichen und Seen.
Manfred Pendl/MA 22
Die große Königslibelle kann man sowohl an Teichen als auch an Seen finden

Stängel stehen lassen

„Wer einen insektenfreundlichen Garten schaffen will, sollte wilde Ecken schaffen und kahle Stellen im Boden nicht gleich besähen“, meint Christophorus Ableidinger. Vielen Bienenarten dienen diese Stellen als Nistplatz, nur 15 bis 20 Prozent nutzen ein Bienenhotel. Zudem sei es besser Grünflächen über das Jahr verteilt zu mähen, anstatt alle gleichzeitig. Denn im Frühling legen viele Insekten ihre Eier in Stängel, schneidet man sie ab, können sie sich nicht entwickeln. Im Winter sei es daher wichtig für die Insekten abgeblühte Blumen und Stängel stehen zu lassen.

Auch, wenn die meisten Stadtbewohner keinen Garten haben, gibt es trotzdem die Möglichkeit zur Gartenschaufel zu greifen. In den meisten Bezirken gibt es Gemeinschafts- und Nachbarschaftsgärten, die auf der Website der Bioforschung Austria gesammelt zu finden sind. „Solche Selbsternteprojekte leisten einen Beitrag zu Erhaltung der Artenvielfalt“, meint Harald Gross.

Auch wer einen eigenen Balkon hat, kann etwas zur Insektenvielfalt beitragen. Am besten sei es verschiedene Pflanzenarten am Balkon zu haben, von denen manche im Frühling, andere im Sommer und Herbst blühen. So gäbe es über das ganze Jahr verteilt ein Nektarangebot. Glockenblumen, Disteln und Feldmannstreu seien besonders beliebt unter den Insekten.