Eine Laudamotion-Maschine Airbus A320
APA/Robert Jaeger
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Wirtschaft

Streit bei Lauda: Airline-Protest droht

Der Streit über die Arbeitsbedingungen bei den Billigairlines und zuletzt auch Laudamotion dürfte in den nächsten Wochen noch an Schärfe gewinnen. Auf dem Flughafen Wien-Schwechat drohen Kampfmaßnahmen von Belegschaften gleich mehrerer Airlines.

Die mit Kündigungsdrohungen von Laudamotion-Mutterunternehmen Ryanair begleitete Forderung an Lauda-Bordbeschäftigte rief am Mittwoch die Betriebsräte auch anderer in Wien stationierter Airlines auf den Plan. Von einer mehrstündigen Betriebsversammlung bei Lauda sollten die Passagiere vorerst noch nichts spüren. Zwar wurden mehrere Flüge gestrichen, das habe allerdings mit technischen Problemen an gleich drei Airbus-A320-Flugzeugen zu tun gehabt, hieß es von einer Lauda-Sprecherin.

Betriebsversammlungen möglich

Wie die Gewerkschaft vida mitteilte, gibt es mit den Lauda-Beschäftigten Solidarität. In den nächsten Wochen, möglicherweise noch in der Ferienzeit, soll es Betriebsversammlungen gleich bei mehreren Airlines in Wien geben, und zwar alle am selben Tag zur selben Zeit. Das würde dann Beeinträchtigungen für die Passagiere bedeuten.

Zum Krisengespräch hatten sich die Arbeitnehmervertreter von Lauda, AUA, Eurowings und Level getroffen. Die Lauda-Belegschaftsvertreter stießen – da gleichzeitig ihre Betriebsversammlung stattfand – am Ende dazu. In der vida war von „Erpressung“ der Lauda-Belegschaft und drohender mehrfacher Arbeitsrechtsverletzung die Rede.

Protest bei Fluglinien droht

Bessere Arbeitsbedingungen bei Billigfliegern: In den nächsten Wochen will die Belegschaft von vier Fluglinien gemeinsam Betriebsversammlungen abhalten.

Forderung nach Branchen-KV

Ryanair hatte gedroht, im Fall des Falles auch auf billigere polnische Leihpiloten zurückzugreifen. Bis 14. August wollen die Iren vom Personal ihrer österreichischen Tochter Lauda Dienstrechtszugeständnisse, um den Flugbetrieb profitabler zu machen. Die Gewerkschafter sprechen von unannehmbaren Forderungen.

Die Gewerkschaft erneuerte ihre Forderung nach einem einheitlichen Branchenkollektivvertrag. Das werde aber möglicherweise ein langer Weg. Als ersten Schritt, und das sehr kurzfristig, will die Gewerkschaft deshalb den wirtschaftlich stärksten Kollektivvertrag – also den der AUA – „satzen“, also für alle für gültig erklären, lassen.

Damit kämen auch „KV-freie“ Airlines zu entsprechenden Regeln, und andere wie Lauda sollten höhere Standards der AUA auf sich anwenden können. Ein solcher Antrag an das Sozialministerium soll in den nächsten ein, zwei Wochen erfolgen.

Sorge um Ryanair-Flugzeuge in Wien

Sorge bereiten Laudamotion-Piloten Androhungen von Ryanair, ab Herbst vier eigene Flugzeuge in Wien zu stationieren, um den Flugbetrieb hier billiger abzuwickeln als mit der Lauda-Flotte. Auch vom potenziellen Einsatz von Leiharbeitern einer polnischen Ryanair-Tochter ist die Rede, sollte der Betrieb der Flotte in Wien nicht profitabler werden. Die Gewerkschaft sieht die Basis Wien in Gefahr.

Zusätzlich genährt wurden die Ängste der Lauda-Leute am Mittwoch, weil Lauda offenbar in Zusammenhang mit dem portugiesischen Faro genannt wurde. Die Ryanair-Basis Faro wird nach Angaben von portugiesischen Gewerkschaftern aufgelassen. Sollten in der Folge Flugzeuge von Lauda aus Wien nach Faro überstellt werden, würde das die hiesigen Crews ihre Jobs kosten.

Luftfahrtexperte Kurt Hofmann

„Man muss wissen, Ryanair ist bei dem Thema in Wien relativ emotionslos“, sagte Luftfahrtexperte Kurt Hofmann im „Wien heute“-Studiogespräch.

Experte: Fraglich, ob alle Fluglinien mitmachen

Der österreichische Luftfahrtexperte Kurt Hofmann ist skeptisch, ob sich alle Fluglinien an den Kampfmaßnahmen beteiligen werden. „Ein CEO einer in Wien beteiligten Billigfluglinie hat mir soeben mitgeteilt, seine Belegschaft wird hier sicher nicht mitmachen. Also ob hier alle an einem Strang ziehen, wird sich weisen“, sagte Hofmann gegenüber „Wien heute“.

Dass sich Lauda und Level, die beide in ausländischem Besitz sind, an einem Kollektivvertrag beteiligen, sieht Hofmann als „eher unrealistisch an“. Zum Austausch des heimischen Personals mit Piloten und Flugbegleitern aus Polen meinte Hofmann: „Hier wird eigentlich relativ emotionslos umgegangen, zudem ja Ryanair eine EU-Fluglinie ist und Flugzeuge in ganz Europa verteilen kann, wo es ideal ist.“ Den Personaltausch würde vielleicht auch Level „durchziehen in Österreich, wenn es hier mit einem Kollektivvertrag zu teuer wird“.