Kreuzfahrtschiffe im hafen Wien
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Verkehr

Kreuzfahrttourismus sorgt in Wien für Ärger

Der Städtetourismus boomt, jedoch nicht zur Freude aller. Besonders die Kreuzfahrtschiffe sorgen für Proteste, wie in Venedig oder Barcelona. Sie bringen viele Touristen, die die Innenstädte verstopfen – in kleinerem Maß kennt man das Problem auch in Wien.

Hier sind es die Flusskreuzfahrten auf der Donau, die jährlich hunderttausende Besucher in die Stadt bringen, oft nur für wenige Stunden. Die Kreuzfahrtsschiffe, die an der Reichsbrücke anlegen, tragen Namen wie „Amadeus“, „Viking Prestige“ oder „River Princess“. Zehn bis zwölf Schiffe sind es täglich, die hier auf ihrer Fahrt zwischen Budapest und Passau einen Zwischenstopp einlegen, mit jeweils rund 200 Passagieren an Bord.

Mit dem Bus in die Stadt

Allein über Fluss-Kreuzfahrten kommen jährlich 370.000 Touristen nach Wien. Großteils sind es US-Amerikaner auf Europatrip. Manche Kreuzfahrtschiffe bleiben zwei Tage in Wien, manche nur wenige Stunden. Zwischen 8.00 und 9.00 Uhr früh stehen dutzende Busse neben der Reichsbrücke Schlange. Sie bringen die Wien-Besucher nach Schönbrunn oder zum Ring.

Ein Kreuzfahrtschiff und ein Bus
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Kreuzfahrttouristen werden direkt in Busse verfrachtet und in die Stadt gebracht

„Es kommt nahezu zu einem Overkill“, meint die Präsidentin der Hoteliersvereinigung, Michaela Reitterer. Die Touristen brächten keine Wertschöpfung. „Am Schiff ist es so, die Leute frühstücken dort, fahren dann in die Stadt und fahren zum Mittagessen wieder dort hinaus. Im besten Fall trinken sie vielleicht irgendwo einen Kaffee.“

Passagierzahlen verdreifacht

Die Passagierzahlen haben sich in den letzten 15 Jahren nahezu verdreifacht. Nach den 370.000 im Vorjahr dürften es heuer noch mehr werden und die Hafengesellschaft mehr Anlegegebühren kassieren. Was die Tochter der Wien-Holding freut, ist für die Touristiker ein zweischneidiges Schwert.

Einfahrtsgebühren für die Busse stellt sich etwa Reitterer vor, abhängig von Saison und Tagezeit. Dass bei den Bussen etwas geschehen muss, sieht auch der Chef der Anlegestelle Roland Schrems so und kündigt Maßnahmen an: „Wenn jetzt alle glauben, sie müssen um 9.00 Uhr wegfahren nach dem Frühstück, dann wird das irgendwann mal ein Ende finden.“ Man sei dabei mit den Reedern neue Angebote zu schmieden.

Tourismusdirektor gegen Einfahrtsgebühren

Flusskreuzfahrt-Touristen sind oft einkommensstark und betagt, sagt Tourismusdirektor Norbert Kettner. Dass diese mit Reisebussen in der Innenstadt in kurzer Zeit viel öffentlichen Raum einnehmen, sei ein Problem, sagt Kettner, aber: „Von Einfahrtsgebühren halte ich wenig. Ich halte das für eine Verzweiflungstat. Klar ist dass dieser Bereich des Tourismus geregelt gehört.“ Es muss ja nicht immer der Bus sein, Touristen könnten unter anderem mit der U-Bahn in die Stadt fahren, meint Kettner.