Außenansicht der Villa Blum
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Kultur

Die bewegte Geschichte der „Villa Blum“

Die „Villa Blum“ in Hietzing ist vor knapp 100 Jahren erbaut worden. Die jüdischen Besitzer wurden 1941 von den Nazis enteignet. Heute befindet sich dort die „Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik“. Nun wurde die bewegte Geschichte beleuchtet.

„Wir sind hier und arbeiten hier und lehren hier in einem Gebäude, das auch beschlagnahmt worden ist, wo ja Leute in die Flucht geschlagen worden sind. Die dann zum Glück das Haus wieder bekommen haben, aber trotz allem ist es historisch belastet“, sagt Rektor Thomas Haase, der die geschichtliche Aufarbeitung initiiert hat, gegenüber „Wien heute“.

1922 zog das Industriellen-Ehepaar Leopold und Meta Blum in die Villa in der Angermayergasse ein, die von Architekt Carl Witzmann erbaut worden ist. Gelebt hat das jüdische Ehepaar hier mit einer Pflegetochter und zwei adoptierten Kindern. „Die Familie hat hier ein großbürgerliches Leben geführt, sie hatten auch viele prominente Freundinnen und Freunde hier. Bis das Jahr 1938 gekommen ist. Da musste die Familie dann fliehen“, sagt Haase.

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Büro in der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, die in der Villa Blum untergebracht ist
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Heute ist in der Villa die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik untergebracht
Außenansicht der Villa Blum in der heute die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik untergebracht ist
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1952 verkaufte die Familie Blum die Villa an das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft
Eingangsbereich der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
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Heute hat die Hochschule rund 650 Studierende
Stiegenhaus in der ehemaligen Villa Blum
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Die Villa wurde von Architekt Carl Witzmann geplant
Hörsaal der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
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Ende der 1950er Jahre erfolgte ein umfangreicher Um- und Ausbau für die Hochschule
Luster in der Villa Blum
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Die Vergangenheit des Hauses ist an der Hochschule noch deutlich spürbar
Außenansicht der Villa Blum
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Von Gestapo beschlagnahmt

Leopold und Meta Blum sind nach New York geflüchtet. Lucy Blum, später verheiratete Mertens, ist mit ihrem Man in die Dominikanische Republik geflohen. Die Villa wurde von der Gestapo beschlagnahmt und an den Flugzeugwerk-Besitzer Ernst Heinkel verkauft. Die in den Südhang gegrabenen alten Keller wurden von Heinkel ausgebaut und während des Zweiten Weltkrieges zur Herstellung von Flugzeugmotoren genutzt. „Heute sind sie wegen des eingedrungenen Grundwassers gesperrt“, heißt es auf einer Online-Plattform für den 13. Bezirk.

Großer Ausbau Ende der 1950er-Jahre

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Lucy Blum-Mertens aus dem Exil ein Restitutionsansuchen gestellt. 1947 wurde dem Rückstellungsbegehren der Tochter Leopold Blums stattgegeben. Drei Jahre später war sie Eigentümerin der Liegenschaft, 1951 übergab sie den Besitz ihrer Mutter, die ihn 1952 an das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft verkaufte.

Auf Zeitreise in der „Villa Blum“

„Wien heute“-Redakteurin Gabriele Hassler hat mit dem Rektor Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik der über die bewegte Vergangenheit der „Villa Blum“ gesprochen.

Seit 1954 befindet sich hier die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. 1958/59 erfolgte ein umfangreicher Um- und Ausbau des Gebäudes mit einem Hörsaal für 100 Personen, drei Klassenräumen und einem Heim für rund 70 Studierende. Heute studieren hier 650 Menschen.