Galerie Westlicht von außen
ORF.at/Sonja Ryzienski
ORF.at/Sonja Ryzienski
Kultur

Zukunft der Fotogalerie WestLicht gesichert

Die Zukunft des Wiener Fotomuseums WestLicht scheint gesichert – dank erhöhter Subventionen und trotz abermaligem Abspringen eines Großsponsors. Unterstützung kam von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und Kulturminister Alexander Schallenberg.

So habe Bierlein erwirkt, dass die Subventionen von Bundesseite für 2020 auf 100.000 Euro verdoppelt werden, freute sich Gründer Peter Coeln am Montag. Das sei für ihn eine ganz neue Erfahrung im Umgang mit der Politik, freute sich Coeln: „Ich war bis dato immer nur der Bittsteller.“ Gefragt sei nun der zweite große Subventionsgeber: „Jetzt ist noch offen, wie die Stadt Wien sich verhält.“

Hier habe man stets auf eine Erhöhung von Bundesseite gedrängt, bevor man selbst nachziehe. Man sei hier im guten Einvernehmen, weshalb er hoffe, dass auch die Stadt ihre Unterstützung von 50.000 Euro erhöhe. Auch er selbst beteilige sich aus seinem Privatvermögen. „Mit den entsprechenden Sparmaßnahmen wird das WestLicht überleben“, zeigte sich Coeln zuversichtlich.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Ein schwarz-weißes Foto von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein
Peter Coeln
Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, 2019, aufgenommen mit dem Susse Frères Daguerréotype von 1839
Eine Brieftaube mit einer Kamera an den Füßen
Westlicht
Neubronners Brieftaubenkamera, Deutschland 1908
Daniel Spoerri beugt sich über einen Glaskasten mit Kameras
Peter Coeln
Daniel Spoerri, 2010, aufgenommen mit dem Susse Frères Daguerréotype von 1839
Eine Daguerréotype Kamera aus hellem Holz
Westlicht
Prokesch, Daguerréotype Kamera, Wien 1839/40
Elfie Semotan auf einem roten Stuhl sitzend
Peter Coeln
Elfie Semotan, 2012, aufgenommen mit dem Susse Frères Daguerréotype von 1839
Eine schwarze Daguerréotype-Kamera aus Holz
Westlicht
Susse Frères Daguerréotype, Frankreich 1839

Umgang mit Sammlung noch offen

Noch 2017 hatte der Fotopionier die Schließung der Institution in den Raum gestellt, nachdem Sponsor Leica sich zurückgezogen hatte. Zwar war Polaroid mit einer Zusage von bis zu 400.000 Euro in die Bresche gesprungen, aber auch dieser Großsponsor ist aufgrund einer Änderung im Management für kommendes Jahr schon wieder perdu. Dennoch wachse die Zahl der Besucher, ebenso die Einnahmen durch Fremdvermietungen. „Ich bin sehr positiv gestimmt“, unterstrich Coeln, der auf 120 Ausstellungen in den vergangenen 18 Jahren mit über 1,1 Millionen Besucher zurückblicken kann.

Offen ist hingegen weiterhin die Frage, was mit der Sammlung langfristig geschehen soll. 2017 hatte Coeln angeboten, seine rund 120.000 Fotos sowie 22.000 Bücher umfassende Kollektion der Republik zu schenken – wenn diese im Gegenzug eine eigene Institution etabliere. Die sich darauf entspinnende Diskussion um ein eigenes Fotomuseum – möglicherweise am Standort Salzburg – führte bis dato noch nicht zu einem Ergebnis.

Neue Kameraausstellung feiert 180 Jahre Fotografie

Bis dahin wird aber erst einmal 180 Jahre Fotografie gefeiert – und zwar mit einer Kameraausstellung. Schließlich stellte vor exakt 180 Jahren, am 19. August 1839, Louis Jacques Mande Daguerre der französischen Akademie der Wissenschaften sein nach ihm benanntes Fotoverfahren vor – mehr dazu in oe1.ORF.at. Zu sehen ist auch die nur vier Tage nach der Weltpremiere, am 23. August 1839, erstmals beworbenen Susse Freres Daguerreotype als erste kommerziell hergestellte Kamera der Welt.

Älteste Foto-Kamera in Wien

Die erste kommerziell hergestellte Foto-Kamera der Welt wird nun in der Galerie Westlicht gezeigt. Und man kann damit immer noch gute Fotos machen.

Das Wiener Exemplar ist zugleich das einzig erhaltene weltweit. „Jedes französische Museum beneidet uns, das wir sie haben“, so Coeln schelmisch. Und das dieses historische Werkzeug nach wie vor seinen Dienst tut, demonstriert die Galerie von Prominenten, die Coeln mit ihr fotografiert hat – darunter als jüngstem Zugang Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein.

Die Daguerreotype ist gleichermaßen das Herzstück des WestLicht-Kameramuseums, dessen Dauerschau nun neu gestaltet wurde. Die Exponate, darunter Skurrilitäten wie eine Brieftaubenkamera aus 1910, wurden aus Anlass des Jubiläums „mit ein bisschen mehr Logik“ arrangiert, umriss Coeln das neuen Konzept. Man richte sich nun mehr an allgemeine Besucher denn ein reines Fachpublikum.